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Sonntag, 29. Januar 2012

Spüren Sie diesem Bischof namens Friedhelm Hofmann seine Erschütterung an?

Ich nicht!
Schauen Sie selbst! Wie sich dieser "Ehren"-Mann zu Entlassungen durch den Siemens-Konzern äußert und vergleichen Sie seine Äußerungen mit seinem eigenen Verhalten.
Ist dieser Bischof ein Heuchler und Pharisäer?
Ich fürchte Ja!

Gerade angesichts seiner Worte:

"Wir müssen die Menschen sehen, die betroffen sind, wir dürfen sie nicht nur als Arbeitskräfte und als Maximierung der Finanzen sehen, sondern man muss ihr Leben mit einbeziehen."

Das sagt ausgerechnet einer, der mit Hilfe seiner servilen Handlanger Pfarrer Breitenbach nach über 40 Jahren treuem Dienst aus seiner Dienstwohnung rausschmeißen lassen wollte und ihm die Formulierung "mit Dank und Anerkennung" in seiner Ruhestandsurkunde verweigerte - im letzten Post habe ich darüber berichtet.

Arme Kirche!

PS  Vielleicht hat sich ja Bischof Hofmann mittlerweile in Sachen Hubertusmessen geäußert ...

Samstag, 28. Januar 2012

Was Pfarrer Breitenbach von einem Bundespräsidenten Christian Wulff unterscheidet.

Eigentlich geschah die Geschichte um Pfarrer Roland Breitenbach bereits 2010 (wobei über ihre Fortsetzung noch zu schreiben ist), doch ist sie aktueller denn je, denn dieser Pfarrer stand und steht für all jene Deutschen, die für ihr Amt da sind, die für all das, was mit ihm verbunden war, ihre Freizeit opfern, ihre Lebensenergie und ihre Freude hineingeben und ihre Liebe, anderen helfen zu können.
Demgegenüber standen und stehen andere, für die ihr Amt da ist, denen das Amt zu dienen hat, die sich seiner bedienen, die sich in seiner Sonne bräunen, es auszehren, bis nur noch eine ausgelutschte Schale da ist. So einer ist Christian Wulff.
Erinnern Sie sich noch, liebe Leserin, lieber Leser, wie pastoral er in seiner persönlichen Erklärung im Fernsehen eine unglaubliche Weisheit verkündete:

"Nicht alles, was juristisch rechtens ist, ist auch richtig".

Damals rätselte ganz Deutschland, ob diese lang erwartete Stellungnahme nun der große Befreiungsschlag gewesen sein könne, um diesen "Ehren"-Mann aus der Schusslinie zu bringen, in die er sich selbst manövriert hatte.
Niemand schrieb darüber, welche Plattitüde er in seiner unglaublich pastoralen Weise als große persönliche Erkenntnis von sich gab - er bringt ja, wenn er spricht (und das ist kein Zufall!) nicht die Zähne auseinander, wie Matthias Richling richtig beobachtete.
Wenn diesen Wulff-Satz ein mittelmäßiger Trickdiebbetrüger von sich gibt, wird er vor Gericht vom Richter gerügt, er solle mit solchen Plattitüden nicht die Arbeit des Gerichtes aufhalten.
Der Bundespräsident von Deutschland verkündet diese Weisheit, die übrigens eine der moralischen Höhepunkte seiner Rede war, und niemand spricht darüber, mit welchen intellektuellen Sotissen er die Öffentlichkeit abspeist:
"Nicht alles, was juristisch rechtens ist, ist auch richtig." - 
Leider entspricht dieser Satz nicht nur dem intellektuellen, sondern vor allem dem moralischen Niveau des derzeitigen Bundespräsidenten.

