In dem im Pathmos-Verlag erschienenen und leider nur noch antiquarisch zu erhaltenden Buch Der Heilige Baum gibt es wunderbare Hinweise zu den Bedeutungen der Himmelsrichtungen aus indianischer Sicht. Die folgende Betrachtung steht in engem Zusammenhang mit dem letzten und dem in Kürze folgenden Post. Dann wird deutlich werden, wie nah indianische und japanische Weisheitslehren beeinanderliegen und damit so universell sind.
Leider musste ich im Folgenden die zwei aus dem Buch eingescannten Seiten herausnehmen; freundlicherweise übernimmt es der Verlag zu klären, ob es aus urheberrechtlichen Gründen möglich ist, sie wieder hineinzunehmen. – Nachtrag: Leider ist es nicht möglich; danke dennoch an den Verlag für die Mühe.
Jedenfalls wurde anfangs dieser Seiten darauf verwiesen, dass der Westen die Richtung ist, "aus der die Finsternis kommt, das Unbekannte, die Verinnerlichung, der Traum, das Gebet und die Meditation."
Wichtig im Zusammenhang mit dem in den nächsten Tagen folgenden Post ist die Aussage:
Wer ins Zentrum seines Wesens reist, kann die Verbindung des menschlichen Geistes mit dem übrigen Universum wie auch mit seinem Schöpfer unmittelbar erleben. Aus dieser Erfahrung entspringt die Gabe des Gebets.
Interessant finde ich hier die Formulierung, dass das Gebet eine Gabe sei. Ich glaube nicht, dass damit gemeint ist, dass es bestimmter Fähigkeiten oder Voraussetzungen bedarf, um zu beten, aber Gebete eines Menschen können sich auf den Schöpfer hinentwickeln. Ich vermute, dass nicht jedes Gebet so weit nach oben dringt, wie das manche(r) sich vorstellt. Nicht von ungefähr suchen Menschen eine Kirche auf und brennen dort eine Kerze an. Eine Kirche hat aufgrund vieler Gebete der Vergangenheit einen besonderen Kanal nach oben, so stelle ich mir vor, und eine Kerze heiligt das Geschehen. Aufgrund der Atmosphäre gewinnen Gebete so eine besondere Intensität; diese aber kann sich auch durchaus zu Hause einstellen. Allemal sind Gebete - und diesen Aspekt finde ich einfach bemerkenswert - eine Gabe, ich möchte sagen: eine Gnadengabe; das griechische Wort dafür lautet Charisma.
In dem indianischen Weisheitsbuch heißt es weiter:
Ein Zeichen dafür, dass ein Mensch noch sehr viel an seinem persönlichen geistigen Wachstum zu arbeiten hat, ist dann gegeben, wenn er das Alleinsein nicht ertragen kann und vor allem die einsame Stille scheut. Viele benutzen das Fernsehen oder Musikkonserven, um die Stille zu füllen, damit sie sich nicht so erfahren müssen, wie sie wirklich sind.
Jeder, der sich um geistiges Wachstum bemüht, muss lernen, in der Stille sich selbst zu begegnen, sich anzunehmen und zu lieben, weil der Schöpfer uns so wunderbar geschaffen hat.
Nehmen wir diese Position der Stärke ein, so kann uns niemand erniedrigen oder dazu bringen, etwas anderes als nur das zu tun oder zu sein, was wirklich unserem innersten Wesen entspricht.
Ein anderes Anzeichen, das den Reisenden darauf aufmerksam macht, dass sein Herz die Gaben des Westens nicht besitzt, ist die fehlende Achtung vor dem Ältesten oder den rituellen Handlungen und spirituellen Kämpfen anderer Menschen. Wer über geistige Dinge lacht oder spottet, sagt damit eigentlich nur: Ich verspüre eine Leere in mir, die ich durch meine Kritik an anderen oder mein unechtes Lachen verbergen muss.
Das Wichtigste, was uns die (symbolischen) Lehrer des Westens vermitteln, ist die Bereitschaft, uns selbst anzunehmen, wie wir wirklich sind: als geistige und körperliche Wesen, und niemals wieder dem spirituellen Teil unserer Natur untreu zu werden.
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