Seiten

Sonntag, 26. Februar 2012

Ach, Dein ganzes Haar ist unbenützt ... Über die Liderinnenseiten der Liebe ...


In dieses Gedicht bin ich verliebt ... 
... weil ich finde, dass ein lyrisches Ich - ich gehe davon aus, es ist ein Mann - kaum zärtlicher, liebevoller, einfühlsamer von Liebe sprechen und dabei an seine große Liebe denken kann ... an seine Hände in ihrem Haar ... an ihre Hände, die nicht wie Wiesen duften, sondern die Wiesen duften ...


Rainer Maria Rilke

Gib mir Liebe

Welche Wiesen duften deine Hände?
Fühlst du wie auf deine Widerstände
stärker sich der Duft von draußen stützt.
Drüber stehn die Sterne schon in Bildern.
Gib mir, Liebe, deinen Mund zu mildern;
Ach, dein ganzes Haar ist unbenützt.

Sieh, ich will dich mit dir selbst umgeben
Und die welkende Erwartung heben
Von dem Rande deiner Augenbraun;
Wie mit lauter Liderinnenseiten
will ich dir mit meinen Zärtlichkeiten
alle Stellen schließen, welche schaun.


Samstag, 25. Februar 2012

Olivier Messiaen: Christ ist derjenige, der begreift, dass Gott gekommen ist. – Gott als Versucher?

Vielleicht war er einer der größten Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts, einer der größten Musiker auf jeden Fall. So viel weiß ich leider von ihm nicht. Manches aber, was ich weiß, geht mir nicht mehr aus dem Sinn, beispielsweise, dass er ungefähr 700 Vogelrufe zu unterscheiden wusste, deren Klänge immer wieder in seine Musik mit einflossen. 700 - man stelle sich das vor! – Mein Geigenlehrer ging, wenn ein Lastwagen unverschämterweise laut hupte, ans Klavier und schlug genau den Ton dieser Hupe an; das imponierte mir damals gewaltig; aber 700 Vogelrufe unterscheiden - das ist nahezu unvergleichlich. Selbst wenn mein Geigenlehrer 700 Lastwagentypen an ihrer Hupe erkannt hätte: Olivier Messiaen hätte mir mehr imponiert. So viel Natur, die er in sich trug ...
Sicherlich aber wären beide bei Wetten, das ..? Wettkönige geworden.

Im Folgenden zitiere ich aus einem Buch, herausgegeben von seiner - Messiaens Aussagen zufolge - besten Orgelinterpretin, der 1932 geborenen Organistin und Kirchenmusikerin Almut Rößler mit dem Titel Beiträge zur geistigen Welt Olivier Messiaens. Immer, wenn ich drin blättere, bin ich froh, dass es mich der sogenannte Zufall antiquarisch erstehen ließ.
In einem Podiumsgespräch, das 1972 im Bach-Saal der Johanneskirche zu Düsseldorf stattfand, sagte der große Musiker:

Halt, bevor Sie loslesen, möchte ich Sie bitten, ganz genau zu lesen und die Worte dieses tief religiösen Menschen mitzuverfolgen.
Ich bin gespannt, ob Sie allem zustimmen werden ...
Es ist sicher, dass wir uns gegenüber einem Universum befinden mit einer Zeit, einem Raum und einer Menge sich drehender Sterne und Planeten, großer und kleiner. Vor allem interessiert uns ein Planet ganz besonders, weil wir auf ihm leben: die Erde. Wir hegen eine besondere Bewunderung für diesen Kosmos, aber wir alle, selbst die Nicht-Glaubenden, fühlen dunkel, dass es noch etwas anderes gibt, das außerhalb von Zeit, Raum und Gestirnen und all dem, was wir kennen, ist, etwas, das nicht davor und danach, sondern völlig außerhalb ist, das alles hält und enthält, was jeder, der nicht völlig abgestumpft ist, fühlt- und was man Gott nennen kann. Im Grunde ist die Religion vor allem das: die Beziehung zu dem außerordentlichen Geist, der außerhalb von allem ist, der ganz anders ist. In der Geschichte unseres Planeten gibt es Religionsstifter, religiöse Genies, Propheten, hevorragende Volksführer wie Mohammed, Buddha und auch Moses, aber es gibt etwas Einzigartiges, das noch ungewöhnlicher ist als die ganz andere Gottheit; nämlich, dass Gott so verschieden, so fern, so schrecklich, so unbewegt, so ewig und so unendlich er uns erscheint, zu uns gekommen ist und daß er versucht hat, sich in unserer Sprache, in unseren Empfindungen, in unseren Anschauungsweisen verständlich zu machen. Das ist der schönste Aspekt der Gottheit: das Geheimnis der Inkarnation und deshalb bin ich Christ. Dabei denke ich nicht an Unterschiede zwischen Orthodoxen, Protestanten, Katholiken - Christ ist derjenige, der begreift, dass Gott gekommen ist (...) Wieviel schöner ist es , anstelle eines wunderbaren, aber fernen Gottes an einen zu glauben, der versucht hat, sich unseren Sinnen mit unseren Mitteln verständlich zu machen.
So weit, so gut?

