In dieser Republik hat in den letzten Jahrzehnten eine Irritiation auf tiefsten Ebenen stattgefunden; sie hat zu einer Umwertung der Werte geführt.
Mit der Umwertung der Werte meine ich:
Wer arm ist, ist schuldig, asozial, verworfen; wer reich ist, bringt´s, liegt im Trend, im Mainstream Geld, ist erfolgreich und vom Schicksal verwöhnt, ein Günstling der Götter, wird bewundert.
Wer geil ist, hat Recht
Erfolg gibt Recht, animiert die Politik, sich anzuschließen an solche fragwürdigen Erfolgs-Konzepte. Bankern ist schon längst verziehen, denn sie repräsentieren die moderne Männlichkeit, die Männlichkeit des Geldes. Geld ist geil. Wer geil ist, hat Recht. Doch diese Form der Geilheit ist wie eine genitale Sexualität; allemal bezieht sie sich auf nur wenigen Zentimeter des Körpers, und seien es die des Portemonnaies.
Im Banne des Goldenen Kalbes
Wie es Menschen gibt, deren Hass sie so dominiert, dass sie zu einer Hasspersönlichkeit werden, so gibt es mittlerweile nicht wenige, deren Lebensinhalt sich vor allem - um nicht zu sagen: allein - auf das Geld bezieht. Auf ein solches Lebenskonzept fuhren auch bisher viele Menschen Deutschlands ab. Und weil wir immer mehr Politiker finden, die dieser modernen Form des Goldenen Kalbs huldigen, wird unser System auch von diesem Kalb dominiert. Ohne es zu merken tanzen viele nach seiner Pfeife.
Die eigentlich Bedürftigen machen durch ihre Entscheidungen Menschen krank
Doch sind diese Menschen, deren Lebensinhalt vor allem um Geld und Vermögen kreist, die eigentlich Bedürftigen dieser Republik.
Sie haben ein Hartz-IV-Herz.
Wenn man auf ihre Entscheidungen Bezug nimmt, die das Wohl und Wehe oft vieler Menschen betreffen, kann man den Eindruck gewinnen, ihr Herz sei so unnahbar, so kalt, so ohne sich selbst, damit eben auch herz-los, dass sie Politik machen und Konzerne führen auf eine Weise, die ein Volk spaltet und es von Werten entfernt, die im Grunde seines Herzens eigentlich jeder möchte.
SIE treffen herzlose Entscheidungen, die die Menschen in der Konsequenz krank machen, Menschen nicht zusammenführen, sondern spalten, vereinzeln. Diese eigentlich Bedürftigen sind es, die in Wahrheit unser Volk jede Menge Geld kosten.
Doch Schuld an den Schulden sind natürlich die Harz IV, die Armen.
Wer arm ist, hat grundsätzlich etwas falsch gemacht!
Diese Meinung zählt, landauf, landab.
Arbeitslose aber sind eben häufig nicht schuld an ihrer Situation. Sie wurden freigesetzt - es gibt kaum einen zynischeren Begriff -, obwohl beispielsweise ihre ach so Deutsche Bank zeitgleich einen Milliardengewinn verbuchte, den sie mit erwirtschafteten. Doch müssen die Banken wettbewerbsfähig bleiben und sich für künftige Herausforderungen rüsten.
Das Ergebnis kennen wir.
Therapien für kranke Manager
Hat je einer verlangt, dass Manager, die Millionen, ja Milliarden in den Sand setzten, eine Therapie machen müssen? Diese Menschen sind hochgradig krank, ihr Verhalten zeigt einen extremen Realitätsverlust. Sie lassen ihre Finanzbomben explodieren und viele Schwerverletzte liegen herum; brav kümmert sich der Staat um diese, während die Verursacher um ihre Abfindungen kämpfen.
Allenthalben zu hören und zu lesen ist, dass es die Blutenden sind, die den Staat ausbluten lassen. "Na prima!", so habe ich in einem Kommentar unter meinem letzten Post gelesen, "Nix wie los mit noch mehr Schulden machen, noch weiteres Aufblähen von Sozialstaat und seiner Bürokratie." – Das genau gibt die gängige Meinung wieder.
Warum sollte man auch einem Ausblutenden 5 Euro mehr zustecken? Schließlich hat er doch gezeigt, dass er mit Geld nicht umgehen kann, wäre er sonst in solch einer Situation ...
Die Verursacher veranstalten Massaker, aber statt dass sie in Sack und Asche gehen, erscheinen sie, wenn es überhaupt so weit kommt, gut betucht und in gutes Tuch gehüllt vor Gericht.
Noch sind des Kaisers neue Kleider nicht erkannt. Noch imponiert sein Tuch, und der Umfang des Portemonnaies gilt als Erfolgsnachweis. Doch gibt es auch Erfolge, denen ganz andere Kriterien, Kriterien der Mitmenschlichkeit zum Beispiel zugrunde liegen.
Ein Herz kann mehr, als nur Blut zirkulieren zu lassen
Es scheint so, dass die Kaiser der Moderne ihr Herz nur dazu verwenden, Blut zirkulieren zu lassen.
Es gibt jedoch auch eine Politik, in deren Mittelpunkt der Mensch steht, eine Politik, in der das Herz der wahre Ratgeber für Entscheidungen ist; davon sind wir, gerade wenn es um die weniger Betuchten dieses Landes geht, weit entfernt. Die letzte Diätenerhöhung unserer Parlamentarier lag, wenn ich mich recht erinnere, über dem Hartz-IV-Regelsatz. – So einfach ist das.Stattdessen wird über Hartz-IV-Menschen Kübel von Hass und Häme und Gülle geleert.
