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Samstag, 3. Mai 2008

Die Basis: Vertrauen zum Leben




Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muss es,
Ewig wechselnd.


So schreibt Goethe angesichts des Staubbachfalls im wunderschönen Lauterbrunnental.
Das verweist zum einen auf die Tatsache, dass auch Goethe - wie Wilhelm Busch, Novalis, Christian Morgenstern, Richard Wagner und viele andere - daran glaubte, dass der Mensch immer wiederkehre, sozusagen auf die Erde regne, dann auf seiner Lebensreise dem großen Ozean zufließe, um erneut wiederzukehren ...
In den Bildern der Natur sah Goethe die Wahrheit des Lebens.
Zu diesen Wahrheiten gehört - und es ist wissenschaftlich untermauert -, dass Wasser Informationen speichert. Wasser hat ein Gedächtnis.
Das erste Wasser, in dem wir baden, ist das Fruchtwasser des Mutterbauches.
Alle Gefühle der Mutter sind im Fruchtwasser gespeichert, und all diese Informationen nimmt ein heranwachsendes Leben auf. Wird ein Kind in der Schwangerschaft geliebt, dann vertraut es dem Wasser, auch dem Wasser des Lebens, dem Leben selbst; wird ein Kind wenig beachtet, gar verachtet, missachtet, gehasst, dann trägt es ein Leben lang, wenn diese Emotionen später nicht herausgefiltert werden, Missachtung dem Leben gegenüber in sich. Es fehlen ihm Selbstliebe und Wertschätzung seiner selbst; oft müssen solche Menschen ständig beweisen, wie viel wert sie sind und müssen sich in den Mittelpunkt stellen ... oder sie ziehen sich still in den Fernsehsessel zurück; sie sind sich nichts wert.
Vieles, was an Schrecklichem auf der Erde geschieht, ereignet sich auf der Basis von Misstrauen und Hass gegenüber dem Leben. Es sind dies negative Lebensmuster oft seit Anbeginn, die zumeist für die Betroffenen wie ein unentdecktes Virusprogramm sind, das im Geheimen wirkt und Zugriff hat auf alles, was sie tun und denken.
Auf diesem Hintergrund wird deutlich, warum ein Bertolt Brecht vielleicht gar nicht anders als im Folgenden abgedruckt schreiben konnte, obwohl er sich dem Glauben hingab, es spiegele sich darin seine ureigene Sicht:

Auf die Erde voller kaltem Wind
Kamt ihr alle als ein nacktes Kind.
Frierend lagt ihr ohne alle Hab
Als ein Weib euch eine Windel gab.


Niemand friert, der geliebt wird; auch nach der Geburt umhüllt ihn die Liebe der Mutter. Frappierend aber, mit welcher Chuzpe Brecht das Gegenteil verallgemeinert. Vielleicht wollte er nicht wissen, dass seine Zeilen die emotionale Existenz seiner Eltern spiegeln, deren Gefühle, deren Kälte, damit auch sein Frieren, das daraus resultiert. Er hätte dann nämlich erkannt, dass er nicht so frei ist, wie er bisher dachte.
Frei wird nur der, der seine Begrenzungen, seine Begrenztheiten erkennt, auch seine emotionalen; von diesem Standpunkt in Bezug auf sich selbst war Brecht weit entfernt.
Stattdessen drückt er lieber allen rein, dass sie frierend zur Welt kamen.
Wer geliebt ist, ist zudem nicht mittellos. "ohne alle Hab", schreibt Brecht: als ob Liebe kein Hab und Gut wäre!
Es ist wichtig, das eigene Gefühlsreservoir einem ehrlichen Check zu unterziehen. All das hat nichts mit Versagen, Sünde oder Schuld zu tun, sondern mit der Realität unseres Seins auf der Erde. Die Wahrheit über unser emotionales Lebensbudget befreit und ist die Basis für Veränderung.
Liebe ist lernbar!
Erst wenn die Stief-Gefühle weg sind, können sich wahre Gefühle zeigen.
Vertrauen und Liebe tragen den Menschen durch sein Leben, deshalb konnte Jesus in der Bibel auf dem Wasser gehen; ob symbolisch oder real, jedenfalls kommt darin zum Ausdruck: Er war ein Meister seiner Gefühle.
Petrus kann im Anschluss auch auf dem Wasser gehen, solange er seinem geistigen Vorbild vertraut. In dem Moment, wo er den Wind aufkommen sieht und die Wellen auf ihn zukommen, gewinnen Misstrauen und Zweifel die Oberhand und er versinkt.
Wie sieht es mit den Wassern unserer Seele aus?

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