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Wir leben in einer Zeit, in der doch bei einigen Menschen das Gefühl, dass es noch etwas anderes gibt, heller und heller wird. So empfinde ich es: dieses Gefühl wird heller - unabhängig davon, dass es genug Menschen gibt, bei denen es dunkel ist, ja vielleicht dunkler wird (insgeheim hoffe ich, dass die Menschheit nicht auseinanderdriftet ...)

Erstens aber empfinde ich, dass das, was Messiaen als außerhalb von Zeit, Raum und Gestirnen ortet, nicht außerhalb von uns ist, sondern in uns - ganz im Sinne Goethes: Im Innern ist ein Universum auch.
Was außerhalb ist, ist auch in uns, sonst - so behaupte ich - könnten wir es gar nicht wahrnehmen.
Gott, dieser Geist, ist für mich nicht außerhalb von allem, wie Messiaen behauptet; diese Vorstellung erschreckt mich eher. – Auch in uns gibt es eine Instanz, eine Wesenheit, eine Entität, die zeitlos ist. Manche nennen sie GOTT.

Das Zweite ist, dass ich nicht glaube, dass Gott zu uns gekommen ist, einfach deshalb, weil ich glaube, dass er nie weg war. 
Wir sollten nicht ihm unterstellen, was für uns gilt, denn: Wir waren weg, nicht er!
Uns Menschen ist es nur gelungen, auf engstem Raum eine Distanz zwischen uns und Gott aufzubauen, die man als große Kunstfertigkeit bezeichnen könnte, wenn auf ihr nicht alles Elend dieser Welt basierte. Es ist deshalb eine kalte Kunstfertigkeit, so wie Luzifer Lichtträger ist - das bedeutet ja übersetzt Luzifer -, aber Träger eines kalten Lichtes.
Gott also, so möchte ich nochmals festhalten, war nie getrennt von uns, er war nie weg. Weg waren wir. Gott aber war da. Und wenn einer fragen mag, wie ich es dann verstehe, dass er seinen Sohn gesandt hat: Natürlich inkarnierte Jesus, aber das, was er brachte, war in Wirklichkeit nie weg. Damit wir Menschen begreifen, um was es geht, kam es scheinbar von weit her. 
Wir haben nicht mehr gesehen, was da ist, deshalb kam es, deshalb musste es kommen.

Gott hat versucht - so sagt Messiaen, und das ist mein dritter Punkt -, sich in unserer Sprache, in unseren Empfindungen, in unseren Anschauungsweisen verständlich zu machen.
Gott hat versucht ...
Welch eine Hybris dieses Mannes. Wir Menschen können, klar, wir können ... Gott dagegen versucht ...
Und er hat versucht, sich unseren Sinnen mit unseren Mitteln verständlich zu machen, so Messiaen..
Welch ein Irrtum. Wenn es so wäre, wäre es das Ende des Kosmos.
Gott versucht ... Welch eine Diskriminierung des Göttlichen. Wahrscheinlich eine unbewusste dieses Mannes ... aber eine, die seit Menschengedenken läuft.
Und die es zu enttarnen gilt.
Gott hat nicht versucht, uns die Liebe zu bringen. Er hat sie vor über 2000 Jahren gesandt - in voller Größe. Die göttliche Liebe war vollgültig da. Genauer gesagt:
Sie kam in ihr Eigentum, doch die Menschen nahmen sie nicht auf, so heißt es im Johannes-Evangelium. Ist man in seinem Eigentum nicht ständig präsent?

