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Sonntag, 16. September 2012

... den blauen Himmel unverstellt ... – Eduard Mörikes "SeptemberMorgen"


23 Jahre war Mörike alt, als er dieses Gedicht schrieb, das, wie manches seiner Kleinode, ein Kosmos im Kleinen ist, 

... Veilchen träumen schon ... – so hieß es in Er ist´s. Damals ahnten die Veilchen den kommenden Frühling und das kleine Wörtchen schon ließ uns erahnen, was alles möglich ist, wenn Veilchen aus ihrem Traum erwachen.

Auch in diesem Gedicht wird geträumt, doch hier geht es nicht um ein schon – hier spielt das unscheinbare Wörtchen noch diese bedeutende Rolle. Es will uns vorbereiten auf das warm fließende Gold eines Herbsttages. 


Und Mörike nimmt uns mit: Bald siehst du ... so spricht er mit sich und zugleich mit seinem Leser – und wie intensiv!
Sechs Zeilen und jede malt ein wundervolles Bild:

SeptemberMorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.


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