Wie soll dieses Jahr mit Güte gekrönt sein?
Tatsächlich wird es so sein – dazu später mehr.Die beiden Eingangszeilen finden sich in einem Tischgebet, das meine Tochter vor circa 30 Jahren mit aus dem Kindergarten brachte. Es hat sich in mein Herz eingraviert, ich glaube, ich habe es hier schon einmal eingebracht und werde es am Schluss noch einmal wiedergeben.
Wir stehen inmitten eines gigantischen Zerstörungsprozesses, dessen Name verbunden ist mit einem Mann namens Donald Trump. Er ist nicht nur ein Zerstörer, er ist auch ein Selbstzerstörer, was er auf der bewussten Ebene wissen könnte, aber nicht anschauen will. Am Ende dieses Jahres wird er in den USA so viel zerstört haben an Vertrauen in die sogenannte Demokratie, dass keine Wahl mehr so sein wird wie eine frühere. Die USA werden nicht mehr so sein wie früher, womöglich werden sie zerfallen. Trumps Agieren wird zu verdanken sein, dass das Vertrauen in demokratische Prozesse unwiederbringlich zerstört sein wird und die Gegensätze in vielen Bereichen und zwischen den Menschen werden sich unwiederbringlich erhöht haben, anstatt, wie es sich viele doch in Wirklichkeit wünschen, sich zu vermindern, damit Menschen wieder aufeinander zugehen, gern miteinander leben, aufeinander Rücksicht nehmen, sich beschützen, sich unterstützen – man sieht, wie groß die Bereitschaft dazu ist, gerade in Notsituationen.
Viele fragen sich, worin denn das Geheimnis des Erfolgs eines Donald Trump liegt. Es liegt vor allem darin, dass er sich zu tun erlaubt, was andere auch gerne täten, aber sich nicht getrauen. Er macht kein Geheimnis um seine Einstellungen, seien sie auch noch so crude, menschenverachtend oder frauenfeindlich. Und dass er aus seinem Herzen keine Mördergrube macht, dass er sagt, was er denkt, mit der größten Selbstverständlichkeit: das imponiert erstaunlich vielen Menschen, die das auch gern täten, aber sich nicht getrauen - was uns im Grunde den wahren Bewusstseinszustand der Menschheit erkennen lässt.
Das ist auch der Grund, warum es den sogenannten Gendergap gibt, d.h., warum mehr Männer Trump wählen – um 10 Prozentpunkte mehr als Harris: Er repräsentiert Einstellungen gegenüber Frauen, die viele Männer sich nicht mehr erlauben auszuleben, klammheimlich aber noch an ihnen hängen.
Mit der größten Selbstverständlichkeit appelliert Trump an niedere Instinkte. Die niederen Instinkte sind in vielen Menschen noch recht aktiv, was per se nichts Schlimmes ist, sondern normal. Meistens aber erlaubt man sich nicht, öffentlich zu ihnen zu stehen oder sie sogar hoffähig zu machen, aber Trump tut das. Die meisten Menschen lügen, aber sie kaschieren das. Trump lügt in jedem zweiten Satz, aber er macht daraus kein Hehl, er ist der Meister der Lüge, und die Selbstverständlichkeit, mit der lügt, was viele andere doch auch tun, wenn auch nicht so exzessiv, das imponiert nicht wenigen Menschen.
Jeder weiß, wie viele Politiker Halbwahrheiten sagen und im Grunde genommen auch selbst wissen, dass das, was sie sagen, nicht wirklich ihrer Einstellung entspricht. Wenn heute ein Olaf Scholz oder Robert Habeck nach der wirtschaftlichen Situation Deutschlands gefragt werden, dann werden sie eine Halbwahrheit nach der anderen von sich geben, aber nicht wirklich die Wahrheit sagen, nicht wirklich sagen, um was sie wissen. Halbwahrheiten aber sind schlimmer als Lügen, sie richten mehr Unheil in den Seelen an, weil man sich an sie gewöhnt; Lügen in Wahrheiten umzudeuten, ist weit schwerer, als sich selbst glauben zu machen, Halbwahrheiten seien tatsächlich die Wahrheit.
In der politischen Welt haben sich die Menschen an Halbwahrheiten gewöhnt. Da wirkt es fast befreiend, dass da einer mit der größten Selbstverständlichkeiten lügt und sich einen Scheißdreck um seine Lügen kehrt. Ja, er perfektioniert seine Fähigkeit zu lügen nachgerade. Das imponiert Menschen, dass da einer ist, der zu dem, was er tut, steht, und dass er es mit der größten Selbstständigkeit tut.