Gott reduziert sich nicht den Menschen zuliebe. Gott sei Dank tut er das nicht. Er versucht nicht, sich uns mit unseren Sinnen anzubiedern. Gott sei Dank tut er das nicht.
Die Sonne reduziert nicht ihr Licht, damit wir sie sehen können. Es wäre das Ende unseres Planeten.

Nein, ich glaube, dass Hermann Hesses Radiogleichnis viel eher zutrifft: So, wie es die Radiowellen schon immer gab und die Menschheit schon seit Urzeiten hätte Radio hören können, wenn sie die notwendigen Empfänger hätte bauen können, so ist es mit Gott: Schon immer ist er da; nur hören wir ihn manchmal mit großen Rauschgeräuschen und verstehen ihn kaum - so wie es Harry Haller in Hesses Steppenwolf mit dem Conerto grosso erging - aber wir hören ihn manchmal
Da aber ist er allemal.
Es liegt an uns, ob wir einen Sender bauen und wie wir ihn einstellen! Es gab schon immer Menschen, die ihren Sender so einstellen konnten, dass Gott weitgehend ohne Rauschgeräusche zu ihnen kam, ich denke an Hildegard von Bingen, an Franz von Asissi und vielleicht manches Bäuerlein und manche Bäuerin in einem Schwarzwaldtal oder in den Alpen, von denen wir nicht wissen.

Wie schrecklich wäre es, wenn Gott sich so reduzieren würde, dass wir ihn in der Qualität, in der es uns möglich ist, verstehen.
Sollte er uns dann rauschend, kratzend, quakend erscheinen, weil wir ihn nur rauschend, kratzend, quakend verstehen?
Nicht einmal in dieser Qualität verstehen wir ihn. Immer noch tanzt die Menschheit um das Goldene Kalb, heiße es Euro oder Dollar oder Börse.

Immer noch reduzieren wir Gott, als ob er versuche ... 
... ein Versucher also ...

Eigentlich dachte ich immer, dieser Name sei dem Teufel vorbehalten ...

Vielleicht mag das deutlich machen, was manchmal auf der geistigen Ebene an Verwirrung ablaufen kann ...

Sonntag, 19. Februar 2012

Innerhalb der eigenen Zeit sein. – Über Menschen, die viel stöhnen müssen.

Nicht alle Menschen stöhnen laut. Viele, die uns durchs Leben begleiten, kurzzeitig oder länger, die uns nahe stehen oder weniger nahe, stöhnen innerlich. Wenn sie sich unbeobachtet wähnen, sieht man auf ihrem Gesicht einen gequälten Zug oder sie gehören zu denen, bei denen jede Anforderung, die an sie herantritt, als Erstes auslöst, diese abzulehnen.
Das ist sozusagen ein natürlicher Reflex, der auf einer Abwehr gegen vermeintliche Überforderung basiert.
Subjektiv ist diese Überforderung da – sie kann mehrere Ursachen haben. Eine davon kann sein, dass dieser Mensch außerhalb seines Lebensskriptes läuft – dazu ein andermal mehr. 
Eine weitere kann sein, dass er generell außerhalb seiner Lebenszeit läuft, ein Leben lang nie in seiner korrekten Lebenszeit sich befindet, das heißt, schon als Kind, womöglich schon als Säugling, aus ihr herauskatapultiert wurde.
Lebenszeit, damit wir uns nicht falsch verstehen, bezieht sich hier nicht auf die Dauer des Lebens, sondern auf die Qualität des Lebens. Und, was noch hinzukommt: Jeder Mensch hat seine ganz individuelle, ureigene Lebenszeit und Lebensqualität; nicht bei zwei Menschen ist sie gleich (wie es bei Seelenpartnern ist, ist eine andere Frage).

