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Freitag, 11. November 2011

"Ich verliere einen Freund und in demselben die Hälfte meines Daseins"! - Zu Schillers Tod.

Obigen Satz schrieb Goethe am 1. Juni 1805, nachdem er selbst über längere Zeit krank gewesen war. Man kann ihm entnehmen, wie sehr ihm Schiller ans Herz gewachsen war, wie viel ihm der Gedankenaustausch mit diesem kongenialen großen Geist, dessen Wertvollstes vielleicht nicht einmal die großen Dramen oder Balladen, sondern seine ästhetischen Schriften sind, bedeutete. Letztere sind für uns Heutige zum Teil schwer lesbar, doch sagen sie so Wertvolles und Wegweisendes über Ansprüche, die das Leben bezüglich Verhalten und Einstellung an uns richten will, gerade jener Brief über "die ästhetische Erziehung des Menschen".

Schiller starb vermutlich an einer akuten Lungenentzündung. Zehn Tage nach seinem Tod teilte der weimarische Hofmedikus und Leibarzt Wilhelm Ernst Christian Huschke seinem Herzog das Ergebnis einer am 10. Mai durchgeführten Obduktion mit, und er spricht davon, dass sich »folgendes Merckwürdige« ergeben habe:

1) Die Rippenknorpel waren durchgängig und sehr starck verknöchert.
2) Die rechte Lunge mit der Pleura [dem Rippenfell] von hinten nach vorne u. selbst mit dem Herzbeutel ligamentartig [in fester Verbindung] so verwachsen, daß es kaum mit dem Messer gut zu trennen war. Diese Lunge war faul u. brandig, breiartig u. ganz desorganisirt.
3) Die lincke Lunge beßer, marmorirt mit Eiterpunkten.
4) Das Herz stellte einen leeren Beutel vor u. hatte sehr viel Runzeln, war häutig ohne Muskelsubstanz. Diesen häutigen Sack konnte man in kleine Stücken zerflocken.
5) Die Leber natürl. nur die Ränder brandig.
6) Die Gallenblase noch einmal so groß als im natürl. Zustande u. strotzend von Galle.
7) Die Milz um 2/3 größer als sonst.
8) Der vordere concave Rand der Leber mit allen nahe liegenden Theilen bis zum Rückgrad verwachsen.
9) Die rechte u. lincke Niere in ihrer Substanz aufgelößt u. völlig verwachßen.
10) Auf der rechten Seite alle Därme mit dem Peritoneum [Bauchfell] verwachsen.
11) Urinblase u. Magen waren allein natürl.
Huschkes Kommentar: »Bey diesen Umständen muß man sich wundern, wie der arme Mann so lange hat leben können.« (NA 41 II A, Nr. 535.)

Ich habe dies hier im Zusammenhang mit einem Post wiedergegeben, im Rahmen dessen es um die Macht unseres Geistes geht. 

Wie lange hätte dieser Mann sonst in diesem Zustand leben können, wenn ihn nicht sein Arbeits- und Lebenswille, seine Frau und seine Dankbarkeit gegenüber dem Weimarer Hof, der ihm gerade sein Salär nochmals verdoppelt hatte, nun auf 800 Taler, wofür Schiller unendlich dankbar war, am Leben gehalten hätten.

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