Costa wusste nicht, was tun. Im Laufe der Zeit erkannte er jedoch, woran es dem Mann mangelte: an Dankbarkeit.Er schreibt:
"Ich erinnere mich noch genau, wie ich vor Jahren die sogenannte Fünfte Stufe des zwölfstufigen Programms der Anonymen Alkoholiker durchführte. Bei der Fünften Stufe hört sich jemand, etwa ein Geistlicher, den Lebensbericht des Alkoholikers bis zu der Zeit an, als er sich seinen Alkoholismus eingestand. Eine junge Dame bemerkte mir gegenüber: »Man kann nicht zugleich dankbar und unglücklich sein.«Ich war zu der Zeit wahrscheinlich 40 Jahre älter als sie, aber ich war spirituell überwältigt. Ich hatte diesen »Einzeiler« noch nie gehört, und er klang überzeugend! …Während ich über diesen Satz nachdachte, fiel mir meine katholische Erziehung und der Rosenkranz ein. Ich persönlich habe jetzt das, was ich einen geistigen Rosenkranz der Dankbarkeit nenne. Ich zähle die »Perlen« oft morgens bei meinen Meditationen und Gebeten."
"Man kann nicht zugleich dankbar und unglücklich sein", das bedeutet auch:Wer nicht glücklich sein kann, dem fehlt es womöglich grundsätzlich an Dankbarkeit.Ein mindestens ebenso wichtiger Aspekt ist für mich die Lehre, die ich aus der Situation des Mannes ziehe, wie sie Costa geschildert hat, nämlich, dass wir durch Dankbarkeit etwas in einem positiven Sinn erst wirklich besitzen, es als Bereicherung erfahren, reicher werden. Vorher haben wir alles Mögliche einfach nur: Wir haben ein Motorboot, wir haben ein Haus, wir haben eine Ehe, wir haben Kinder …
Erst aber durch Dankbarkeit erfahren wir das alles als Reichtum, sind wir bereichert und wahrhaft reich. Diese Form von Reichtum kommt durch jedes Nadelör!
Dankbarkeit ist in Wahrheit die Nabelschnur zu unserem Glück, zu unserem inneren Reichtum, zu dem, was uns ausmacht.Noch mehr:Wenn wir danken, sind wir des Wertes von Leben gewärtig, wir befinden uns dankend immer in der Gegenwart; Dank ist verankert im Hier und Jetzt.Die Wurzeln der Dankbarkeit wurzeln mitten im Leben.Beide Hände - aufgenommen ist oben das Werk eines Holzschnitzers - symbolisieren, was ebenfalls gilt:
Dankbarkeit und Demut sind wie Bruder und Schwester – sie gehören zusammen.
Es gibt ein Lied, das mittlerweile in 25 Sprachen übersetzt ist und mit dem sein Verfasser, der Theologe und Kirchenmusiker Martin G. Schneider 1961 den 1. Preis im Rahmen eines Liederwettbewerb der Evangelischen Akademie Tutzing bekam – ich finde es wunderschön:
Danke für diesen guten Morgen,
Danke für jeden neuen Tag,
Danke, dass ich all meine Sorgen
auf dich werfen mag.
Danke für alle guten Freunde,
Danke, o Herr, für jedermann.
Danke, wenn auch dem größten Feinde
ich verzeihen kann.
Danke für meine Arbeitsstelle,
Danke für jedes kleine Glück,
Danke für alles Frohe, Helle
und für die Musik.
Danke für manche Traurigkeiten,
Danke für jedes gute Wort.
Danke, dass deine Hand mich leiten
will an jedem Ort.
Danke, dass ich dein Wort verstehe,
Danke, dass deinen Geist du gibst,
Danke, dass in der Fern und Nähe
du die Menschen liebst.
Danke, dein Heil kennt keine Schranken,
Danke, ich halt mich fest daran,
Danke, ach Herr, ich will dir danken,
dass ich danken kann.
Dankbarkeit ist ein großes Gefühl.
Hat nicht in Wirklichkeit derjenige, dem Dankbarkeit mangelt,
in ganz besonderem Maße eine Aufgabe auf der Ebene der Gefühle zu lösen?
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