Wieviel Bruttosozialprodukt einer Gesellschaft aufgrund der oben angedeuteteten Tatbestände verloren geht, weil eben Menschen nicht annähernd an ihr Leistungsvermögen herankommen können, ist mit Sicherheit unbeschreiblich.


Bruttosozialprodukt ist kein Kriterium für mich; dennoch sind solche Kriterien wichtig, weil unsere derzeitigen Politiker vor allem auf Ökonomisches anspringen; wenn sie aus diesen Gründen die Lebenszeit-Qualität der Menschen in den Blick nehmen würden, wäre das auch erst mal recht. Damit könnte auch einer seelischen Perspektive eine Bresche geschlagen werden - denn sie ist das Entscheidende.


Jemand der außerhalb seiner Lebenszeit und seines Lebensskriptes läuft, kann nur gespielt glücklich sein oder glücklich sein in ganz kurzen Momenten.

Mir geht es hier und heute um das mehr oder wenige kurzzeitige Herausfliegen aus der Lebenszeit.
Vom Gefühl her ist das so, wie wenn Sie 100 Meter laufen sollen und es geht nicht richtig vorwärts. Es ist, als ob Ihnen ein Deuserband um den Körper gezurrt ist, das am Startblock festgemacht ist.

Seinen Namen hat dieses Band von einem 1993 verstorbenen Physiotherapeuten, der nicht nur für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erfolgreich tätig war, sondern der auch auf dem Gebiet der Arbeit mit elastischen Bändern - man kann eigentlich sagen - Weltruf erlangte.

Jedenfalls: Wenn Sie 100 Meter laufen mit Deuserband, festgemacht am Startblock, dann ist Ihr Gefühl so, dass, je weiter Sie sich von Ihrem Ausgangspunkt entfernen, je mehr Sie arbeiten, werkeln, tun, es Sie desto intensiver zurückzieht. Irgendwann haben Sie womöglich das Gefühl, dass da was zum Zerreißen gespannt ist.

Das ist kein Zustand !
Aber: Wenn Sie außerhalb Ihrer Zeit laufen, dann ist das so. Dann ist der Energieaufwand, den Sie betreiben müssen, um vorwärts zu kommen, unglaublich hoch, ganz ungesund! Deshalb ist es meist auch nur eine Frage der Zeit, wenn dieser Zustand längere Zeit währt, dass Menschen krank werden, die Nase voll haben, einen Schnupfen kriegen - das ist dann die harmlosere Variante eines Signals. 

Wie fliegt man aus seiner Lebenszeit?
Meist sind es alte Verletzungen aus der Kindheit, die sich aktualisieren. Und da diese Verletzungen des inneren Kindes in aller Regel unbewusst sind, ist es schwer, ohne sachkundige Hilfe an die Ursache zu kommen. Allein aber, wenn wir uns der Tatsache bewusst sind, dass das die Ursache sein kann und wir willens sind, sie zu finden, geben wir unserem Unbewussten die Anweisung, uns zu helfen, die Ursache ans Tageslicht zu spülen.

Es kann genauso auch sein, ein Kollege lässt eine Bemerkung fallen, die oberfies ist, die Sie womöglich (vor allem, wenn Sie gern Ihre Gefühle verdrängen) gar nicht als Verletzung identifizieren. Das ist dann, wie wenn ein Giftpfeil Ihre Haut ritzt ...
Es gilt der Satz John Bradshaws: Man kann nur heilen, was man fühlt ... !!!

Die Frage ist, wie komme ich wieder in meine Zeit?
Novalis hätte sich mit der Bitte um Hilfe an seine Blaue Blume als Symbol seiner höchsten Innerlichkeit genannt, die Schiller als Höheres Selbst bezeichnet hat.
In der Tat. Religiöse Menschen werden sich an Gott oder Engel mit der Bitte um Hilfe wenden.
Andere werden mit positiven Autosuggestionen arbeiten.

