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Sonntag, 6. Juni 2021

Wenn ein großer Philosoph dichtet und über wahres Sehen spricht:


Was meinem Auge diese Kraft gegeben,
Daß alle Mißgestalt ihm ist zerronnen, Daß ihm die Nächte werden heitre Sonnen, Unordnung Ordnung und Verwesung Leben?

Was durch der Zeit, des Raums verworrnes Weben, Mich sicher leitet hin zum ewgen Bronnen Des Schönen, Wahren, Guten und der Wonnen, Und drin vernichtend eintaucht all mein Streben?

Das ist's: seit in Urania's Aug*, die tiefe, Sich selber klare, blaue, stille, reine Lichtflamm', ich selber still hineingesehen;

Seitdem ruht dieses Aug' mir in der Tiefe Und ist in meinem Sein, - das ewig Eine, Lebt mir im Leben, sieht in meinem Sehen.

(Johann Gottlieb Fichte, 1762-1814)

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