Nehmen wir stattdessen Pfarrer Breitenbach. Über 40 Jahre hat er seiner Schweinfurter Gemeinde treu gedient, und wenn alle Priester und Pfarrer so ideenreich wie er gewesen wären, stünde es um die katholische Kirche nicht so schlecht. Bis zu 6000 Besucher, so schreibt die MAINPOST, kamen zu seinen Motorradgottesdiensten, Zu den Jugendgottesdiensten kamen bis zu 1500 Besucher, nicht nur aus Schweinfurt, nicht nur aus ganz Unterfranken. Bei den Sonntagsmessen der 1100-Seelen-Gemeinde waren 600 Gläubige nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Bestens besucht war sein „Ehe-TÜV“. 1400 Paare hatte er in seiner Zeit als Pfarrer getraut (auch eine Leistung!) und man lese nur den Artikel über solch einen Ehe-TüV-Gottesdienst - wem geht da nicht das Herz auf ...
Solch einen Klasse-Mann hatte die katholische Kirche in den eigenen Reihen.
Zu gut für einen Bischof wie Friedhelm Hofmann?
Jedenfalls ließ der anlässlich des beginnenden Ruhestandes von Pfarrer Breitenbach diesen wissen, dass er mit seinen damals 74 Jahren nicht mehr in seiner Wohnung bleiben könne (obwohl es möglich gewesen wäre und was mittlerweile nach zahlreichen Protesten und Zeitungsberichten doch auf einmal möglich war) und er verweigerte dem 75-Jährigen, der sich weiterhin ehrenamtlich um die Pfarrei (die keinen eigenen Seelsorger mehr erhalten sollte), das Krankenhaus St. Josef und die angegliederte Palliativstation kümmerte, in seiner Ruhestandsurkunde die Formulierung "mit Dank und Anerkennung".
Dies geschah im Mai 2011.
Wegen einer Dienstreise, so hieß es in der Zeitung, sei von Generalvikar Hillenbrand (den der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann solche Geschäfte der Lieblosigkeit erledigen lässt, um sich selbst nicht die Hände schmutzig zu machen) keine Stellungnahme zu erhalten möglich gewesen. Die Pressestelle des Ordinariats habe aber darüber informiert, dass Personalreferent Domkapitular Dietrich Seidel Breitenbach für sein Engagement namens der Diözese gedankt habe.
Noch einer also, der stellvertretend für Bischof Friedhelm Hofmann im Dienst der Lieblosigkeit handelt. Denn es wäre eine Sache des Bischofs gewesen, einem Mann zu danken, der mit Ideenreichtum und Liebe ein Leben lang Gott und der Kirche gedient hat.
Der Kirche dient auch dieser Bischof, gewiss aber nicht der Liebe.

Oder ist es noch ganz anders:
Dient die Kirche dem Bischof? (Wulff lässt grüßen ...) 
Und dient womöglich die Liebe dem Bischof? 
Das wäre ja ein ganz neuer Aspekt: Die Kirche missbraucht die Liebe ...
(Nicht generell, wohlgemerkt, schließlich gibt es die Breitenbachs und auch viele Laien, die wirklich Menschliches und Gutes tun - das sei ausdrücklich vermerkt!)

Gott sei Dank, dass es Menschen wie diesen Pfarrer Breitenbach gibt.
Solche Menschen braucht unser Land dringend, weshalb ich zu Beginn auch bewusst von den Deutschen sprach. 

Ein Christian Wulff darf, möchte und muss unbedingt in Schloss Bellevue wohnen bleiben. Sein Hannoversches Reihenhaus mag er seiner Frau nicht mehr zumuten (sich auch nicht!). – Dieses Schloss mag ein Grund sein, warum er so an seinem Amt klebt.
Schließlich sieht sein Reihenhaus in Hannover aus wie tausend andere Reihenhäuser. 
In den tausend anderen aber wohnen hoffentlich rechtschaffenere und ehrbarere Menschen, die vermutlich erheblich höhere Zinsen für ihr Haus haben zahlen müssen.
Was macht es da schon, wenn ein Bischof seinen verdienstvollen Pfarrer aus dessen Wohnung feuert.

Eigentlich gehört dieser Pfarrer nach Bellevue! 
Zumindest in ein seelisches.

Sonntag, 22. Januar 2012

"Pfoten weg von der Kabel." – Eine Hammergeschichte.

Es war einmal ein Mann, der fuhr mit seiner Frau zu Beginn des neuen Jahres immer für mehrere Wochen auf die Kanaren, der Sonne wegen. Sein rüstiges Rentnerdasein war ihm wichtig; im Sommer wusch er sein Auto hingebungsvoll mit freiem Oberkörper, deutlich sichtbar für die ganze Straße.
Leider musste er die leidvolle Erfahrung machen, dass seine Autobatterie sich im Winter während seiner Abwesenheit unerlaubt entlud, und weil er ungern die Hilfe anderer in Anspruch nahm, beispielsweise, um seinen Wagen wieder flott zu kriegen, kaufte er sich ein Batterieladegerät und installierte es für die Zeit seiner Abwesenheit.
Im zweiten Jahr der Existenz dieses Batterieladegerätes kam ihm der schreckliche Verdacht, jemand könne, während er nichtsahnend der Sonne frönte, im winterlichen Deutschland ihm den Stecker der Stromversorgung ziehen, denn der steckte frei zugänglich in seinem Waschmaschinenanschluss. Und da er in einem Haus mit sage und schreibe drei potentiellen Steckerziehern wohnte, war der Verdacht nur zu begründet. Zumal zwei dieser Personen aus seiner unmittelbaren Verwandtschaft stammten: Es waren seine Schwester und seine Enkelin.
Und so bemalte er hingebungsvoll eine Pappe:


Was er nicht wissen konnte: dass niemand mit den eigenen Händen berühren wollte, was er mit seinen Pfoten berührt hatte.


Halt, stimmt nicht. Jemand muss das Papp-Werk doch als zu peinlich oder zu hasserfüllt oder zu dümmlich empfunden haben. Jedenfalls lag es kurze Zeit später und unmittelbar nach dem Abflug besagten Mitbürgers Richtung Kanaren mit der Schrift nach unten auf der Waschmaschine. Nun kriegt diese den ganzen Hass, die ganze Dummheit ab. Mal sehen, ob sie das lange überlebt, wenn sie wieder Pfoten-Wäsche waschen muss.
Wir berichten darüber.