Was auf jedenfall zu tun ist: Stirn - Hinterkopf halten.
Das kann man selbst tun: Man legt eine Hand an die Stirn unterhalb des Haaransatzes, die andere legt man um den Hinterkopf - nach einiger Zeit kann man die Hände wechseln.
Das ist eine aus der Kinesiologie bekannte Stressreduktion, wobei dieser Begriff m. E. nicht korrekt ist: Es ist mehr als eine Reduktion. Diese Übung kann dazu führen, dass die Meridiane, die durch die Verletzung rausgeflogen sind bzw. total ungleichgewichtig arbeiten, sich wieder balancieren. – Diese Hilfe kann auch ein Anderer Ihnen geben. Wenn es ein liebender Mensch ist, werden Sie es ziemlich schnell spüren, Ihr Atem verändert sich, sie werden auf einmal intensiv ein- und ausatmen (oft nur einmal, und Sie haben zu recht das Gefühl, alles hat sich gelöst) ... alles Signale, dass Sie wieder zurückkehren.
(Alle Eltern sollten an diesen Griff denken, wenn Ihr Kind sich verletzt hat, weint, erschüttert ist, mit einer schlechten Note heimgekommen ist ... es kann sein, dass es sich danach einfach hinlegt und schläft ... )

Sicherlich ist es notwendig, wenn dieser Zustand überdauert, Hilfe aufzusuchen, sich vielleicht auch Zeit zu nehmen, wieder zu sich zu finden durch einen Urlaub, eine Kur, etwas Neues, was man angeht, dass man z.B. einen Tai-Chi-Kurs beginnt, eine Familienaufstellung macht, regelmäßig schwimmen geht, früher ins Bett geht, den Schlaf auf neue Weise schätzt ...

Darüber habe ich jetzt noch gar nicht geschrieben: dass Menschen aus ihrer Zeit fliegen, weil sie wider den natürlichen Rhythmus agieren, die Nacht zum Tag machen, dem Unbewussten der Nacht ausweichen ... dazu ein andermal mehr.

PS: Wenn ich in meiner Zeit bin, geht mir alles leicht von der Hand ... wie selbstverständlich ... ich treffe die richtigen Menschen am richtigen Ort, weil ich selbst zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin. Wer das steuert, wenn es stimmig ist? Meine Blaue Blume - wie Novalis schreiben würde, mein Höheres Selbst - wie es Schiller nannte, oder, wie die Germanen gesagt hätten: yggdrasil in mir  :-))

Montag, 13. Februar 2012

Die Zensur kehrt wieder ! – Das Ende des Internets in der heutigen Form: ACTA ! Legalisierter Scan der Privatsphäre !


ACTA wäre ein unglaublicher Eingriff in die Privatsphären der Menschen; sie würden in einem unvorstellbaren Ausmaß kontrolliert.
Wer mundtot gemacht werden soll: ACTA liefert die Handhabe.

Ich bin gegen Piraterie, auch gegen Musikpiraterie. Aber auf diese Weise kann man den berechtigten Schutz von Eigentum nicht durchsetzen; wenn man den Rasen mähen will, hebt man auch nicht den ganzen Humus mit ab!!

Hier soll ein Abkommen auf den Weg gebracht werden, dass der Industrie und Interessengruppen ein unvorstellbares Maß an Macht gibt - so sehe ich es jedenfalls im Moment. Und unsere Regierung ist mehrheitlich dafür.

Ich empfehle, den folgenden Film bis zum Schluss anzusehen; erst gegen Ende wird wirklich deutlich, was ACTA bedeutet. – In Zukunft übrigens würde wohl You Tube nicht mehr existieren; und damit auch solch ein Film nicht mehr; dann hätte ACTA sein Ziel erreicht:

Freitag, 10. Februar 2012

Menschen, ob jung, ob alt, die innerlich frieren, geben sich gern auch äußerlich cool! – Warum es den inneren Kühlschrank geben muss!

Ich glaube, es gibt nicht wenige Kinder und Jugendliche - um diese Altersgruppe herauszugreifen, die kennen nur den Zustand des inneren Fröstelns; sie wissen gar nicht, was Wärme ist.

Ihr inneres Kind, das Wärme sucht und möchte, hat sich schon längst in den inneren Kühlschrank verzogen, der in einer dunklen Ecke ihrer Seele steht. In kalter Umgebung spürt dieses unterkühlte innere Kind die Kälte, der es ausgesetzt ist, weniger. Dann muss es nicht unbedingt - dieses Gefühl hat es - an der Kälte, der es ausgesetzt ist, erfrieren. 

