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Thomas wurde wohl 1379 in Kempen geboren und folgte mit ungefähr 13 Jahren seinem um 15 Jahre älteren Bruder in das niederländische Deventer nach, wo er die Stadtschule besuchte.
Mit 20 Jahren wechselte er nach Zwolle und trat dort in das Augustinerchorherrenstift St. Agnetenberg vor den Toren der Stadt ein, dem seit 1398 als erster Prior sein Bruder Johannes vorstand.
Wie manch anderem in seinem Orden kam auch Thomas die Aufgabe zu, geistliche und liturgische Schriften sowie die Bibel abzuschreiben.
Um 1420 begann Thomas dann aber auch, eigene geistliche Schriften zu verfassen: Traktate, Predigten, Briefe, Gebete, Lieder und Übungstexte, insgesamt 36 Werke ganz unterschiedlichen Umfangs.
Thomas Hemerken von Kempen starb 91-jährig am 25. oder 26. Juli 1471.
Hier ein Auszug aus dem dritten Kapitel seiner einstmals so bekannten Schrift:
Wer die Lehre Christi in ihrer Fülle kennenlernen will,
der muß mit allem Ernst darauf dringen,
daß sein ganzes Leben gleichsam ein zweites Leben Jesu werde.
Was nützt es dir doch,
über die Dreieinigkeit hochgelehrt streiten zu können,
wenn du die Demut nicht hast,
ohne die du der Dreieinigkeit nie angenehm werden kannst?
Wahrhaftig,
hohe Worte machen den Menschen nicht heilig und gerecht,
sondern ein Leben voll Tugend, das macht bei Gott uns angenehm.
Es ist mir ungleich lieber, Reue und Leid im zerschlagenen Herzen zu empfinden,als aus dem Kopfe eine schulgerechte Erklärung geben zu können,was Reue sei.
Hättest du die ganze Bibel und die Sprüche aller Weisen im Gedächtnis,
hättest aber dabei nicht die Liebe Gottes,
seine Gnade nicht im Herzen: wozu hülfe dir all jenes ohne dieses Einzige?
O Eitelkeit der Eitelkeiten,
alles ist Eitelkeit
außer Gott lieben und ihm allein dienen. Das ist die höchste Weisheit:
Durch Verschmähung der Welt zum himmlischen Reich hindurchdringen.
Also ist es Eitelkeit,
vergängliche Reichtümer zu sammeln und darauf seine Hoffnungen zu bauen.
Also ist es Eitelkeit,
nach hohen Ehrenstellen zu trachten und gern sich obenan zu setzen.
Also ist es Eitelkeit,
den Lüsten des Fleisches sich zu überlassen und Freuden nachzujagen,
die uns einst die empfindlichsten Strafen zuziehen werden.
Also ist es Eitelkeit,
nur immer zu wünschen,
daß man lange lebe
und wenig darum sich zu bekümmern,
daß man fromm lebe.
Also ist es Eitelkeit,
das Auge hinzuheften auf das gegenwärtige und nie hinauszublicken auf das kommende Leben.
Also ist es Eitelkeit,
sein Herz an das zu hängen,
was so schnell vorübergeht
und nicht dorthin zu eilen,
wo ewige Freude wohnt.
Erinnere dich doch oft an den Spruch des Weisen:
Das Auge kann nicht satt sich sehen,
nicht satt sich hören das Ohr. Reiß also dein Herz los von den sichtbaren Gütern und erhebe es zu den unsichtbaren.
Denn die ihrer Sinnlichkeit blind folgen, beflecken ihr Gewissen und verlieren die Gnade Gottes.
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