In diesem Punkt hat Trump die Welt verändert, er hat viele Menschen verändert. Im Grunde genommen hat er sie dazu gebracht, ehrlicher mit sich umzugehen zu wollen, so ehrlich, wie Trump es tut, wenn es auch weh tut, ihm "Ehrlichkeit" zu attestieren, wo er doch so unehrlich zugleich ist wie vielleicht niemand sonst auf der Welt. Allerdings zahlen sie dafür einen hohen Preis. Verlogenheit ist ein Morast, auf dem man steht und in dem man im Grunde sofort beginnt unterzugehen. Und diese Form des mehr oder weniger langsamen Untergangs gleicht dem moralischen Vorgang, mit Halbwahrheiten zu leben: man spürt mit der Zeit nicht mehr, wie sehr man nur halbwahr ist, also lauwarm. Über die sogenannten Lauen aber fällt die Bibel ein vernichtendes Urteil. Wohlweislich, weiß sie doch um die große Gefahr des Lauseins. Der Untergang, in der Halbwahrheit, im Zustand des Lauseins zu versinken, ist schlimmer als ein normaler Tod. Bei letzterem stirbt der Körper, durch die Lüge droht der Untergang der Seele.
Warum aber sollen wir dieses Jahr mit Güte gekrönt sein?
Es gibt einen Prozess, der dem der Selbstzerstörung beziehungsweise Zerstörung parallel verläuft beziehungsweise ihm auch zu Teilen vorausgeht: es ist der Prozess der Selbstermächtigung. In der Bibel wird von ihm gesprochen, wenn Jesus darauf hinweist, dass er und der Vater eins seien und dann sagt: „Ihr werdet auch eins sein!“
Diese Aussage ist ein Charisma, eine Gnadengabe, die allerdings mit einer großen Aufgabe verbunden ist: sie ist ein Angebot, doch ins Werk setzen muss der Mensch sie selbst. Der Mensch muss diesen Weg des Eins-Sein-Wollens selbst gehen. So wie Jesus selbst den Weg nach Golgatha ging, so muss der Mensch sein Kreuz selbst auf die Schädelstätte tragen, um sein Ego sterben zu lassen und zu einem neuen Bewusstsein zu gelangen, ein neues Bewusstsein in sich auferstehen zu lassen. Im "Vater unser" ist davon die Rede, wenn es heißt: „Und erlöse uns von dem Übel.“ Das Üble ist, dass der Mensch sein wahres Ich vertauscht hat mit seinem Ego und sich über Jahrtausende daran gewöhnt hat. Zunächst hat er diese Vertauschung als Halbwahrheit empfunden, sich aber zunehmend mit ihr arrangiert. Dann wurde sie zur Lüge, an die er sich gewöhnte, als seine Lebenswahrheit.
Als Menschheit kehren wir zurück zur Wahrheit, beziehungsweise genauer gesagt: viele Menschen nehmen die Möglichkeit wahr, zur Wahrheit zurückzufinden, zu der Wahrheit des Wortes: „Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“
Die Menschheit – noch sind es nicht so viele – ist auf dem Weg zum Christusbewusstsein. Noch fallen die Schritte oft schwer. Viele träumen von spiritueller Erkenntnis, die ohne Leid erreichbar sei. Gewiss ist es möglich, doch so weit sind nur wenige, und es ist gut, wenn jene, die davon berichten, auf einer Erkenntnisstufe sind, die der eines Jesus Christus vergleichbar ist, der um die Bedeutung des Leides wusste. Sonst schicken sie Menschen, die unterwegs sind, in Bereiche einer spirituellen Fata Morgana. Und dort wartet Luzifer, nicht Christus.
Am Schluss jenes Tischgebetes, von dem ich am Anfang gesprochen habe und dass ich nun zum Abschluss noch einmal wiedergeben möchte, finden sich die Worte: Behüte, was aus Gnaden, Du, Herr, uns geschenkt hast!
Im Laufe vieler Leben haben wir viele Gnadengeschenke erhalten, oft, ohne dass wir uns ihrer bewusst waren. Umso wichtiger ist es gerade in dieser Zeit, dass wir uns ihrer bewusst sind und den Vater bitten, sie zu behüten, auf dass er und seine Gaben nicht versinken in jenem Morast, der rechts und links von unserem Wege sich ausbreitet.
HErr, Du selbst reichst uns die Gaben,
brichst mit uns das täglich Brot;
HErr, von Dir wir alles haben,
stillst den Hunger, stillst die Not.
HErr, Du schenkst uns Korn und Trauben
und es segnet Deine Hand.
Tröste uns und stärk den Glauben,
wache über Stadt und Land!
HErr, Du krönst das Jahr mit Güte,
HErr, Dein Wort erschafft und lenkt,
und wir bitten Dich, behüte,
was aus Gnaden Du geschenkt!