Später, wenn dieser Mensch als Erwachsener mit seinem unterkühlten inneren Kind auf Menschen trifft, die es an jene Wärme erinnern, die es selbst suchte und nicht finden durfte, dann schießt es mit Kältepfeilen; die haben nur ein Ziel: die Wärme zu vertreiben.

Ich glaube, wir sollten beginnnen, diese Coolness und auch die Coolen unter Kindern und Jugendlichen ernster zu nehmen und Maßnahmen zu treffen, zum Beispiel die:
1x Fango für die Seele ...
Und nochmal ...
.. halt möglichst oft ...

Fango, das ist Vulkan und Mineral, Feuer der Erde und Baustoff für Körper und Seele.

Donnerstag, 9. Februar 2012

... dabei stößt man auf etwas Wunderbares, etwas nicht zur Gänze Erfassliches! – Clarissa Pinkola Estés´ "Die Wolfsfrau". Über die Kraft weiblicher Urinstinkte.


"Nicht nur die wilden Tiere, auch die wilden Frauen dieser Erde sind vom Aussterben bedroht. Im Lauf mehrerer Jahrtausende wurden die weiblichen Urinstinkte systematisch plattgewalzt, abgeholzt ausgeplündert, unterdrückt, oft auch zubetoniert", so schreibt Clarissa Pinkola Estés in der Einleitung zu ihrem Buch, und sie fährt fort:
"Die selbsternannten Verwalter der Erde hielten alles Ursprüngliche, alles Instinktive und Intuitive für eine Bedrohung ihrer Position und folglich auch nicht für erhaltenswert. Auf diese Weise wurde das urwüchsige Instinktive, das allen Frauen innewohnt, in eine der dunkelsten Ecken ihrer untergründigen Seelenlandschaften verbannt.
Es ist durchaus kein Zufall, dass wildwuchernde Naturgebiete auf der Erde mit der gleichen Geschwindigkeit dezimiert werden wie die Erinnerung an unser eigenes innewohnendes Wildwesen nachlässt."

Im Grunde wendet sich die gebürtige Mexikanerin und Jung-Schülerin demselben Thema zu, dass Robert Bly für die Männerwelt in seinem Buch Eisenhans bearbeitet hat, wenn er anhand des Grimm-Märchens aufzeigt, wie wichtig es ist, dass ein Mann sich von der Mutter löst und in sich den wilden Mann zulässt.
Die Zuwendung zum Wilden bedeutet nicht, dass da stehengebliebene Altachtundsechziger am Werk sind, sondern dass es in uns etwas gibt, was ganz ursprünglich ist, was uns zu unserer Kraft der Intuition führt und dann zur Folge hat, was Clarissa Pinkola Estés für Frauen mit einem Satz erfasst: "Frauen, die der Natur nahestehen, leuchten von innen heraus".
In der Tat, sie finden zu ihrer Naturseele, zu dem Ozeanischen in sich, wie die erfahrene Psychotherapeutin und cantadora es auch formuliert.
Cantadora, das ist sie aus Berufung; sie erzählt Geschichten und Märchen, die die Urwüchsigkeit ihrer Kultur noch in sich tragen.

In vielen Kulturen gibt es Namen für die Wolfsfrau; bei den Navajos heißt sie Spinnenfrau oder, wie sie auch genannt wird, Fluss unter dem Fluss, im Spanischen lautet einer ihrer Namen Licht des Abgrunds, in Ungarn Die vom Wald ...
Sie lebt "Am Grunde des Brunnens, im Oberlauf des Flusses, vor unserer Zeit. Sie lebt in der Träne und im Ozean. Sie lebt in den Bäumen. Sie gehört der Zukunft an und existiert seit Beginn der Zeit."
Frauen, die sie in sich finden, lassen die Fähigkeit wiedererstehen, die Seele sichtbar werden zu lassen. "Selbst das angepassteste, hygienisch einwandfreieste Wesen hält insgeheim einen Platz in ihrem Untergrund für die Wilde bereit und hofft im Stillen auf eine Öffnung, ein Loch im Netz, eine undichte Stelle im Räderwerk, durch die das Wilde und Alte ins Freie schlüpfen kann."

