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Mittwoch, 3. Dezember 2008

Mene Mene Tekel U-pharsin - Gewogen und als zu leicht empfunden: Die Angst der Menschen vor dem Tod.

Am vergangenen Freitag hatte ich ein berührendes Erlebnis: Ich war einer Einladung nach Böblingen in das katholische Gemeindehaus St. Maria gefolgt, wo der in Brasilien tätige Priester und Heiler Otto Beckmann über seine Heilungen in Brasilien berichtete. Selten habe ich einen Mann mit einer so schönen männlichen Ausstrahlung erlebt, der gleichzeitig auch Emotionen zeigen und aus einer tiefen Weisheit heraus sprechen konnte. Faszinierend auch waren seine Ausführungen zum Thema Spiritismus und Besetzungen sowie seine exorzistischen Erfahrungen, die man überschreiben könnte: Exorzismus in Liebe, sein Bekenntnis zur Reinkarnation, vor allem aber seine Wärme und Liebe, die spürbar im Raum war.
Als er über den Tod sprach und dass man ihn voller Freude begrüßen möge, schieden sich allerdings doch die Geister im Raum. Manchem oder mancher war das doch zu viel und zu spüren war, welch große Herausforderung nach wie vor der Tod für uns Menschen ist.
Dafür gibt es mehrere Gründe, einen finden wir auf dem Hintergrund des Gleichnisses von den anvertrauten Pfunden, die im Matthäusevangelium als Silber bezeichnet werden:
 


Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort. Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.

Je älter Menschen werden, desto mehr wird ihnen bewusst, dass auch ihnen Silber gegeben wurde, Pfunde anvertraut worden sind. Sie haben diese mitgebracht in ihr Leben auf die Erde in Form von Anlagen und Begabungen. Je näher sie aber dem Lebensende kommen, desto bewusster wird dem ein oder anderen, dass er sein Pfund in der Erde vergraben hat und es dämmert ihm, dass die dumme Ausrede, Gott könne ein harter Gott sein, im Licht der Wahrheit sich als staubige Ausrede herausstellen könnte. Denn er hat eben nicht, wie ein anderer, in der Hospiz-Arbeit mitgewirkt, er oder sie hat nicht in der Großküche für Arme mitgekocht oder Zeit gehabt für einen Nächsten, der ein Ohr gebraucht hätte, das mit dem Herzen verbunden ist. 
Stattdessen versitzen eben viele ihre Zeit vor diversen Bildschirmen oder schlagen sie auf andere Weise tot. Manchem dämmert, dass er das ein oder andere getan hat, aber dass er doch eben hätte mehr tun können - und er bedauert das nun. Stirbt sich dann leicht? In der Abrechnung zählt nur lebendige Zeit, Zeit, die mit dem Herzen gelebt wurde. 
Je näher also der Zeitpunkt rückt, den wir "Tod" nennen, desto ungehaltener wird der eine, desto unglücklicher der andere, desto mehr lamentiert der eine oder hofft der andere auf eine Lebensversicherung, die dem Tod Paroli bieten könnte. Vergebens. 
Das Gleichnis von den anvertrauten Punkten macht unmissverständlich klar, was Belsazer so deutlich vor Augen geführt wird, was er an der Wand seines Schlosses lesen muss: Mene, Mene Tekel U-pharsin: Gott hat Dein Königreich gezählt, er hat Dich gewogen, er hat Dich für zu leicht empfunden. Darüber gibt es keine Diskussion mehr. Wie schreibt Heinrich Heine:

Belsazar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.


Da kann der Tod wirklich zum Tod werden!

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