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Mittwoch, 24. Dezember 2008

Gloria in excelsis deo ... Ehre sei Gott in der Höhe - wofür eigentlich?

Wenn der Pfarrer wieder so schön gepredigt, der Kirchenchor so schön gesungen, der Posaunenchor so kraftvoll geblasen, die Orgel so zart prä- und postludiert hat und die Kinder wieder so rührend das Krippenspiel vorgeführt haben, ist er ganz beiseite gerückt, dessentwegen all das geschehen sollte: der gute Gott ... mit seinem Kind.
Eigentlich geschieht alles doch ihm zu Ehren, alles geschieht, um ehrerbietend an ihn weitergereicht zu werden, mehr noch: An Weihnachten liegt in seiner Krippe inmitten der Kirche das Kind und alles Geschehen weist auf seinen Geburtstag - in dieser Heiligen Nacht.
Menschen neigen dazu, dem Papst, dem Pfarrer, dem Kirchen- oder Posaunenchor oder den Kindern die Ehre zu geben, Beifall zu spenden ... wer hat denn schließlich so schön gesprochen, so schön gespielt?

Hat man den Kindern ihr inneres Wissen gelassen, dass sie Geburtstag feiern mit dem Kind in der Krippe?
Oder ist dieses innere Wissen mit allen möglichen Geschenken zugedeckt?
Spricht der Pfarrer ganz im Bewusstsein dieses Kindes?
Hören die Kirchenbesucher mit kindlichen Ohren?
Oder bleiben die Augen stumpf ...

Den Hirten war die Bedeutung von Weihnachten bewusst: Sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten. Keine Frage: eine Heilige Nacht.
Sie inszenierten sich nicht selbst.
Ihnen war das Vermächtnis des Augenblicks gewärtig: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein gutes Urteilsvermögen.

Ja, Luther übersetzte Wohlgefallen, aber Eudokia im Griechischen heißt auch gutes Urteilsvermögen ... und das fehlt leider den Menschen in der Folge.
Denn vor lauter Wohlgefallen vergessen sie in den folgenden Jahrtausenden die Wahrheit um Weihnachten:
Die Liebe kommt auf die Erde in Gestalt dieses Kindes und das, obwohl Gott weiß, dass das Neugeborene gleich den Herodeskräften ausgesetzt sein wird und auf die Flucht gehen muss, dass sein Sohn, die Liebe, ständigen Angriffen begegnet, die Menschen sie mehrheitlich töten wollen und werden und sich auf Golgatha dem irren Vergnügen hingeben, dies erfolgreich getan zu haben.
Gut, dass die Liebe sich nicht an die Spielregeln der Lieblosen hält und nicht wirklich stirbt.
Immer aber wieder wird die Liebe gekreuzigt, auch und gerade an Weihnachten, immer dann, wenn in Kirchen sich Menschen selbst inszenieren, wenn sie dem goldenen Kalb des Konsums die Ehre geben und der Weihnachtsbraten wichtiger ist als die Nahrung für die Seele.

WEIHNACHTEN ist die Geburt eines Bewusstseinszustandes, der Wirklichkeit eines ganz neuen Bewusstseins, das in den Menschen möglich, aber nicht von selbst wirklich ist. Für seine Wirkung muss Raum im Inneren sein. Es muss ein Stall dasein.
Unser Wort Stall kommt von germanisch stal und bedeutet Standort, Stelle.
Hat dieses wertvollste Bewusstsein der Menschheit in all den weihnachtlichen Inszenierungen den Stellen-Wert, der ihm gebührt?

Um das Jahr 1520 hat ein Mann namens Nikolaus Decius seinem Bedürfnis stattgegeben, dem ehrlichen Gloria Ausdruck zu verleihen: Aleyne God yn der Höge sy eere - so hat er damals geschrieben, und heraus kam ein Lied, das man selten als Weihnachtslied singt, das aber wirklich eines ist:

Allein Gott in der Höh' sei Ehr'
Und Dank für seine Gnade,
Darum daß nun und nimmermehr
Uns rühren kann kein Schade.
Ein Wohlgefall'n Gott an uns hat,
Nun ist groß' Fried' ohn' Unterlaß,
All' Fehd' hat nun ein Ende.

Warum also dieses Allein Gott in der Höh sein Éhr,
dieses Gloria in excelsis deo?

Wir werden es nur erfahren,
wenn wir in unsere eigene
innere Kapelle gehen und dort 
die Wirklichkeit des Kindes finden.

* Obiges Bild von Stanislaw Kmiecik ist erschienen im Mund- und Fußmalende Künstler Verlag, Stuttgart, unter BD 419. In diesem Verlag veröffentlichen Mund- und Fußmalende Künstler wunderschöne Werke, u.a. als Weihnachtspostkarten.

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