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Samstag, 4. April 2009

Wahre Religion ist die Vereinigung liebender Herzen. – Die Blaue Blume als ihr Symbol.


Es gibt Bilder und Symbole, die in der Seele jedes Menschen – wenn auch z. T. unbewusst - verankert sind. Das Kreuz gehört dazu, der Gral, der Stein der Weisen, das goldene Kalb – viele sind es nicht, doch sie berühren die Menschen im Inneren, mahnend, fordernd, tröstend.

Phänomenal ist, wie sie bisweilen im Bewusstsein der Menschen an die Oberfläche kamen. Urplötzlich z. B. taucht fast zeitgleich der Gral Ende des Mittelalters in einem deutschen und zwei französischen Werken auf und fasziniert von da an die Menschen.
 

Auf einmal ist sie da, die Blaue Blume, aufgetaucht in der Seele von Novalis und geoffenbart in seinem Roman Heinrich von Ofterdingen.

Wir erfahren, dass wir sie im Inneren eines Berges finden und dass wir den Zugang zu diesem überraschend finden. Dass, wenn wir hineingehen, wir in eine besondere Welt eintauchen, eine Welt des Wunderbaren, eine Welt tiefer Sinnhaftigkeit.




Wir wissen um die Bedeutung des Berginneren aus Ali Baba und die 40 Räuber oder aus dem Grimm-Märchen Simeliberg. Wer sich unzulässig den Zugang ergaunert, den kostet es das Leben. Wem der Zugang zuteil wird, der findet reichste Schätze – es sind die Schätze des eigenen Inneren.
Nur im Berginneren, in unserem Inneren also, finden wir die Blaue Blume. Sie zeigt uns in ihrem Blütenkelch ein Gesicht. Es ist der verloren geglaubte Teil von uns. In Wahrheit war er immer da.
 

So wie es, seit es das Universum gibt, auch Radiowellen gibt, von denen die Menschen früher nichts wussten, so gibt es den verlorenen Teil. So wie wir Menschen erst einen Empfänger basteln mussten, um Radiowellen empfangen zu können, so müssen wir Menschen den Empfänger entstauben und wieder in Betrieb nehmen, der uns mit jenem Teil verbindet, der immer sendete, den wir jedoch so lange nicht empfangen konnten.
 

Auf köstliche Weise nimmt Hermann Hesse gegen Ende seines Steppenwolfs auf dieses Phänomen Bezug. 

Wir leben in einer Zeit, in der dieses Bewusstsein zunimmt, dass wir auf Empfang gehen können und dass sich unsere Sinne schärfen, so dass wir besser hören.
Deshalb mag es sein, dass die Blaue Blume zum Symbol des 21. Jahrhunderts wird.
 

Wer von Religion spricht, so lässt uns Novalis wissen, spricht von der ewigen Verbindung zweier Wesen, die sich in Wahrheit nie verloren haben und doch finden müssen. Es ist die Vereinigung von Liebenden, die jeden von uns betrifft, dafür stehen Adam und Eva, Siegfried und Brünhilde, Tristan und Isolde, Romeo und Julia, Heinrich und Mathilde, genauso aber auch Gott und Mensch, Himmel und Erde.
 

Diesen Raum, in dem das geschehen kann, nennen wir Religion, es ist die überkonfessionelle Kathedrale der Welt, der Tempel, den Jesus reinigt, zugleich unser innerer Kosmos.
 

Wenn er uns heilig ist.
 

Wenn er uns heilig ist, finden wir auch diese Blaue Blume.

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