„Strecken wir daher unsere Hände aus und nehmen - Ecce Homo - diesen Körper vom Kreuz. Denn bei der Geburt wurden wir auf das Kreuz genagelt, doch nun befreien wir uns vom Kreuz von Raum und Zeit, um die Erde zu umarmen.„Ecce homo“ - die Worte aus der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata, die Pilatus sprach und mit denen er am liebsten erreicht hätte, dass das durch die Pharisäer aufgepeitschte Volk auf eine Kreuzigung Jesu verzichtet hätte - im Griechischen finden wir, übersetzt, die Formulierung „Sieh, der Mensch!“ - haben sich ins Gedächtnis der Menschheit eingebrannt. Jahr für Jahr haben sie über ziemlich genau 2000 Jahre wieder und wieder das Bild des gekreuzigten Menschen in unser Inneres gemeißelt.
Mit dem heutigen Tag - wenn wir wollen - und dem Ostern diesen Jahres kann das ein Ende finden und eine neue Zeit anbrechen, indem wir uns selbst für immer vom Kreuz lösen und damit er-lösen. Wir dürfen erkennen, dass der Tod eines Gottes, Christus, im Körper des Menschen Jesus damals notwendig war, damit einer den Weg, auf den es ankommt, bahnt und die Not der Menschheit sich wenden und endlich endlich enden kann.
Wir leben in einer Zeit, in der wir nicht mehr physisch sterben müssen, damit in uns ein neues Bewusstsein aufersteht.
Nur: Es geht nicht anders, als dass wir uns selbst vom Kreuz nehmen und nicht auf irgendeine Instanz, womöglich die Kirche (die sich ja wirklich selbst vom Kreuz nehmen muss), warten.
Wir können einander umarmen und zwölfmal die Worte „Ain Soph“ sprechen - damit schließt die Meditation.
"Ain Soph", wörtlich übersetzt „nicht endlich“, ist das göttlich grenzenlose Urlicht, aus dem unter anderem unser Universum entstand, eine der vielen göttlichen Wohnungen …
PS Die gesamte Meditation zusammen mit hinführenden Worten aus dem Buch des Wissens („Die Schlüssel des Enoch“, S. XVIII) gebe ich auf meinem Blog „Wortbrunnen“ wieder, vermutend, dass sie möglicherweise nur dem in Gänze sich erschließen, der die ´Schlüssel´ studieren konnte, vor allem die vorausgehenden Absätze. Doch können die wiedergegebenen Worte vermitteln, dass wir in einer Zeit leben, in der das Zeitalter der Kirche endet und das Zeitalter des Geistes sich immer intensiver ankündigt, das Zeitalter des Ruach Ha Kodesh, das Zeitalter des Heiligen Geistes.