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Montag, 22. Oktober 2007

Überall blühen Narzissen

Bildquelle: www.englisch-hilfen.de

Narziss ist in der griechischen Sage der Sohn des Flussgottes Kephissos und ein "schöner" Jüngling.
Was er nicht hätte tun sollen: die Liebe der ohnehin schon so geplagten Nymphe Echo zu verschmähen. So wird er damit bestraft, sich in ihrem Teich in sein im Wasser geschautes Spie- gelbild zu verlieben. In übergroßer, unstillbarer Sehnsucht verzehrt er sich schließlich nach sich selbst und wird in eine Blume verwandelt: die Narzisse.Seelisch gesehen finden wir die narzisstische Persönlichkeit in Menschen, die sich ständig spiegeln müssen, sei es zum Beispiel in realen (Wasser-)Spiegeln oder auch mit Hilfe anderer Menschen, indem sie vor allem danach schauen, wie sie selbst zu gefallen wissen, wie sie selbst wirken. Das Drama der narzisstischen Persönlichkeit besteht darin, dass sie immer nur die eigene (Wasser-)Oberfläche spiegelt, den schönen Schein. In die Tiefen des Wassers, des Wassers der eigenen Seele dringt ihr Blick nicht vor. Wir können Sie u.a. täglich im Fernsehen in eitlen Pfauengestalten sehen.
Übrigens: Wenn wir genau hinhören, schreien Pfauen grässlich. Manchmal blüht der Narzissmus auch ganz im Verborgenen und bisweilen verwelkt die narzisstische Persönlichkeit sehr schnell, ertränkt in ihrer Scham. In Wahrheit nämlich schämt sich Narziss, weiß er doch im Grunde seiner Seele, dass er nicht schön ist, sondern nur selbstgefällig, dass er ein falsches Selbst lebt, nicht sein wahres. In diesem Zusammenhang ist die Spiegel- bzw. Wassersymbolik im Narzissmythos bemerkenswert: Des Menschen Seele gleicht dem Wasser, schreibt Goethe angesichts des Staub- bachwasserfalls im Lauterbrunnental. Menschen begegnet das Wasser auf die unterschiedlichste Weise: Täglich ertrinken manche in ihm; täglich trinken wir Erdenbewohner es, täglich ist es den Menschen Schrecken und Labsal zugleich.
Wie auch immer wir es erleben: Wir bedürfe n seiner, denn wir bestehen zu über 70 Prozent selbst aus ihm. Der Wasserbereich symbolisiert die Ebene der Gefühle. Daran erkennen wir, wie viel der Gefühlsbereich in unserem Leben ausmacht, auch wenn es viele Menschen nicht wahrhaben wollen. Das eben liegt daran, dass man Gefühle nur fühlen kann.
Wie aber will jemand, der seine Gefühle in seiner Ursprungsfamilie nur sehr bedingt wahrnehmen durfte - und das ist leider immer noch eher die Regel als die Ausnahme -, die Bedeutung von Gefühlen beurteilen? Trotzdem fällen vor allem gerade rational fixierte Menschen Urteile über die Bedeutung von Gefühlen. In Wirklichkeit sprechen sie über etwas, was sie oft nur wenig mehr als dem Wort nach kennen. Die Wirklichkeit finden wir in unserer Gesellschaft gespiegelt, in welcher man durchaus gefühllos, bloß nicht kopflos sein darf … Nur wenn wir in die Tiefen der Seele vordringen, erkennen wir uns selbst. Schillers Taucher ist ein Dokument hierfür, aber auch die Brunnensymbolik, wie wir sie in Hofmannsthals "Weltgeheimnis" gestaltet finden. Jesus ist ein Meister dieses Elements, wenn er über das Wasser geht. Er spiegelt sich nicht wie Narziss, sondern ist jenen ein Helfer, die im Wasser versinken, weil sie nicht mit ihren Emotionen klarkommen. Petrus, als er es Jesus nachtun möchte, um sich auch als ein Meister seiner Gefühle zu erweisen, glaubt und glaubt doch nicht. Als Wind aufkommt und er Angst bekommt, schwindet sein Vertrauen, und er versinkt im Wasser, er versinkt in seinen Ängsten, in seinen Emotionen. - Tagtäglich tun das viele Menschen und gehen im realen oder im Ozean ihres Lebens unter, ohne dass sie die Hilfe wahrnehmen wollen, die Petrus zuteil wurde. Nur das ständige Ausgerichtetsein auf die Liebe vermag den Menschen auf dem Wasser gehen zu lassen, zu schwimmen, wann er möchte, zu baden, zu plantschen, nicht aber unterzugehen. Die narzisstische Persönlichkeit ist gar nicht in der Lage, in das Wasser einzutauchen; sie hat Angst vor den Tiefen des Wassers, vor ihren tiefen Gefühlen. Lieber schwimmt sie auf dem Trockenen. Es bleibt ihr als Sehnsucht nur die Erinnerung an die Wärme des eigenen Fruchtwassers, geborgen im Bauch der Mutter. Zumeist liegt ihre im Grunde verzweifelte Situation daran, dass sie nach der Geburt nicht in Mutterliebe baden durften; sie nämlich, die göttliche Marien- und die wahre Mutterliebe unserer Erde sind das Wasser des Lebens. Was allerdings für Mutterliebe gehalten wird, ist eben nur das, was Menschen subjektiv als Liebe bezeichnen. Für jede Frau ist Liebe das, was von ihren Eltern als solche bezeichnet wurde; mit tatsächlicher Liebe hat das oft wenig zu tun.
