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Mittwoch, 5. Oktober 2022

Bei C.G. Jung spukte es im Außen - bei vielen von uns spukt es im Inneren (und wir halten diesen Spuk für normale Realität)

Es war die Zeit vor der Abfassung der“Septem Sermones ad Mortuos“, sieben Predigten, die an die Toten gerichtet waren, als C.G. Jung sich intensiv mit dem Unbewussten beschäftigte. Es war auch jene Lebensphase (ab 1914), als das berühmt-berüchtigte Rote Buch entstand, das seine Familie noch viele Jahre nach seinem Tod unter Verschluss hielt. Er schrieb in ihm von 1914 bis 1930, beginnend damit, als er in einer tiefen Krise war und an der Menschheit glaubte, verzweifeln zu müssen.

Den einzigen Teil, den er privat drucken und an dem er Ausgewählte teilhaben ließ, waren obige sieben Predigten. Im Anhang seiner Autobiographie „“Erinnerungen, Träume, Gedanken …“ ist allerdings zu lesen: „Später bezeichnete er die Unternehmung als Jugendsünde und bereute sie.“ Ob damit die Veröffentlichung gemeint ist oder das Schreiben der Predigten, ist leider nicht ersichtlich. Das Original-Zitat kenne ich leider nicht.

Seine Erinnuerungen an diese Zeit finde ich aus mehreren Gründen bemerkenswert - es heißt in seiner Autobiographie:

Ganz allmählich zeichnete sich ihn mir eine Wandlung ab. Im Jahre 1916 spürte ich einen Drang zur Gestaltung: ich wurde sozusagen von innen her gezwungen, das zu formulieren und auszusprechen, was gewissermaßen von Philemon hätte gesagt werden können. So kamen die „Septem Sermones ad Mortuos“ mit ihrer eigentümlichen Sprache zustande.

Es begann damit, dass eine Unruhe in mir war, aber ich wusste nicht, was sie bedeutete, oder was „man“ von mir wollte. Es war eine seltsam geladene Atmosphäre um mich herum, und ich hatte das Gefühl, als sei die Luft erfüllt von gespenstischen Entitäten. Dann fing es an, im Hause zu spuken: meine älteste Tochter sah in der Nacht eine weiße Gestalt durch Zimmer gehen. Die andere Tochter erzählte – unabhängig von der ersten – es sei ihr zweimal in der Nacht die Decke weggerissen worden, und mein neunjähriger Sohn hatte einen Angsttraum. Am Morgen verlangte er von der Mutter Farbstifte, und er, der sonst nie ein Bild gemalt hätte, zeichnete den Traum. Er nannte es „Das Bild vom Fischer“. Durch die Mitte des Bildes läuft ein Fluss, ein Fischer mit einer Angelrute steht am Ufer. Er hat einen Fisch gefangen. Auf dem Kopf des Fischers befindet sich ein Kamin, aus dem Feuer schlägt und Rauch aufsteigt. Von der anderen Seite des Ufers kommt der Teufel durch die Luft geflogen. Er flucht, dass ihm die Fische gestohlen würden. Aber über dem Fischer schwebt ein Engel, der sagt: „Du darfst ihm nichts tun: er fängt nur die bösen Fische!“ Dieses Bild hatte mein Sohn an einem Samstagmorgen gezeichnet.

Am Sonntag gegen 5 Uhr nachmittags läutet es an der Haustür Sturm. Es war ein heller Sommertag und die zwei Mädchen waren in der Küche, von der man den offenen Platz vor der Haustür übersehen kann. Ich befand mich in der Nähe der Glocke, hörte sie und sah wie der Klöppel sich bewegte. Alle liefen sofort an die Tür, um nachzuschauen, wer da sei, aber es war niemand da! Wir haben uns nur so angeschaut! Die Luft war dick, sage ich Ihnen! Da wusste ich: jetzt muss etwas geschehen. Das ganze Haus war angefüllt wie von einer Volksmenge, dicht voll von Geistern. Sie standen bis unter die Tür, und man hatte das Gefühl, kaum atmen zu können. Natürlich brannte in mir die Frage: „Um Gottes willen, was ist denn das?“ Da riefen sie laut im Chor:„Wir kommen zurück von Jerusalem, wo wir nicht fanden, was wir suchten.“ Diese Worte entsprechen den ersten Zeilen der „Septem Sermones ad mortuos“.

Dann fing es an, aus mir rauszufließen, und in drei Abenden war die Sache geschrieben. Kaum hatte ich die Feder angesetzt, fiel die ganze Geisterschar zusammen. Der Spuk war beendet. Das Zimmer wurde ruhig und die Atmosphäre rein. Bis zum nächsten Abend hatte sich wieder etwas angesammelt, und dann ging es von neuem so. Das war 1916. (…)

Davon abgesehen, dass ich die Forschungsergebnisse Jungs heute spirituell für nicht mehr zielführend halte, wobei sie das Bewusstsein unserer Gesellschaft bisher maßgeblich mitgeprägt haben - ich denke da an die Archetypen der Anima und des Animus -, vermute ich, es spukt auch heute - den Begriff „Spuk“ halte ich im Übrigen für ziemlich unglücklich, weil irreführend -, allerdings im Inneren der Menschen, wobei sie diesen sogenannten Spuk recht stolz für ihre innere Realität halten. Doch ist es eben meist nicht die ihre.

Alle Kräfte des Kosmos, sowohl die dunklen als auch die lichtvollen, denken und fühlen und wir sind oft genug die Briefkästen und Adressaten. Und wenn man unsere Welt derzeit anschaut, dann sind die dunklen, irreleitenden Kräfte im Erreichen der Adressaten, also uns, wesentlich erfolgreicher.

Was schafft Abhilfe?

Ein Kater.

Er ist in der Lage, den - wie es in der Gralsmythe des Wolfram von Eschenbach heißt - Zauber des Clinschor zu bannen.

Man muss dieses Bewusstsein und seine Fähigkeit nicht in der Gestalt eines Katers erfassen, aber das Märchen vom gestiefelten Kater tut es, und wenn man dieses Märchen versteht und sich danach ausrichtet, könnte die Erde binnem Kurzem ein ganz anderes Bewusstsein haben.

Dazu im nächsten Beitrag mehr.

Wer das Märchen vom ´Gestiefelten Kater´schon einmal lesen möchte: https://bit.ly/3CCs863

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