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Montag, 28. Februar 2022

Heute werden Kinder in ihrem Vaterland gekreuzigt!

Bertolt Brecht hat seine Ballade „Kinderkreuzug“ in Polen beginnen und 1939 stattfinden lassen. Erschütternd ist, dass heute, geographisch so nahe, Vergleichbares stattfindet, nur, dass Kinder nicht freiwillig in den Krieg ziehen, sondern in ihrem Vaterland gekreuzigt werden - wie viele andere hätte ich das nicht für möglich gehalten.


Brechts Gedicht beginnt:



In Polen, im Jahr Neununddreißig
War eine blutige Schlacht
Die hatte viele Städte und Dörfer
Zu einer Wildnis gemacht.

Die Schwester verlor den Bruder
Die Frau den Mann im Heer;
Zwischen Feuer und Trümmerstätte
Fand das Kind die Eltern nicht mehr.

Aus Polen ist nichts mehr gekommen
Nicht Brief noch Zeitungsbericht.
Doch in den östlichen Ländern
Läuft eine seltsame Geschicht.

Schnee fiel, als man sich's erzählte
In einer östlichen Stadt
Von einem Kinderkreuzzug
Der in Polen begonnen hat.



Die Quellenlage zu den historischen Kinderkreuzzügen um 1212 ist etwas spärlich- Sie begannen, so Stadtchronisten, im Juli 1212. Damals sollen ca. 7000 bis 25.000 Kinder, aber auch Jugendliche und Erwachsene, von Köln und vom französischen Lothringen aus ins Heilige Land aufgebrochen sein - mehrheitlich unbewaffnet, das Heilige Land sollte friedlich zurückgewonnen werden. Die Kölner Gruppe soll von einem charismatischen Kölner Jungen mit Namen Nikolaus und die französische Gruppe von einem Jungen namens Stephan, auch Stefan von Cloyes, angeführt worden sein.
Heute allerdings ziehen Kinder nicht in das Heilige Land, sondern sie werden vor Ort gekreuzigt. Wenn man in das Gesicht eines Putin blickt, ahnt man, dass ihnen noch Scblimmeres bevorsteht - es sei denn es nimmt ein gütiges Schicksal diesem Mann die Möglichkeit, seine Todesenergien auf Menschen zu richten, aus der Hand.

Brechts Ballade endet:


Wenn ich die Augen schließe
Seh ich sie wandern
Von einem zerschossenen Bauerngehöft
Zu einem zerschossenen andern.

Über ihnen, in den Wolken oben
Seh ich andre Züge, neue, große!
Mühsam wandernd gegen kalte Winde
Heimatlose, Richtungslose

Suchend nach dem Land mit Frieden
Ohne Donner, ohne Feuer
Nicht wie das, aus dem sie kamen
Und der Zug wird ungeheuer.

Und er scheint mir durch den Dämmer
Bald schon gar nicht mehr derselbe:
Andere Gesichtlein seh ich
Spanische, französische, gelbe!

In Polen, in jenem Januar
Wurde ein Hund gefangen
Der hatte um seinen mageren Hals
Eine Tafel aus Pappe hangen.

Darauf stand: Bitte um Hilfe!
Wir wissen den Weg nicht mehr.
Wir sind fünfundfünfzig
Der Hund führt euch her.

Wenn ihr nicht kommen könnt
Jagt ihn weg
Schießt nicht auf ihn
Nur er weiß den Fleck.

Die Schrift war eine Kinderhand.
Bauern haben sie gelesen.
Seitdem sind eineinhalb Jahre um.
Der Hund ist verhungert gewesen.

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