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Sonntag, 27. Mai 2018

Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode. - Gut, wenn man um den zweiten Tod schon vor dem ersten weiß!

Es gibt diesen zweiten Tod, von dem in der Offenbarung des Johannes im Rahmen der sieben Sendschreiben, genauer gesagt, in dem zweiten, dem an die Gemeinde zu Smyrna geschrieben steht:
Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.
Diese Gemeinden in der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, stehen beispielhaft für geistige Zustände, wie sie sich im Rahmen der menschlichen Entwicklung offenbaren - die Siebenzahl strukturiert bekanntlich die menschliche Zeit, beginnend bei den Schöpfungstagen, die keineswegs vorbei sind, sondern in deren Mitte wir uns befinden (wie sollte auch die Schöpfung Mensch wirklich beendet sein, wenn wir auf die Erde schauen - Hildegard von Bingen sieht das übrigens genauso).

Den ersten Tod erleidet der Mensch am Ende seines Lebens. 
Dann beginnt das Leben nach dem Leben; es ist genauso real, eben aber nur rein geistig. Es gibt keine Physis mehr, keine Sinne, mit Hilfe deren wir Süchte und Leidenschaften befriedigen können. 

Von daher beginnt z.B. für die allermeisten Fernsehköche eine grausame Zeit. Hingebungsvoll wird ein Johann Lafer sich über seine phantastisch gekochte Suppe beugen (und er zelebriert ja im Fernsehen immer, wie sehr er genießen und sinnlich sein kann) und sie kosten wollen  (es gibt ja nichts Schöneres für ihn auf der Erde, als zu kochen und zu kosten, so meine ich, hat er selbst gesagt). Aber oh Schreck, es wird ihm so gehen wie Tantalus (< hier mehr zu ihm): 

Es ist keine Suppe da!

Keine, die er wirklich kosten kann bzw.: Sie ist vor ihm, aber es fehlen ihm physischer Mund und Gaumen, um sie zu genießen. Und so wird es dem Mann und vielen anderen - im Grunde mehr oder weniger allen Menschen gehen: Ihre Leidenschaften werden an ihnen vorbeimarschieren, aber es fehlen ihnen der physische Penis oder die physische Vagina; sie werden atemlos durch die Nacht hetzen, aber es wird kein Instrumentarium geben, um die Sinnenlust, ob sie sich auf das Essen, den Beifall der Menge, die körperliche Liebe, die Gier nach Zigaretten, Musik oder Joggen bezieht, zu befriedigen.

Eine schwere Zeit der Katharsis, der seelischen Reinigung, beginnt - die Griechen sprachen sehr bewusst von ihr, auch im Zusammenhang mit ihren Theaterstücken, die dazu dienen sollten, die Leidenschaften schon auf der Erde zu erkennen und zu reinigen; und sie taten recht daran, auf sie zu verweisen, weil man auch in seinem ersten Leben sich schon einer gewissen Reinigung unterziehen kann, denn: genießen darf man durchaus und sich freuen an Speise und Trank; Freude und Genuss müssen ja keineswegs an Abhängigkeiten gekoppelt sein.

Was aber hat es mit dem zweiten Tod auf sich? Damit ist nicht die Phase des Kamaloka gemeint, jener Zeitspanne im Jenseits, die, von der indischen Weisheitslehre so genannt, der Reinigung der Seele von allen Leidenschaften und Süchten dient, sondern die Tatsache, dass es Menschen gibt, die kaum welche oder keine geistigen Früchte dorthin mitbringen. Diese kann nur mitbringen, wer sich in diesem Leben schon darum bemüht, im Sinne des Christentums die Wirklichkeit zu sehen, eines Christentums, dem es schlicht darum geht, den Geist, der sich im Allermeisten befindet und eigentlich Grundlage unserer Lebens ist, zu erkennen und ihn in seine Lebenswirklichkeit mit einzubeziehen,  (unter "Christentum" verstehe ich nicht Kirche oder Religion als Waffe oder leidenschaftliche Scheinheiligkeit ). Ein so gelebtes Leben hat dann natürlich keine Weltverneinung zur Folge, sondern im Gegenteil, eine neue Art der Wertschätzung der Erde, des Irdischen, des mit Geist erfüllten Materiellen. 

Wer im Materiellen allerdings nicht mehr sieht als Besitz und die Möglichkeit, Leidenschaften zu befriedigen, dem wird der zweite Tod nach der Ankunft im Jenseits nicht erspart bleiben. Er könnte allerdings grausam sein, denn wer keine Ahnung hat, um was es geht, wer keine Ahnung von Geistigem hat, weiß nicht, nach was er im Jenseits suchen soll - das kann dann wirklich das Fegefeuer sein - Dante wusste schon, wovon er in seiner Göttlichen Komödie schrieb . . .

Davon spricht also das zweite Sendschreiben an die Gemeinde zu Smyrna. Man mag verstehen, warum diese Sendschreiben so wichtig sein können für die Ausrichtung unseres Lebens, schon jetzt!

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