Und was er auch nicht wissen konnte, ist, wie sehr Paul Watzlawick in seiner Geschichte mit dem Hammer diese Dümmlichkeit vorausahnte. Sogar den Grammatikfehler des modernen Mitbürgers baute er ein. Um ein Haar hätte er womöglich sogar geschrieben:
Behalten Sie sich ihrer Kabel!

Und hier Paul Watzlawicks Hammergeschichte:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er »guten Tag« sagen kann, schreit ihn unser Mann an: »Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!«

Und ach, übrigens, dass ich´s nicht vergesse:
Am Treppenaufgang zur Dachgeschoss-Wohnung unseres Mitbürgers hängt ein Rahmen folgenden Inhalts - klicken Sie das Bild groß, es lohnt sich!
Der Rahmen muss deutsche Wertarbeit sein, sonst müsste es ihn, wenn er so viel Scheinheiligkeit beherbergen muss, zerreißen ...




Montag, 9. Januar 2012

Friedrich Nietzsche, An den unbekannten Gott


AN DEN UNBEKANNTEN GOTT

Noch einmal, eh ich weiterziehe
und meine Blicke vorwärts sende,
heb´ ich vereinsamt meine Hände
zu dir empor, zu dem ich fliehe,
dem ich in tiefster Herzenstiefe
Altäre feierlich geweiht,
dass allezeit
mich deine Stimme wieder riefe.

Darauf erglüht tief eingeschrieben
das Wort: Dem unbekannten Gotte.
Sein bin ich, ob ich in der Frevler Rotte
auch bis zur Stunde hin geblieben;
sein bin ich – und ich fühl´ die Schlingen,
die mich im Kampf darniederziehn
und, mag ich fliehn,
mich doch zu seinem Dienste zwingen.

Ich will dich kennen, Unbekannter,
du tief in meine Seele Greifender,
mein Leben wie ein Sturm Durchschweifender,
du Unfassbarer, mir Verwandter!
Ich will dich kennen, selbst dir dienen!

Sonntag, 1. Januar 2012

"Du siehst, dass ich ein Sucher bin" - Auf den Wegen Rainer Maria Rilkes

In den letzten Tagen habe ich mich wieder einmal mit Rilke beschäftigt und mir ist aufgefallen, wie sehr er in der Tat sucht, Gott sucht, und wie unterschiedlich die Blicke sind, die er auf ihn wirft, und die Worte, mit der er ihn anspricht. Jene in der Überschrift zitierten Worte finden sich übrigens in Rilkes Buch vom mönchischen Leben.
Mit am intensivsten finde ich in diesem Zusammenhang das folgende, ich glaube, 1899 in Berlin geschriebene Gedicht:


Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manches Mal
in langer Nacht mit hartem Klopfen störe, -
so ists, weil ich dich selten atmen höre
und weiß: Du bist allein im Saal.
Und wenn du etwas brauchst, ist keiner da,
um deinem Tasten einen Trank zu reichen:
ich horche immer. Gib ein kleines Zeichen.
Ich bin ganz nah.

Nur eine schmale Wand ist zwischen uns,
durch Zufall; denn es könnte sein:
ein Rufen deines oder meines Munds -
und sie bricht ein
ganz ohne Lärm und Laut.
Aus deinen Bildern ist sie aufgebaut.
Und deine Bilder stehn vor dir wie Namen.
Und wenn einmal in mir das Licht entbrennt,
mit welchem meine Tiefe dich erkennt,
vergeudet sichs als Glanz auf ihren Rahmen. 
Und meine Sinne, welche schnell erlahmen,
sind ohne Heimat und von dir getrennt.

Wenn man Rilkes Gedanken folgt, bemerkt man schnell, wie wenig linear sie sind, wie stellenweise fast widersprüchlich, verwirrend:

Gott allein in einem Saal?

Gott braucht jemanden?

Gott tastet, tastet womöglich umher?

Durch >Zufall< ist eine Wand zwischen ihm und Gott?

Die Wand besteht aus den Bildern Gottes?

Trotz des erkennenden Lichtes sind die Sinne des lyrischen Ichs - sagen wir ruhig: Rilkes - ohne Heimat und von Gott getrennt?

Schnell bemerkt der Leser, dass alle Aussagen, die Rilke über Gott trifft, im Grunde Aussagen von ihm über sich selbst sind.

Das ist ja ein Kennzeichen menschlichen Suchens und aller Theologie: Die Aussagen, die Menschen über Gott treffen, treffen sie in aller Regel über sich selbst. Am deutlichsten wird das bei Rilke in den Aussagen, dass Gott jemanden brauche. 

Nicht Gott braucht jemanden, Rilke braucht Gott. 
Nicht Gott tastet, Rilke tastet und er hätte so gerne einen Trank aus Gottes Hand.

eine Fortsetzung dieser Gedanken finden Sie hier