Jenen Lesern, die der Anthroposophie abhold sind, möchte ich als einer, der auch kein Anthroposoph ist, empfehlen, nicht vor allem die aktuelle Anthroposophie mit dem, was Steiner unter ihr verstand, der sich immer wieder aktiv mit dem Zeitgeschehen auseinandersetzte und zu ihm engagiert Stellung nahm - womit er für mich in deutlichem Gegensatz zu dem eunuchenhaften Verhalten der derzeitigen Dornacher Führungsriege, was deren Verhältnis zum Zeitgeschehen betrifft, stand -, gleichzusetzen.
Steiners folgende Ausführungen zur Materie als zerborstene geistige Formen, als Trümmerhaufen des Geistes, und deren Zusammenhang mit den Kristallformen, ist so bemerkenswert und wenn man will, auch wegweisend, dass ich sie zur Lektüre empfehlen möchte und deshalb auch wiedergebe. Dem ein oder anderen mag es gehen wie mir, der die Tiefe der Ausführungen mit einmaligem Lesen nicht erfassen konnte:
"Wenn ein Prozess im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch ganz im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der Prozess (der Schöpfung) fortgeschritten ist bis zu dieser übersinnlichen Form, dann ist der nächste Schritt nur noch möglich dadurch, dass die Form als solche zerbricht. Und das ist nämlich das, was sich dem okkulten Anblick darbietet: wenn gewisse Formen, die unter dem Einfluss der Geister der Form geschaffen sind, sich bis zu einem gewissen Zustand entwickelt haben, dann zerbrechen die Formen. Und wenn Sie nun ins Auge fassen zerbrochene Formen, etwas, was also dadurch entsteht, daß Formen, die noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie den Übergang von dem Übersinnlichen in das Sinnliche des Raumes. Und das, was zerbrochene Form ist, das ist Materie. Materie ist ein Trümmerhaufen des Geistes, ist also in Wirklichkeit Geist, aber zerbrochener Geist.
Wenn Sie jetzt weiter nachdenken, so werden Sie sich sagen: Ja, aber es treten uns doch räumliche Formen entgegen wie die schönen Kristallformen. –
Denken Sie sich zunächst einmal, damit Sie eine gewisse Vorstellung (zur Verdeutlichung) haben, einen herabfallenden Wasserstrahl. Nehmen Sie aber an, er wäre unsichtbar. Dadurch, dass dieser Wasserstrahl auffällt (auf einem Widerlager), wird er in Tropfen zerbersten. Nun nehmen Sie an, der Wasserstrahl, der herunterfällt wäre unsichtbar, aber das, was zerborsten ist, würde sichtbar. Dann hätten sie hier einen zertrümmerten Wasserstrahl, hätten ein Bild der Materie. Aber jetzt müssen Sie sich wegdenken die Widerlage, sie müssen sich vorstellen: ohne dass eine solche Widerlage da ist, ist die Materie, indem sie sich geistig zur Form gliedert, übersinnlich ist die Materie in Bewegung, denn die Bewegung geht der Form voraus.
Es gibt nirgends etwas anderes als das, was durchdrungen ist von den Taten der Geister der Bewegung, Dynamis.
An einem bestimmten Punkt kommt die Bewegung bei der Form an, erlahmt in sich selber und zerbirst in sich selber. Die Hauptsache ist, daß wir es so auffassen, daß das, was zunächst geistig-seelisch ist, hinstrahlt, aber nur eine gewisse Schwungkraft hat, an das Ende der Schwungkraft kommt und nun in sich selber zurückprallt und dabei zerbirst. Aber bevor es zerbirst, da hat es innerlich geistig noch die Formen.
Nun wirkt in den einzelnen auseinanderfallenden Trümmern, wenn es zerborsten ist, nach das, was als geistige Form vorhanden war. Wo das stark nachwirkt, da setzen sich nach dem Zerbersten noch die Linien der geistigen Formen fort, und da drückt sich in den Linien, die sie dann beschreiben, noch eine Nachwirkung der geistigen Linien aus. Dadurch entstehen Kristalle.
Kristalle sind Nachbildungen geistiger Formen, die gleichsam noch durch die eigene Schwungkraft die ursprüngliche Richtung im entgegengesetzten Sinn beibehalten." (GA134, S. 72f)
Er weist darauf hin, dass wir in den Gestaltungskräften des Mineralreichs Kräfte finden, die weit hinaus über unser Sonnensystem reichen. Wir erhielten durch sie eine Ahnung von dem, was weit über unser Sonnensystem hinaus in der Welt vor sich geht.
Kristallformen sind Abdrücke großer kosmischer Verhältnisse.
Eines der Lieblingsthemen von Steiner war ja der Zusammenhang von Mikrokosmos und Makrokosmos; ihm hat er mehrere Bücher gewidmet, ist in Vorträgen immer wieder darauf eingegangen.
Nur die wenigsten aber würden wohl vermuten, dass, wenn sie einen Kristall meinetwegen in der Form eines Würfel, eines Oktaeder, Tetraeder, Dodekaeder oder in rhombischer, monoklinischer oder triklinischer Gestalt - also wenn sich drei verschieden lange Achsen schiefwinklig schneiden - vor sich haben, sie gigantische kosmische Verhältnisse womöglich gerade in der Hand halten.
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