Seiten

Samstag, 23. Januar 2010

Machos suchen fast immer eine Mutter. - Wenn Sex so natürlich ist, warum gibt es dann so viele Ratgeber?

Ich glaube, manche Frauen haben keine Ahnung, wie Männer mit Männern umgehen können. Ich könnte ein Lied mit einigen Strophen davon singen. Von daher weiß ich nicht, ob der Geschlechterkampf, der sogenannte, der in dem Buch von Ursula Scheu ständig thematisiert wird, anders aussieht als der Kampf Mann gegen Mann bzw. Frau gegen Frau. Natürlich führt eine Ehe oder eine Paarbeziehung in der Regel Mann und Frau zusammen. Aber warten wir mal, bis die lesbischen und homosexuellen Beziehungen bzw. Ehen ihre Themen und Kämpfe thematisieren. Vielleicht ist es ja auch schon längst geschehen und Mann hat nichts mitbekommen. Es ist doch kein Geschlechterspezifikum, dass der Eine Macht über den Anderen will und die Probleme mit Mutter und Vater sich in einer Beziehung wiederholen. Es gibt (genug) Männer, die in Gegenwart eines anderen Mannes die eigene Frau vollkommen links liegen lassen. Frau wehrt sich vielleicht dann, wenn es ihr auffällt. Aber ob sie auf diese Weise das Vaterproblem des Gatten löst, ist fraglich. Jedenfalls, wenn sie den Kampf aller Frauenrechtlerinnen kämpft, wird sie gegen Windmühlenflügel kämpfen. Vor allem, wenn der Vater den Sohn aus dem Jenseits an der Strippe hält.
Vielleicht schaut sie sich dann nach einem Mann um, einen, um im Eisenhans-Jargon zu sprechen "wilden Mann". Wer wollte es ihr verübeln bzw.: Wer wollte ihr nicht sogar dazu raten?

So glaube ich entsprechend, dass bei jenem Zitat der australischen Schriftstellerin Germaine Greer -
Der Liebesakt ist für den Mann nicht mehr als Masturbation in der Vagina der Frau -
weniger der Mann das Problem ist, sondern Frau Frau ein Problem ist. In diesem Fall lässt nicht der Vater den Sohn, sondern die Mutter die Tochter grüßen. Was hat sie der Tochter mitgegeben, dass diese sich so entfremdet und missbraucht fühlt?
Dieses Gefühl beim Liebesakt ist ja nur das Ende einer langen Qual.

Klar ist die Frau in der Geschichte der Menschheit oft die Unterprivilegierte gewesen, aber vielleicht bringt es weit mehr, die Angelegenheit weniger als eine geschlechterspezifische zu sehen, denn als eine allgemein menschliche: Manche Menschen brauchen das Opfer, den Schwachen, und manche Menschen wollen das Opfer, der Schwache sein. Und so finden sie sich denn auch, oft als Mann und Frau.

Wobei der Mann die Frau unterdrückt?
Fragt sich, wer Interesse an diesem Märchen hat.
Der italienische Supermacho, der auf den Straßen der Stadt als Gigolo persönlich auftritt und das Gefühl hat, alle Frauen zu betören, zieht auf der Stelle, wenn er sein Haus betritt, fast noch auf der Schwelle, die Hosen aus; die trägt bei Machos in Wirklichkeit fast immer die Frau.

In Bezug auf Machos ist es doch so: Fast alle suchen in der Frau ihre Mutter. Wenn sie sie gefunden haben und der erste Bambino aus den Windeln kräht, wundern sich die Machos, warum sie auf einmal für die Mutter ihrer Kinder so uninteressant werden. Das liegt daran, weil die Mutter bekommen hat, was sie wollte. Was soll sie dann auch noch mit dem Kind Mann?
Ohnehin schläft auf Dauer der nicht gern mit der Mutter und die Mutter nicht gern mit dem Sohn.
Ich fände es gut, alle Männer, bevorzugt die Machos, würden, bevor sie heiraten, Robert Blys Eisenhans lesen oder Hans Jellouscheks Die Froschprinzessin. Wie ein Mann zur Liebe findet.
Und Frauen können das ruhig auch lesen, damit sie wissen, was auf sie zukommt :-) nein, besser :-((

Bei so viel Problematik muten - und damit setze ich die Zitate des letzten Post fort - die Sätze von Domenica, der Mutter aller Huren, der Hure, die sich als erste in Deutschland zu ihrem Beruf bekannte und für die Rechte ihrer Standesgenossinnen eintrat, fast angenehm gelassen an, wenn ich auch das Prostituiertenwesen an sich nicht gelassen sehen kann:
Ich habe doch alle schon im Bett gehabt: Zehnkämpfer, Bodybuilder und Gewichtheber. Bei solchen Typen hat man nur viel Arbeit und absolut keinen Spaß.
Wie recht doch die amerikanische Schaupielerin und Sängerin Bette Midler hat:
Wenn Sex die natürlichste Sache der Welt ist, warum gibt es dann so viele Ratgeber darüber?