Gut, wenn ein Mann, der einer Frau, die den Fluss unter dem Fluss in sich leben lässt, begegnet, den eigenen wilden Mann aus dem Käfig, der im Hof des Schlosses steht, befreit hat.

Weder die Frau noch der Mann sind ja auf einmal wild, sondern sie beginnen Pfade zu gehen, die andere gar nicht sehen, nur das Knacken der Äste, wenn sie durch die Schonung gehen, oder der Rauch ihres Lagerfeuers lässt die anderen merken, dass es da etwas gibt, was sie nicht leben.
Gleichwohl sitzen beide tagsüber im Büro oder unterrichten ganz brav Schüler.
Über das Wilde redet niemand, er und sie entdecken es in sich; er oder sie zeigen es nicht; es ist nicht dafür da, um anderen zu imponieren, es dient nicht dem Ego, es dient dazu zu lernen, aus den Tiefen des eigenen Brunnens zu trinken.

Clarissa Pinkola Estés erzählt Geschichten, die sie gesammelt hat oder selbst in sich gefunden, und mittels deren sie über den Weg der wilden Frau Aufschluss geben will. Sie schreibt über die Doppelnatur der Frau, über den unbekannten Retter, über Seelenliebe, über den Zorn als Lehrmeister und vieles mehr.

Das alles mag wohl auch für die weibliche Seite eines Mannes hilfreich sein, genauso wie eine Frau für ihre männliche Seite von Eisenhans lernen kann.

Freitag, 3. Februar 2012

So was Goldiges!

Wir hatten gerade Futur I und II wiederholt (du wirst essen, du wirst gegessen haben) und schrieben die Reihe der Tempora mit Beispielen ins Heft, als uns, also meiner 5. Klasse und mir, die Idee kam, wir könnten noch ein Futur III und IV kreieren. 
Dass da bisher noch niemand drauf gekommen war ... klar, genau das fehlte noch der deutschen Grammatik! 
Wir waren gerade mitten dabei, die neuen Formen, die die Welt noch nicht gesehen hatte, unter allgemeinem Krähen und Johlen zu erfinden, als sich ein Junge meldete und fragte:
"Herr Klinkmüller, kann ich was an die Tafel schreiben?"
Ich sagte:"Okay, das wird wichtig sein!"
Schnurstracks nahm er eine Kreide, klappte eine Tafelseite etwas auf, stellte sich dahinter und zog sie wieder heran, damit niemand sehen könne, was er male bzw. schreibe.
Wir anderen warteten gespannt.
Schließlich klappte er sie wieder auf und zu sehen war:



Stürmischer Beifall.
Einem Lehrer bleiben ja in der Schule selten die Worte weg, mir da aber schon ...

Es war eine so goldige Situation. Mitten im Grammatikunterricht fragt da einer, ob er was anmalen kann. 
Ich hab´ ja schon viel in der Schule erlebt, aber mitten im Unterricht so ein Geschehen ... das hat das Herz dieses Jungen einfach machen wollen - und das, obwohl er eher zu den Schüchternen in der Klasse zählt ...
Ich hab dann nur noch gesagt: Das müsst ihr stehen lassen, das möcht´ ich fotografieren ...

Irgendwie ist das eine wunderbare Erinnerung und ein Geschenk.
Ich glaube, das Kind hat gar nicht nachgedacht, sondern gestreckt, gefragt, gemalt ... mit Liebe, aus Liebe ...
... dass es so seine Gefühle zum Ausdruck bringen kann ... es gehört ja schon Mut dazu ...
Das hat mich so berührt und eigentlich berührt es mich mehr und mehr ...

PS: Gut, dass es nicht nur einen "beste(n) Lehrer" gibt. In jeder Schule gibt es einige, vielleicht sogar viele.
Das lässt doch hoffen, dass es um Schule nicht sooo schlimm bestellt ist, wie manche glauben machen wollen ...
PPS:  Ich meine, ich hab schon einen ziemlich großen Kopf ... verhältnismäßig  :-))
Später hab ich noch gesagt: "Ich glaube, so treffend bin ich noch nie porträtiert worden!"
:-))