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Dienstag, 24. Januar 2023

Spirituelle Stolpersteine: Gefahren selbstverliebter Euphorie und Ekstase

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Es ist ja ein bekanntes Phänomen in der spirituellen Entwicklung von Menschen, dass sie manche Themen und Personen in den Himmel heben zuungunsten einer realistischen Sicht auf unsere und die Wirklichkeit der geistigen Welt und das Innere von Menschen. Meistens hat das ja sein Gründe in der Person selbst, die sich damit herummogelt, Dinge, die sie anschauen sollte, nicht ansehen zu müssen - das, was man gerade anschaut, ist doch auch so herrlich, ach so wegweisend (leider oft in Richtung eines spirituellen Abstellgleises).
Rudolf Steiner spricht das unter dem Stichwort der ´Ekstase´ und einer falschen Mystik an.
In der Ekstase verliert ja der Mensch sein Ich, verliert sich in makrokosmischen Gefilden, vernachlässigt sein klar-geistiges Denken und einen realistischen Blick auf seine Gefühle, der ja notwendig ist, denn durch euphorisch-ekstatische Gefühle können uns gewisse Wesenheiten manipulieren - und meistens ist dies auch der Fall:
Durch die Ekstase werden die geistigen Tatsachen nicht in ihrer Ganzheit, nicht in ihrer Totalität erfaßt, sondern nur in dem, was der eigenen Seele wohltut und frommt, was sie geistig verzehren kann. Im Grunde genommen ist es ein Verzehren geistiger Substantialität, was sich durch die Ekstase im Menschen ausbildet. Und ebensowenig, wie man die Dinge dieser Sinneswelt in ihrem inneren Wesen dadurch erkennt, daß man sie ißt, ebensowenig erkennt man die Kräfte und Wesenheiten der geistigen Welt dadurch, daß man sich in Ekstase begibt, um nur das eigene Selbst zu durchglühen mit dem, was einem wohltut. Man lebt nur in einem gesteigerten Selbstsinn, in einer gesteigerten Selbstliebe, und weil man aus der geistigen Welt nur das hereinnimmt, was man geistig verzehren kann, macht man sich dessen verlustig, was man nicht so behandeln kann, was außer dem durch die Ekstase zu Genießenden steht. Das ist aber der größte Teil der geistigen Welt. Dadurch verarmt nun der in der Ekstase stehende Mystiker immer mehr und mehr. (GA 62, S. 405)
Viele Mystiker sind eigentlich nichts anderes als geistige Feinschmecker, und die übrige geistige Welt, die ihnen nicht schmeckt, ist nicht für sie da. So sehen wir, wie der Geistesforscher die beiden Extreme vermeiden muß [Steiner bezieht sich hier auf der einen Seite auf die Selbstliebe, auf der anderen Seite auf die Ekstase], die ihm alle möglichen Quellen des Irrtums in den Weg bringen (...) In einem noch viel höheren Maße als gewöhnlich ist für den Geistesforscher notwendig ein gesunder Tatsachensinn, ein echtes Gefühl für Wahrhaftigkeit. Alle Schwärmerei, alle Ungenauigkeit, die so leicht über das hinweghuscht, was wirklich ist, ist beim Geistesforscher von Übel. (GA 62, S. 406)

Das ist der Grund, warum das Denken eine göttliche Gabe ist und logisches und klares Denken jeden Tag geschult sein will. Unsere Intuition gibt uns oft innerlich einen Wink, der uns aufmerksam machen will, dass etwas unstimmig ist. Gerade in den so zahlreichen ach so esoterischen You-Tube-Videos befinden sich geistige Fallgruben, in die man so sanft fällt und die mit geistigen Moschus- und Patschuli-Düften, die oft schwarzmagisch eingesetzt werden (https://bit.ly/3JbHwtv), angereichert sind.
Ich erinnere mich eines Channelings, in dessen Rahmen Erzengel Michael mit seinem Schwert Excalibur auftauchte. Excalibur ist allerdings das Schwert von König Artus und Michael taucht gewiss nicht mit dem Schwert eines Repräsentanten der Empfindungsseele (https://bit.ly/3XUbuqk) auf, der Artus nun einmal war, so wegweisend er für seine Zeit auch gewesen ist.
Gewisse Kräfte verraten sich in der Regel immer an irgendeinem Punkt. In diesem Channeling war dieser Punkt ein angebliches Michael-Schwert namens Excalibur. Ich habe das damals in den begleitenden Chat geschrieben, in dem sich viele Hörende tummelten. Aber es hat niemanden interessiert.

Anmerken möchte ich, dass ich es keinesfalls bedenklich finde, wenn jemand auch ausgelassen und euphorisch sein kann. Gewiss nutzen manche Esoteriker Formen von Ekstase zu Zwecken der Selbstdarstellung und wollen mit einer euphorischen Verbundenheit mit der Geistigen Welt ihren tiefen Bezug zu dieser inszenieren; es gibt viele Formen der Scheinheiligkeit.

In den Aussagen Steiners geht es vor allem darum, dass sich Ekstase verselbständigen und zu einem generellen Ich-Verlust führen kann; dies aufgezeigt zu haben, finde ich wichtig, denn gewiss werden auch von manchen diesbezügliche Gefahren unterschätzt. In diesem Sinne werte ich Steiners Aussagen. 

Schiller spricht ja in „Freude schöner Götterfunken“ von Freudetrunkenheit - und die ist gewiss euphorisch und darf wohl sein.
Ich finde, man kann im Übrigen auch in positivem Sinne außer Kontrolle geraten. Ich kann mir das bei Steiner, was mir von ihm bekannt ist, nicht vorstellen, aber er wird Gott sei Dank nicht nach dem, was ein anderer sich vorstellen kann, gelebt haben.

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