Wenn ich mich nachts manchmal fernsehweise durch die Sender zappe - seitdem es so viele Programme gibt, guckt man ja nicht wirklich oder höchst selten einen Film oder eine Sendung von vorn bis hinten an, eigentlich eher schade - verweile ich gern länger bei Frank Elstners "Menschen der Woche", wenn ich zufällig auf diese Sendung treffe, nicht nur deshalb, weil dieser Mann oft Leute eingeladen hat, die tatsächlich etwas zu sagen haben, sondern weil ich auch dessen unaufgeregte Gesprächsführung liebe und die Tatsache, dass er als einer der wenigen im Fernsehen in der Lage ist, sich zurückzunehmen, sich also nicht selbst in den Vordergrund spielt. Zudem kann er wirklich zuhören; wenn die Kamera ihn einblendet, dann ist da ein Mensch zu sehen, dessen Fokus wirklich auf den Gegenüber als Mensch gerichtet ist.
So war es auch in dem Gespräch mit Joachim Fuchsberger, den er als Freund auch sicherlich eingeladen hatte, damit jener Werbung für sein neues Buch Altwerden ist nichts für Feiglinge promoten könne; das finde ich nicht verwerflich, man ist da schlimmere versteckte Promotion gewöhnt.
Ich finde Joachim Fuchsberger einen ziemlich, meistens sogar sehr authentischen Mann. Ein Satz von ihm in dem Gespräch hat es mir vor allem angetan, als er nämlich sagte:
Ich springe eine Hürde, wenn sie da ist, und nicht vorher.
Das ist wirklich eine Lebensweisheit und sie sich bewusst zu machen, tut mir selbst spürbar gut. Wie viele Ängste zum Beispiel bauen wir im Vorhinein auf? Wie groß machen wir manche Hürde, die sich später als ziemlich klein erweist? Wie oft springen wir manche Hürde in Gedanken, obwohl unsere innere Lebensweisheit will, dass sie von uns nur einmal gesprungen wird?
Das gilt für den Zahnarzt, für Prüfungen, für wichtige Gespräche, aber wir können sie auch an scheinbar nebensächlichen Hürden üben, und dabei muss ich über mich selbst lächeln:
Meistens habe ich meinen kleinen Rucksack, indem ich mein Regencape mittrage, falls die Wolken Regen ankündigen, wenn ich mit den Stöcken nordicwalkend unterwegs bin, nicht dabei. Auch gestern nicht. Nach 10 Minuten habe ich es schon bereut. Es zogen so dunkle Wolken über mich hinweg und so tief, dass ich glaubte, dass es tiefer nicht mehr gehe. Und vom Schwarzwald her kam eine massiv dunkle Wolkenwand, großflächig, drohend, tief hängend. Das hatte ich in den letzten Tagen immer wieder erlebt, wenn auch nicht so krass. Und immer hatte ich meinen Regenschutz nicht dabei gehabt. Gestern nun fiel es mir wirklich schwer, die Hürde nicht im Vorhinein springen zu wollen, nicht mir Sorgen zu machen, denn Regen bei 12 Grad macht keinen Spaß, wenn man noch 45 Minuten vom warmen Bad weg ist.
Aber es ist so, wie ich es sage: Als ob mich mein Inneres necken wolle, kamen ein paar Tropfen, eine Minute lang, ansonsten blieb ich strohtrocken. Wie in der letzten Zeit immer.
Über meine geliebten Felder zu laufen und Falken und Bussarde zu beobachten, den Pferden, die ich kenne, guten Tag zu sagen oder den zwei Lamas, die es tatsächlich auf einem Gestüt gibt, das finde ich wunderschön.
Da kann einem das ständige Springen über eine Hürde mächtig den Spaß versauen - auf Deutsch gesagt. Wenn man ständig an den kommenden Regen denkt, ist es vorbei mit dem Genuss, der Erholung, dem, was die Natur so gern darreicht.
Ich lerne in letzter Zeit sehr bewusst, die Hürden nicht zu springen.
Da war die Sendung und die Aussage Joachim Fuchsbergers wie das Tüpfelchen auf dem >i<
Nicht ein einziges Mal, wie gesagt, hat es in den letzten Tagen, wenn ich unterwegs war, wirklich geregnet, dabei fiel davor und danach, also wenn ich noch oder wieder zu Hause war, genug Niederschlag ... !
Seltsam, wie sich die Realität an meiner Vorstellung orientiert.
Im Grunde weiß ich, dass es gar nicht seltsam ist.
Wer weiß, wie viele Hürden ich im Leben schon aufgestellt habe, die es eigentlich gar nicht hätte geben müssen. Wie viele ich viele Male gesprungen bin. Oder sie unnötig erhöhte ...
Schluss damit!
PS: Wer sich diese Stelle im Gespräch original ansehen möchte, kann dies mittels der Mediathek des SWR tun - hier der Link, am besten unten Minute 63 einstellen, wer mit etwas Anlauf zu der Aussage Joachim Fuchsbergers kommen möchte.
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