Seiten

Sonntag, 5. Oktober 2025

Lebendige Wasser. – Die Symbolik des Brunnens bei Maria Magdalena, Hofmannsthal, Rilke, Baudelaire und C.F. Meyer.

 Mich hat ungeheuer beeindruckt, wie sehr eine Frau in der Lage ist, ohne Wenn und Aber zu ihrer Weiblichkeit zu stehen, spürbar ohne Angst, jemand könne diese untergraben, weil sie zutiefst von dem Wert wahrer Weiblichkeit überzeugt ist, wie sie in ihr selbst ist. Solche Weiblichkeit muss nicht kämpfen. Das ist ja auch der Grund, der fast immer hinter oft aggressiven Emanzipationsbemühungen steht: dass Frauen, die um die Stellung der Frau in der Gesellschaft kämpfen, eigentlich den Kampf um Weiblichkeit in sich noch nicht zu Ende gekämpft haben, ja manchmal erst am Anfang dieses Kampfes im eigenen Inneren stehen. Daher rührt für mich auch jene Verbissenheit, die vielfach im Rahmen entsprechender Auseinandersetzungen zu finden ist.

(..) in jenen vielen Nächten, wenn Jeshua und ich allein waren, kam er zu meinem Brunnen, um aus mir die Kräfte der Isis zu schöpfen, um sich aufzubauen und zu stärken.
Aus meiner jetzigen Sicht finde ich es äußerst tragisch, dass die Geheimnisse und die Heiligkeit unserer Sexualität von der Kirche, von den Kirchenvätern, als Böse verteufelt wurden. Fast 2000 Jahre lang wurde einer der kraftvollsten und schnellsten Wege zu Gottes Erkenntnis als falsch hingestellt (…) Die Wahrheit und die Kraft von Jeshuas Lehren wurden von der Kirche verdreht. Die Geheimnisse der Erhöhung des Bewusstseins durch heilige Sexualität, so wie Jeshua und ich sie praktizierten, wurden von der Kirche unterschlagen. Mir ist klar, dass nur eine Handvoll Menschen meine Geschichte verstehen wird, doch das genügt.
Die Kirche behauptet, dass ich eine Hure war, doch ich sage euch jetzt, dass die Kirche die Hure ist, denn sie will euch weismachen, dass Frauen verdorben sind und dass die sexuelle Leidenschaft zwischen einem Mann und einer Frau böse ist. Doch genau hier, in der magischen Anziehungskraft der Leidenschaft, entsteht die Grundlage für die Himmelfahrt.

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;

Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.


Römische Fontäne


Borghese

Zwei Becken, eins das andere übersteigend
aus einem alten runden Marmorrand,
und aus dem oberen Wasser leis sich neigend
zum Wasser, welches unten wartend stand,

dem leise redenden entgegenschweigend
und heimlich, gleichsam in der hohlen Hand,
ihm Himmel hinter Grün und Dunkel zeigend
wie einen unbekannten Gegenstand;

sich selber ruhig in der schönen Schale
verbreitend ohne Heimweh, Kreis aus Kreis,
nur manchmal träumerisch und tropfenweis

sich niederlassend an den Moosbehängen
zum letzten Spiegel, der sein Becken leis
von unten lächeln macht mit Übergängen.

Keine Kommentare: