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Sonntag, 23. November 2014

Sie ist´s, die mich in Lieb allein verzehret . . . Michelangelo über die heilende Urgestalt!

Heute ist ein besonderer Tag.

Heute morgen der so berührende Fernseh-Gottesdienst aus der Erlöserkirche in Bad Kissingen. Unvergesslich die Schäferin, die sich fragend an das Kreuz wandte und von ihrer Krankheit, einer Borreliose - für Schäfer eine Berufskrankheit - erzählte und den vier Gutachten, die vergeblich waren und vor Gericht abgelehnt wurden, so dass sie nun mittellos dasteht;
unvergesslich die Frau im Rollstuhl, die von den Händen erzählte der Menschen, die sie im Krankenhaus besuchten und an die sie sich erinnert, obwohl sie wie im Koma lag;
unvergesslich die vielen Bilder aus der Kirche mit ihren wunderschönen Leuchtern und die Töne der Orgel und des kleinen Ensembles und die Worte von Pfarrer Ott.

Heute Abend dann der Film Das Lächeln der Frauen mit der bezaubernden Melika Foroutan und dem auch klasse spielenden Benjamin Sadler, der einen schriftstellernden Lektor gibt, der von dem Lächeln der Besitzerin eines recht kleinen Pariser Restaurants, die er einmal sieht, so bezaubert ist, dass er über sie einen Roman schreibt. Ausgerechnet diese Frau nun flüchtet in eine Buchhandlung wegen ihres Ex, den sie auf der Straße plötzlich sieht und den sie nicht treffen will; dabei rennt sie einen Bücherstapel um, wobei ein Buch lädiert wird, das ihr der Ladenbsitzer förmlich aufdrängt. Es ist das Buch jenes Lektors, der eben darin ihr Leben erzählt, das Leben jener Frau, die er einmal lächeln sah; sie aber findet sich in seinen Worten, seinem Roman wieder . . . klar, dass sie diesen Mann, diesen Autor, sehen will . . .
Schnulzig könnte jemand den Film finden, ich fand ihn einfach richtig schön.
Schön romantisch!

Michelangelos Pietà
Und dann hab ich ein Gedicht wiedergefunden, heute, das ich schon verloren glaubte. Es wird über 10, vielleicht bald 20 Jahre her sein, dass ich ein Blatt zu der Form des Sonetts für meine Schüler verfasste. Und zwei Beispiele hab ich drauf geschrieben, die ich nacheinander beide auswechselte, weil sich die Gedichte, die Sonette also, einfach als zu schwer erwiesen. Das eine war ein Sonett von Shakespeare, das andere eines von Michelangelo Buonarotti.
Beide hatten mich fasziniert, auch, weil ich bis dato nicht wusste, dass beide so tolle Gedichte geschrieben haben.

Jedenfalls, hurra, beide sind wieder da; heute habe ich das Original-Blatt beim Ausmisten eines Lyrik-Ordners gefunden.
Mancher weiß, wie sehr mich das Thema des Ewig-Weiblichen bewegt, auch das der Dualseele - oder sagen wir es mit Michelangelo: der Urgestalt. Leider kann ich die Quelle des Gedichtes nicht angeben und damit auch nicht den Übersetzer . . . er und der Verlag mögen es verzeihen. Gewiss, das Gedicht holpert manchmal (ein Sonett zu übersetzen ist nicht immer leicht, man merkt es auch den Shakespeare-Übersetzungen an); im Italienischen liest es sich sicherlich stimmiger - mich aber stört´s nicht, ja, ich liebe es (vielleicht gerade deshalb); es ist ja zu spüren, wie alles gemeint ist:


Die dahin, wo sie herkam, wiederkehret,
Die Urgestalt kommt, sich in Staubes Falten
Als Engel so erbarmend umzustalten,
Dass sie heilt jeden Geist, und Welten ehret.

Sie ist´s, die mich in Lieb´ allein verzehret,
Nicht äußrer nur, weil deines Lichtes Walten
Nicht Liebe weckt zu Dingen, die veralten -
Nein, in der Tugend Quell die Hoffnung nähret. 
Und rührt dein hoher Reiz zuweilen mich,
Ist´s erste Stuf´ hinan zur Gnadenfülle
Des Himmels, die dann weiterauf beflügle. 
Ja, Gott selbst offenbaret nirgends sich
Mehr als in einer schönen Erdenhülle,
Wo reiner Blick in seiner Kraft sich spiegle.

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