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Mittwoch, 6. April 2016

Über die Bedeutung der Echtheit von Gefühlen und was man beim Helfen-Wollen beachten sollte.

Ein interessantes und gutes Interview über die Bedeutung des Sich-Einfühlens, des Abstand-Haltens, der Bedeutung der Tiefe von Gefühlen und was wir offensichtlich nicht ganz unbegründet bisweilen in Bezug auf die Echtheit von Gefühlen bei Anderen spüren (z.B., dass ich das Gefühl habe, die Gefühle von Joachim Gauck und Angela Merkel sind sowas an der Oberfläche ...):

Spektrum.de: Herr Professor Esch, macht helfen glücklich?

Tobias Esch: Grundsätzlich ja. Einer der zentralen Wege zum Glück liegt im Altruismus, also darin, etwas zu tun ohne die Aussicht, etwas dafür zurückzubekommen. Ich erlebe Sinnhaftigkeit durch die Verbundenheit mit anderen Menschen, die auf meine Hilfe warten oder sogar auf sie angewiesen sind. So fördere ich nicht nur das Glück der anderen, sondern auch mein eigenes.

Spektrum.de: Dann müssten ja Menschen in helfenden Berufen, wie etwa Ärzte oder Psychotherapeuten, besonders glücklich sein?

Tobias Esch: Das könnte man meinen, denn alle Voraussetzungen zum Glücklichsein sind in diesen Berufen vorhanden. Deswegen üben sie auch seit jeher eine große Faszination auf uns aus. Leider läuft hier etwas verkehrt: Viele Kollegen verzweifeln am Unglück der anderen, sind überlastet, erleiden ein Burnout oder bekommen eine Depression. Auch Suchtprobleme und Suizide treten zum Beispiel statistisch gesehen unter Ärzten häufiger auf.

hier: http://www.spektrum.de/news/viele-aerzte-und-therapeuten-verzweifeln-am-unglueck-anderer/1389591

Was im Interview nicht angesprochen wird:

Ich vermute, eine entscheidende Voraussetzung, um wirklich helfen zu können, ohne selbst krank zu werden, ist, dass man nicht hilft, weil einem in der Kindheit selbst nicht wirkliche Hilfe und Vertrauen zuteil wurde und man unbewusst aus genau diesem Grund anderen helfen will (damit es ihnen nicht auch so geht wie einem selbst) oder weil in Wahrheit selbst Hilfe sucht bzw. einen Schlüssel zur Hilfe.

Wenn solche Motivationen vorliegen, dann wird man beim Helfen irgendwann krank. Ein Symptom dafür kann sein, dass man irgendwann erbost darüber ist, dass man zu wenig Dank oder Gegenleistung bekommt.

Wenn eine oben angesprochene Situation in der Kindheit vorliegt, kann man dennoch ein klasse Therapeut werden, denke ich, wenn man diese Situation aus der Kindheit bearbeitet hat. Dann ist man wirklich erwachsen und hat  zudem die Erfahrung, wie es ist, als Kind zwischen und in den emotionalen Seilen zu hängen. - Mit dieser Erfahrung im Rücken kann man andere umso besser verstehen.
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