Ich schließe mich Alice Miller an, wenn sie in "Das Drama des begabten Kindes" schreibt: "Ein Tabu, das alle Entmystifizierungstendenzen unserer Zeit überdauert hat, ist die Idealisierung der Mutterliebe." Der real existierenden Mutterliebe.Ein ganzes Kapitel widmet sie in ihrem Buch der verlorenen Welt der Gefühle. Dasher" ist ein Dokument hierfür, aber auch die Brunnensymbolik, wie wir sie in Hofmannsthals "Weltgeheimnis" gestaltet finden. Jesus ist ein Meister dieses Elements, wenn er über das Wasser geht. Er spiegelt sich nicht wie Narziss, sondern ist jenen ein Helfer, die im Wasser versinken, weil sie nicht mit ihren Emotionen klarkommen. Petrus, als er es Jesus nachtun möchte, um sich auch als ein Meister seiner Gefühle zu erweisen, glaubt und glaubt doch nicht. Als Wind aufkommt und er Angst bekommt, schwindet sein Vertrauen, und er versinkt im Wasser, er versinkt in seinen Ängsten, in seinen Emotionen. - Tagtäglich tun das viele Menschen und gehen im realen oder im Ozean ihres Lebens unter, ohne dass sie die Hilfe wahrnehmen wollen, die Petrus zuteil wurde. Nur das ständige Ausgerichtetsein auf die Liebe vermag den Menschen auf dem Wasser gehen zu lassen, zu schwimmen, wann er möchte, zu baden, zu plantschen, nicht aber unterzugehen. Die narzisstische Persönlichkeit ist gar nicht in der Lage, in das Wasser einzutauchen; sie hat Angst vor den Tiefen des Wassers, vor ihren tiefen Gefühlen. Lieber schwimmt sie auf dem Trockenen. Es bleibt ihr als Sehnsucht nur die Erinnerung an die Wärme des eigenen Fruchtwassers, geborgen im Bauch der Mutter. Zumeist liegt ihre im Grunde verzweifelte Situation daran, dass sie nach der Geburt nicht in Mutterliebe baden durften; sie nämlich, die göttliche Marien- und die wahre Mutterliebe unserer Erde sind das Wasser des ist wichtig und wertvoll.
Ich hätte mir gewünscht, dass sie auch ein Kapitel der Mutterliebe widmet. Das ganze Drama um die Gefühle wird sehr deutlich auf dem Hintergrund der Aussage von John Bradshaw in seinem Buch "Wenn Scham krank macht": "Man kann nur heilen, was man fühlt."
Wie aber wollen wir gesunden, wenn wir unsere Wunden gar nicht oder kaum fühlen?
Wie wollen alle in Wirklichkeit todkranken Anfortasse heil werden, alle siechen Gralskönige dieser Erde, die voller Scham sind - kein Zufall, dass Anfortas tat- sächlich an der Scham durch einen Speer verletzt ist -, wenn sie nicht einmal die Schmerzen ihrer Seele fühlen? Dass sich ein Narzisst spiegelt, ist seine Überlebensstrategie. Selbst wenn er nicht in das Wasser einzutauchen vermag, überlebt er durch die Erinnerung daran. Vor allem aber überlebt er, indem er anderen das "Wasser des Lebens" entwendet. Er räubert in den Gefühlen anderer. Das Grimm-Märchen "Vom Wasser des Lebens" thematisiert dieses Geschehen, in dessen Rahmen auf unserer Erde Menschen, die fühlen können, noch sterben müssen an der Gefühllosigkeit anderer. Noch blüht der Vampirismus der Gefühle. Wie also wollen Menschen gesunden, wenn sie nicht fühlen? Hier liegt eine bedeutsame Aufgabe der Menschenschule.
Nun ist es Zeit, mit Mut allen emotionslosen Wissenschaftlern und linkshirnigen Pädagogen entgegenzuhalten, was Faust seinen kopfgesteuerten Famulus Wagner wissen lässt:"Wenn ihr´s nicht fühlt, ihr werdet´s nicht erjagen, / wenn es nicht aus der Seele dringt ...!
Es ist die bekannte Mystikerin Teresa von Avila, welche die oben angesprochenen Zusammenhänge in ihrer Schrift "Die innere Burg" bestätigt, indem sie schreibt, dass sie nichts weiß, was "zur Erklärung mancher geistigen Dinge geeigneter wäre als eben das Wasser".
So kann sie eine Wahrheit kundtun, die in ganz besonderem Maße für jene gilt, welche die Wasser ihrer Seele auch in den Tiefen reinigen wollen: "Wie die Bächlein, die einer sehr klaren Quelle entspringen, rein und lauter sind, so ist es auch die Seele, die in der Gnade lebt."

In der Gnade zu leben bedeutet auch, fühlen zu dürfen.

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