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Mittwoch, 27. Mai 2009

Von kranken Vätern, kranken Ehemännern und einem Therapeuten namens Rumpelstilzchen.


Nicht, dass alle Männer gleich sind und alle sich so aufführen. Aber es gibt sie, die sich so verhalten wie im Rumpelstilzchen-Märchen:

  • Ein Vater, der um seines Ansehens willen seine Tochter missbraucht (und ein seelischer Missbrauch ist manchmal schlimmer als ein körperlicher, weil man ihn nie entdeckt, er aber ein Leben lang wirkt);
  • ein gieriger König, den nur das Gold interessiert und das Mädchen als Mensch nicht die Bohne; der sie aber heiratet und den auch als
  • Ehemann die Not der eigenen Frau nicht interessiert. Genauso wenig, wie Faust Gretchens Kind interessierte und sie zu Tode kommen musste, so interessiert auch den König-Mann sein eigenes Kind nicht; er beteiligt sich nicht an der Suche nach Rumpelstilzchen und lässt seine Frau total allein und im Stich; Gott sei Dank hatte sie einen glückbringenden Boten.


Das Märchen sagt nicht viel über den Vater, das Märchen sagt nicht viel über den König. Und so ist es wie im Leben: Solche Väter und solche Könige fallen nicht auf, obwohl sie menschliche Schweine sind, um es krass  und klar auszudrücken:


Der Vater bringt seine Tochter in höchste Not und der König und Ehemann lässt seine Frau in der höchsten Not allein. Ein echtes Tandem der Unmenschlichkeit.


Man mag sagen, dass obige Aussage über den Missbrauch übertrieben sei, aber das ist sie nicht, denn der Vater ist der erste Mann im Leben einer Tochter; seine Energie wirkt gegebenenfalls ein Leben lang, und wer daran zweifelt, mag sich fragen, ob es ein Zufall ist, dass die Müllerstochter ausgerechnet an solch einen lieblosen König gerät (die Märchen kennen ja durchaus auch andere ...).


Nein, ein Zufall ist das nicht. Das gilt für das Verhältnis von Vätern und Töchtern und das Verhältnis von Söhnen und Müttern; der Sohn muss schon den Schlüssel unter dem Kopfkissen der Mutter stehlen, wie im Märchen Eisenhans berichtet - sonst wird er nie ein (wilder) Mann und bleibt ein Leben lang Muttersöhnchen; für Töchter gilt Vergleichbares!


Gut jedenfalls, dass es Rumpelstilzchen gibt. Es kommt ungerufen und bietet seine Hilfe an. Und man glaube nicht, dass es so im Handumdrehen helfen kann: Es arbeitet jeweils die ganze Nacht!

Was aber den König bewegt: „Eine reichere Frau finde ich auf der ganzen Welt nicht.“


Da versteht man, wenn es in der Bibel heißt, dass leichter ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme.


Worin aber besteht nun der eigentliche Wert des Rumpelstilzchens?


Weil Rumpelstilzchen einen Einsatz verlangt, können sich der Tochter und Frau die Augen öffnen; denn aufgrund ihrer Not - sie wendet sich im Übrigen nicht einmal an den eigenen Mann um Hilfe, was nicht wundern kann - vermag klar zu werden: 


  • Das ist ein schrecklicher Vater, der kann nicht mein wahrer Vater sein!
  • Das ist ein schrecklicher Mann, der kann nicht mein wahrer Ehemann sein.


Weil das Bewusstsein in Bezug auf diese Tatsache in den Menschen reift, gibt es mehr gescheiterte Ehen. 

Viele Frauen, die sich trennen - und für Männer gilt in einer vergleichbaren Situation das Gleiche -, handeln nicht verantwortungslos, sondern sie übernehmen Verantwortung für sich.


Wobei anzumerken bleibt, dass Not wenden kann und beide, Mann und Frau auch erkennen können, dass ein Aufeinander-Zugehen not-wendig ist; so können womöglich Anfänge eines Verstehens beginnen, das zu einem wirklichen Miteinander zu führen vermag.


Gut, dass es Rumpelstilzchen gibt!


PS: Ich glaube nach wie vor nicht, dass es sich entzwei gerissen hat; ich stimme, wie schon angesprochen, der ursprünglichen Version zu, dass es weggeflogen ist.


Wer das Märchen nochmal lesen möchte: hier.


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