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Sonntag, 15. Juni 2008

Der Mensch als Mikrokosmos, als Ordnung der Liebe.

Es gibt wenige Stellen in der Bibel, die für mich eine so hohe symbolische Bedeutung haben wie jene, als Gott der Gestalt, die er aus dem Stoff der Erde formte, seinen Atem einhauchte.
Diese Gestalt, aus Erde geformt, auch wenn sie aussah wie ein Mensch, wie Ganymed persönlich, wäre eine leere, geistlose Stoffansammlung, ein atomares Konglomerat geblieben, wenn nicht Gott seinen Atem eingehaucht
hätte.

"Und Gott, der Herr, machte den Menschen aus einem Erdenkloß und blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase.
Und also ward der Mensch eine lebendige Seele."

So heißt es in der Lutherbibel.
Wohin fließt dieser Odem, dieser Atem, dieser Geist?
Er fließt in alle Zellen. Kein Elementarteilchen, kein Molekül, kein Atom, das nicht be-leb-t worden wäre. Belebt in und durch Liebe. Dadurch wird aus der Anhäufung von Zellen eine Ordnung der Liebe.
Nun ist der Erdenstaub, der Lehm, der Kloß ein Mensch.
Ein Mikrokosmos der Liebe.Nun ist er ADAM, das Wesen Mensch.
Der Name Adam leitet sich etymologisch ab von dem hebräischen Wort Adamah: Erde, Ackerboden.

In Adam ist auch die Erde beseelt.
Beseelt in Liebe von Liebe mit Liebe.
Das Sein und Tätigsein Gottes ist reine Liebe.

Im Anfang ist deshalb das Sein des Menschen und auch sein Tätigsein reine Liebe.
Es gehört für mich ganz grundsätzlich zum Wesen Gottes, dass Gott das tut, was die Bibel hier besonders hervorhebt, indem gesondert darauf verwiesen wird, dass Gott seinem Werk seinen Atem einhaucht.
Mit und in allem, was Gott tut, ist das so.
Mit und in allem ist das so, wenn der Mensch in Liebe tätig ist.
Dieses göttliche Wirken wird in der Bibel nachdrücklich erwähnt, damit dem Menschen ein Licht aufgehe – für sein eigenes Sein, für sein Tätigsein.
Sein ursprüngliches Tätigsein ist in Vergessenheit geraten. Ganz besonders schmerzt dies in der Bildung. Ich gehe darauf in einem späteren Post ein.
Womöglich alles, was in der Bibel geschieht, geschieht nicht einmalig, sondern geschieht immer wieder.
Unser Tätigsein in Liebe kann immer wieder ein Einhauchen sein, damit die Dinge, die wir schaffen eine Seele, eine Ordnung der Liebe erhalten.
Es werde Licht kann ein immer wiederkehrender Prozess der Schöpfung sein, damit aus einem Chaos (die Erde war wüst und leer heißt es in der Bibel) eine Ordnung werde (die Symbolik der Zahl 7).
Die Formulierung aus der Schöpfungsgeschichte wüst und leer lautet im Hebräischen: Tohuwabohu.
Und Kosmos bedeutet übersetzt aus dem Griechischen Ordnung, Schmuck.
So führt alles Lichtwerden als Bewusstseinsprozess, als ein bewusster Prozess vom Chaos, von dem Tohuwabohu zum Kosmos:
Zum Makrokosmos, unserem großen Kosmos, wie auch zum Mikrokosmos, dem Menschen (siehe auch Post vom 14. Juni).
Genauso führt jedes Menschen Weg mit seinem Kreuz nach Golgatha. Es ist der Weg des Menschen, sein Ego zu kreuzigen, damit das wahre Selbst auferstehen kann. Unser Kreuz ist unser Ego. In Wahrheit hängen wir an ihm. Wenn Jesus das nicht mit seinem Kreuzesweg und seinem Tod auf Golgatha so deutlich gemacht hätte, wäre uns das wohl kaum bewusst. - Noch immer ist es vielen unbewusst, im Unbewussten.
Der Weg Jesu ist der Weg jedes Menschen, deshalb sagt Jesus: "Ich bin der Weg".
So sind diese Ereignisse einmalig, außerordentlich.
Und ihre Einmaligkeit erweist sich in jedem Menschen, wenn er sie auch tut.
Denn jeder Mensch ist einmalig.
Gott hat keinen Menschen zweimal geschaffen.
Ich, Du, jeder Mensch ist ein einmaliger göttlicher Liebesakt.
Wie sollte Gott ein einziges dieser jeweils einmaligen Geschehnisse in Liebe jemals vergessen?
Allem, was wir in Liebe tun, hauchen wir unseren ursprünglichen göttlichen Atem der Liebe ein.
Deshalb atmen die großen Werke der Kunst einen Geist, der uns beseelt. In den Werken Leonardo da Vincis, in denen Michelangelos, Beethovens, Goethes und vieler anderer spüren wir den Atem der großen Seelen dieser Künstler. Zugleich mit ihrem Schreiben, Malen, Gestalten haben sie ihren Atem mit hineingegeben, das Wesen ihres Selbst. Das ist es, was uns beseelt, wenn wir sie lesen, hören, sehen.
Deshalb auch atmet das Tätigsein einer Mutter, die ihr Kind, so gut sie es vermag, in Liebe erzieht, einen Geist aus, der ihr Kind beseelt.
Deshalb kann alles, was wir in Liebe tun, andere beseelen – und uns selbst, immer wieder.

Werke in Liebe sind Atemzüge der Liebe.