Erst schlägt das Herz und so, wie es schlägt, kann es nur mit der Einen zusammenhängen, die wartet.
Nichts wie aufs Pferd.
Goethes Pferd steht zu jener Zeit im Elsass und ab geht die Post - nach Sesenheim. Dort wartet ein attraktives Pfarrerstöchterlein, das Goethe magisch anzieht.
Diesem Pfarrerstöchterlein verdanken wir Goethes Sesenheimer Lyrik. Oder sagen wir so:
Wenn es nicht Friederike Brion gewesen wäre, wäre eine andere die Muse jener Zeit geworden. Dem jungen Goethe gefiel so manche Frau - und umgekehrt.
Die Liebe jener Zeit spiegelt sich auch im Heideröslein.
Gerade hält der Abend die Erde noch im Arm und die Nacht bereitet sich darauf vor, die Erde aus den Armen des Abends entgegenzunehmen, da fegt der junge Student durch die elsässische Nacht, so dass fast sogar die alte Eiche ihre Fassung verliert.
Willkommen und Abschied
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht;
Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor,
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches Feuer!
In meinem Herzen welche Glut!
Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich – ihr Götter!
Ich hofft es, ich verdient es nicht!
Doch ach, schon mit der Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging, du standst und sahst zur Erden
Und sahst mir nach mit nassem Blick:
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!
(1771)
Manchmal stelle ich mir vor, ich könne der Abend sein und die Erde in den Armen halten :-)) Über viereinhalb Milliarden Jahre in den Armen ...
Wer weiß, wie alt meine Seele ist, wie alt unsere Seelen sind ...
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