Welche menschenverachtenden Kommentare habe ich gelesen: Da werden Kochkurse vorgeschlagen, damit Arme intelligentes Kochen lernen, da werden Geringverdienende gegen Hartz-IV-Empfänger ausgespielt, da wird von Pack geredet, das heuchlerisch noch in Anführungszeichen gesetzt wird, da wird über alleinerziehende Frauen mit 4 Kindern hergezogen, als ob Kinder im Reagenzglas gezeugt würden; immer noch gehört in den allermeisten Fällen ein Mann dazu; da aber Frauen meistens die Kinder erziehen, sind sie natürlich auch schuld.
Kinder machen in dieser Republik nicht nur arm, sie sind auch ein Armutszeugnis.
Wer 4 Kinder hat und alleinerziehend ist, ist zu dumm zum Verhüten und unmoralisch. – Und was besonders erschütternd ist: Man liest solchermaßen Geäußertes auch mittlerweile von Frauen. Die Lustpartys von Managern dagegen sind köstlich. Einfach geil, diese Kombi von Sekt und Sex und Geld. Das muss man erst mal hinkriegen. Zudem treiben sie´s ja auch mit Frauen, die nicht so dumm sind, Kinder zu kriegen.
Gefälligkeitspolitik oder Politik für unsere Sinne
Ich glaube ein Aufwachen zu spüren. Zu offensichtlich ist die Atompolitik der Regierung eine Politik und ein Geschäft gewesen, das die Profitmaximierung von Konzernen im Blick hatte, auch wenn die armen alibilike zur Kasse gebeten werden.
Wieder trennt diese Politik die Republik. Denn zunehmend sind weniger Menschen bereit, unseren Kindern eine im Grunde unbezahlbare Hypothek an Schulden zu hinterlassen und dazuhin nun auch noch eine immer stärker strahlende Zukunft, eine schwarz strahlende Zukunft.
Manche Politiker fordern angesichts von Stuttgart 21 auf, sich zu keiner Gefälligkeitspolitik hinreißen zu lassen. Sie sind zu unsensibel zu erkennen, dass es ausgerechnet bei dem Aufstand der Schwaben nicht allein um eine neue Verkehrskonzeption geht, für die immerhin auch einiges spricht, zumal eigentlich lange genug Zeit war, gegen sie zu opponieren; dass dieses Opponieren, das Bürgerbegehren, mit legalen Mitteln in die Flucht geschlagen wurde, ist eine andere Sache, die sich für die Politik jetzt bitter rächt. Angesichts der gefallenen Nordseite eines Kulturdenkmals, das doch einst von ganz besonderer Bedeutung gewesen sein soll, angesichts des Fallens von wertvollen Platanen spüren viele brave Bürger auf einmal, dass hier genau etwas vonstatten geht, was symbolisch für diese Republik steht: Das citius - altius - fortius gilt um jeden Preis. Aber Menschen wollen nicht mehr nur unbedingt schneller ankommen, so dass ihnen Hören und Sehen vergeht.
Sie wollen kein Frachtgut sein, sondern lieber leben und hören und sehen, mit ihren Sinnen leben.
Das aber begreifen Menschen nicht, die durch ihren persönlichen Klingelbeutel gesteuert werden. Die Ablass-Losung ist moderner denn je:Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer in den Himmel springt.
Der moderne Ablasshandel ist ein Geschäft und eine Politik ohne Sinne. Damit wird für viele Menschen immer offensichtlicher: Sie geht am Menschen vorbei, ist sinnen-los, sinnlos.
Liebe als Maßstab
Manchen dämmert, dass diese Art der Politik Menschen trennt und krank macht. Und dass eines ihrer Kennzeichen ist, dass die Energie, die dem normalen Menschen fehlt, vor allem in Richtung aufgeblähter Gesäßtaschen fließt!
Wir alle wissen, dass es Liebe ist, die heilt. Und ich persönlich glaube, dass es unter einfachen Menschen mehr Liebe gibt, als unter denen, die das Goldene Kalb bannt. Sie kommen genau deshalb nicht durch das berühmte Nadelör.
Wir haben als Gesellschaft vergessen - vielleicht auch in notwendigem Maße noch nie gewusst -, dass es einen Maßstab gibt, der eine Gesellschaft wirklich leben lässt, heiler als bisher.
Liebe ist für viele Menschen mit Schwäche verbunden, mit Gekreuzigtwerden.
Liebe ist machtvoll
Doch für mich ist Liebe machtvoll. Sie verlangt Klarheit, Weisheit, Stärke. Die beweist ein liebender Vater, wenn er sein Kind abends ins Bett schickt, obwohl es trampelt und schreit, weil es noch aufbleiben möchte. Doch nimmt der Vater seine Aufgabe als Erwachsener in Liebe und mit Nachdruck ernst; er weiß, dass sein Kind dennoch glücklich einschläft - gerade wegen seiner Konsequenz. Ein Politiker, der aus dieser Liebe heraus handelt, wird immer durchsetzen, dass Menschen, die in ein Land kommen, dessen Sprache lernen, weil er weiß, dass es ohne Gespräch und gedanklichen Austausch auf Dauer kein Miteinander geben kann. So wird er ein Lernprogramm und eine Erfolgskontrolle durchsetzen, aus Liebe zu seinem Land und seinen Menschen.
Für ihn ist Geld wertvoll, aber Menschen sind wertvoller, ihr Leben und sie sind einmalig und unersetzlich.