Vor allem das Kartenspielen waren eines Dorfpfarrers große Leidenschaften. Wieder einmal – bei seinen Fähigkeiten sicher äußerst unglücklich und unverdient – hatte er im Kartenspiel verloren. Die Getränkekosten seiner Mitspieler weigerte er sich zu übernehmen. Also schlossen diese mit ihm eine Wette ab.
Wenn er bei der Osterpredigt nächste Woche dreimal das Wort „Trumpf“ ausspräche, sei die Schuld beglichen.
Die Woche verstreicht, die im Geheimen abgesprochene Wette spricht sich herum, die Kirche am Ostersonntag ist bis auf den letzten Platz gefüllt.
Gebannte Erwartung.
Mit dreifachem Paukenschlag beginnt die Predigt mit den ersten Worten des Pfarrers:
„’Trumpf – Trumpf – Trumpf!’ schallt es nachts dumpf aus Wirtshaushöhlen. Doch an Ostern heißt es nicht Trumpf. Hell ertönt die Stimme des Auferstanden: ‚Triumph!’“
(zitiert nach Evangelischer Pressedienst)
Wenn Sie über diese Geschichte eines Pfarrers, erzählt von einem Pfarrer in seiner Osterpredigt, lachen müssten, dann wäre auch der Brauch des Osterlachens wieder auferstanden.
Über ihn lesen wir in Wikipedia, dass er noch vom 14. bis zum 19. Jahrhundert in Bayern fester Bestandteil des christlichen Brauchtums war.
Zu diesem Brauch gehörte es (insbesondere im Spätmittelalter), in der Osterpredigt eine Geschichte zu erzählen, die die Gemeinde zum Lachen brachte. Diese Geschichten wurden als Ostermärchen oder Ostermärlein bezeichnet.
Der Grundgedanke des Osterlachens war, die Osterfreude zum Ausdruck zu bringen. Gleichzeitig symbolisiert das Osterlachen die Überlegenheit und den Sieg über den Tod, der sich an Christus "verschluckt" hat und der Lächerlichkeit preisgegeben ist.
In einem Beitrag von Karl Veitschegger für kirche:konkret heißt es allerdings:
Noch 1906 soll in Reischach, Landkreis Altötting, ein Pfarrer mit Witzen und Anekdoten bei der Osterpredigt das ganze Kirchenschiff zum Lachen gebracht haben. Er war mutmaßlich der letzte, der die mittelalterliche Tradition des „risus paschalis“, des „Osterlachens“ praktizierte. Unter seinem Nachfolger siegte auch in dieser Gemeinde der liturgische Ernst. Freilich trieben es die Prediger im Mittelalter beim Ostergottesdienst manchmal recht bunt. Sie erzählten nicht nur harmlose Scherze und Schmunzelgeschichten, sondern machten die Kanzel häufig zur Bühne, wo sie ihr komödiantisches Talent voll auslebten. Grimassen schneidend, Haare raufend, Zunge zeigend, mit Händen und Füßen gestikulierend gaben sie den Sieg Christi über Hölle, Tod und Teufel wie einen Bauernschwank zum Besten. Das Kirchenvolk brüllte auf, klopfte sich auf die Schenkel und rief nach Zugabe. Da ließ sich der eine oder andere Prediger dazu hinreißen, plötzlich wie eine Henne zu gackern, um dann aus der Kutte ein angeblich von ihm gelegtes Ei hervorzuzaubern. Welch Gegröle und Gekreische im weihrauchschwangeren Gotteshaus! Christus ist auferstanden, der Teufel hat nichts mehr zu lachen und die Erlösten können sich vor Lachen kaum mehr halten!“
Martin Luther (1483–1546) lehnte diesen Brauch dann als „närrisch lächerliches Geschwätz“ ab; offensichtlich war es gar zu Obszönitäten gekommen.
„Im 18. und 19. Jahrhundert konnte sich Lustiges nur noch sehr entschärft in der Liturgie halten: das „Ostermärlein“. Harmlose Geschichtchen. Artiges Schmunzeln statt herzhaftem Lachen. Im 20. Jahrhundert wurde den Gottesdienstteilnehmern schließlich das (absichtliche) Lachen ganz abgewöhnt. Manche Seelsorger bedauern das. Sie wissen zwar um die destruktive und asoziale Seite des Lachens (z. B. wenn ein Schwächerer ausgelacht oder Heiliges entehrt wird), sie wissen aber auch, dass das laute Lachen etwas Befreiendes an sich hat, ja Ausdruck positiver Aggression sein kann, die vielem, was nur vordergründig groß und wichtig erscheint, die Maske herunterreißt. Ein solches Lachen erhöht die Niedrigen und wirft die Mächtigen vom Thron - wie das Jauchzen der jungen Maria (Lk 1,46-55). Der Brauch des „risus paschalis“ lässt sich kaum wiederbeleben. Aber, so fragen sich viele in der Kirche, ist deshalb den Christen das Lachen für immer vergangen? – Zumindest für den Himmel verspricht Jesus: „Ihr werdet lachen!“ (Lk 6,21)
Übrigens schrieb Papst Benedikt XVI, weiland noch als Joseph Ratzinger in "Schauen auf den Durchbohrten. Versuche zu einer spirituellen Christologie":
Zur barocken Liturgie gehörte einst der risus paschalis, das österliche Lachen. Die Osterpredigt musste eine Geschichte enthalten, die zum Lachen reizte, so dass die Kirche von fröhlichem Gelächter widerhallte. Das mag eine etwas oberflächliche und vordergründige Form christlicher Freude sein. Aber ist es nicht eigentlich doch etwas Schönes und Angemessenes, dass Lachen zum liturgischen Symbol geworden war?“
Wollen wir wünschen, dass erneut Zeiten kommen mögen, wo der Kirche wieder zum Lachen ist. Von Herzen.
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