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Sonntag, 14. August 2022

Hölle, Kamaloka oder auch Fegefeuer - was es damit auf sich hat.

Selten wird wirklich korrekt unterschieden zwischen der Hölle und dem Fegefeuer.

Nun, die Hölle, das ist der Zustand, der geistige Raum, in den man kommt, wenn man sich bis zum Ende aller Zeiten dem Christusbewusstsein verweigert hat - er wird auch im Sanskrit und in buddhistischem Verständnis Avichi genannt (https://anthrowiki.at/Avici). 

Dante Alighieri hat in seiner divina commedia, seiner Göttlichen Komödie, die drei Zustände der Hölle, des Fegefeuers und des Himmels beschrieben; in seiner katholischen Religiosität hat er meines Erachtens allerdings die Hölle nicht richtig gesehen.

Dass man zwischen den Leben, die wir leben, in die Hölle kommt, das stimmt nur insofern, als der Ort, wo man hinkommt, das sogenannte Fegefeuer - oder auch Kamaloka genannt - sich wie die Hölle anfühlen mag. Das sogenannte Jüngste Gericht, das viele dogmatische Christen deshalb so gern beschwören, weil alle anderen - alle außer ihnen natürlich - dort abgeurteilt werden, das gibt es so, wie sie sich das vorstellen, gar nicht, denn das Jüngste Gericht geschieht in jedem Moment. Jeder gelebte Moment hat Konsequenzen zur Folge, von daher richtet uns jeder Moment neu aus, ist ein Gericht - und weil es sogleich geschieht: das jüngste!

In dem Leben nach unserem Leben - wo sind wir da?

Ist der Mensch durch die Pforte des Todes geschritten, wo fühlt er sich dann? (...) Wenn Sie sich denken den Raum zwischen der Erde und dem Monde, den Menschen losgelöst von der Erde, aber durchaus noch in dem Raume zwischen der Erde und dem Monde, in jenem kugelförmigen Ruume, der sich ergibt,wenn man die Mondbahn als den äußersten Ring ansieht, weg von der Erde, aber in diesem Raume — dort ist der Mensch in der Kamalokazeit. Wenn die Kamalokazeit zu Ende ist, dann geht der Mensch aus diesem Kreise in den wirklichen Himmelsraum hinaus.(...) Wir sind von außen an die Erde gebunden, vom Irdischen umgeben und getrennt von den Himmelssphären; nach dem Tode ist die Erde von uns entfernt, und wir sind mit den Himmelssphären zusammen. Solange wir drinnen sind in der Mondensphäre, sind wir im Kamaloka, das heißt, daß wir den Wunsch haben, noch mit der Erde verbunden zu sein, und wir kommen hinaus, wenn wir durch das Kamaloka-Leben gelernt haben, auf Affekte, Leidenschaften, Verlangen zu verzichten. Anders als man hier gewohnt ist, muß man sich nun den Aufenthalt in der geistigen Welt vorstellen. Da sind wir ausgebreitet über den ganzen Raum, da fühlen wir uns überall drinnen im ganzen Raume. (...) Dann, nach dem Kamaloka-Leben, wachsen wir weiter hinaus, und das nun hängt ab von gewissen Eigenschaften, die wir uns hier schon errungen haben. Eine lange Zeit unserer Entwickelung nach dem Tode hängt die Art, wie wir uns da ausbreiten können bis zur nächsten Sphäre, ab von dem, was wir an moralischer Verfassung, sittlichen Begriffen und Gefühlen auf der Erde entwickelt haben. Man kann sagen, der Mensch, der die Eigenschaften des Mitleids, der Liebe entwickelt hat, die Eigenschaften, die man gewöhnlich als sittlich-gute bezeichnet, lebt sich in die nächste Sphäre so hinein, daß er mit den Wesen, die sonst in dieser Sphäre sind, bekannt werden kann, mit ihnen zusammenleben kann, während der Mensch, der mangelhafte Moral mitbringt in diese Sphäre, wie ein Einsiedler darinnen lebt. Das ist die beste Bezeichnung, daß uns zum Zusammenleben mit der geistigenWelt vorbereitet das Moralische; zur quälenden Einsamkeit, in welcher wir immer die Sehnsucht haben, das andere kennenzulernen, und es nicht können, zu dieser Einsamkeit verurteilt uns das Nichtmoralische unseres Herzens wie unseres Denkens und Verhaltens in der physischen Welt. Und entweder als Einsiedler oder als geselliger Geist, der zum Segen ist in der geistigen Welt, leben wir uns ein in die zweite Sphäre, die man im Okkultismus immer genannt hat die Sphäre des Merkur. Heute wird sie Venus genannt in der äußeren Astronomie; es hat bekanntlich eine Umkehrung der Namen stattgefunden, wie schon oft gesagt worden ist. Bis zum Kreise des heutigen Morgen- und Abendsterns breitet der Mensch sein Wesen aus, während er sich früher nur bis zum Monde ausgebreitet hat. (Rudolf Steiner, GA 140, S. 67ff)

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PS Die Mythen halten ein markantes Bild für das Geschehen im Fegefeuer bereit: Es sind die sogenannten Tantalusqualen, die zeigen, wie uns jede Sucht plagen wird, bis wir sie aufzugeben bereit sind; es fällt uns kaum leichter als hier auf der Erde ...


Die Tantalus-Qualen und ihre Bedeutung.
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Dieser Beitrag nimmt Bezug auf den Beitrag der EthikPost: > Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode. – Die Bedeutung des zweiten Todes. < Bei Homer finden wir …

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