Freitag, 22. Januar 2010

Frauen über Frauen - Aus dem "Lexikon der Frauenzitate" von Ursula Scheu, ausgewählt und kommentiert von einem Mann.

Freitag, 22. Januar 2010

Dass es solch ein Buch gibt, finde ich klasse, wenn auch einige Zitate manchen Mann 2010 erschrecken mögen, mich zum Beispiel. So das Zitat von Simone Beauvoir von 1949:

Sie (die Frau) soll alle Unmoral der Männer einstecken.
Nicht allein die Prostituierte, alle Frauen dienen als Kloake.

Dieses Zitat sagt vor allem etwas über Simone de Beauvoir selbst, über das weibliche Selbstverständnis dieser französischen Schriftstellerin, Philosophin und Feministin aus. Vielleicht muss man auch zu solch einem Ergebnis kommen, wenn man zu lange mit einem Mann wie Jean Paul Sartre zusammen war; vielleicht hat man ihn auch nur mit dieser Einstellung ausgehalten.

Nach jedem Akt wird die Klospülung gezogen?

Ich weiß nicht . . . schrecklich, ich versuch gleich noch, ein anderes Zitat zu finden . . .

... Ich suche und suche, doch finde ich bisher nicht eines, was das Wesen der Frau und das Verhältnis zum Mann als positiv darstellt. Aber es wird mir noch gelingen.
Noch eines zum vorläufigen Abschluss, ein Zitat von Hedwig Dohm (1831-1919); sie war das dritte von 18 (kein Verschreiber) Kindern eines Tabakfabrikanten; mit 15 (nicht Kindern, sondern Jahren) musste sie die Schule verlassen, um zu Hause zu helfen (ihre Brüder durften das Gymnasium bis zum Ende besuchen). Nach dem Tod ihres Mannes begann sie zu schreiben und wurde zur vielleicht ersten wirklich bekannten Frauenrechtlerin; 1873 schrieb sie:
Auf zweierlei, spricht er (der Mann zur Frau), hat Gott Dich verwiesen, auf deine Finger und dein Herz.
Diese bilden deinen Beruf.
Deine Finger, um zu nähen, zu kochen, zu scheuern, zu plätten usw.
Dein Herz, um zu lieben, deinen Mann und seine Kinder.

Ihre armen Kinder, 5 an der Zahl. Warum schreibt sie diese nur dem Mann zu? - Klar weiß ich zu wenig über sie, aber ich finde solch eine Aussage einfach ´würg´, Frauenrechtlerin hin oder her.
(Von einer Hedwig-Dohm-Biografin erhielt ich den Hinweis, dass deren Aussage sinnentstellend aus dem Zusammenhang gerissen sei; das möchte ich hier, bis ich Genaueres schreiben kann, als Information einfließen lassen. In dem Umfang, wie ich es wiedergab, ist das Zitat bei U. Scheu niedergeschrieben.)

Allerdings glaube ich auch, wir können heute nicht mehr die Situation der Frau von früher nachvollziehen. Viel ist mir bewusst geworden, als mich meine frühere Freundin Ela zu sich nach Hause mitnahm; der Vater war schwer krank, die Mutter hatte Brustkrebs. Eines Tages sagte Ela zu mir: Ich glaube, sie hat sich den Krebs zugelegt, damit sie sich nicht mehr von ihm berühren lassen muss.
Kann sein, dass Frauen früher viel mehr als heute zu solchen Mitteln greifen mussten, um sich aufdringlicher männlicher Sexualität zu entziehen. Immerhin war Elas Mutter auch vielfache Mutter . . .

Für heute beende ich mal mein Suchen nach aufbauenden Zitaten. Ich melde mich ab und an hier und gebe weitere Zitate ein. Und der geneigte Leser, die geneigte Leserin, wenn er/sie ein aufbauendes - wie ich es genannt habe - irgendwo in einem Buch findet, das die Rolle der Frau und ihr Verhältnis zu Sexualität und ihrer Weiblichkeit in einem positiveren Lichte darstellt: bitte zuschicken ... Mailadresse auf der Seitenleiste . . . möglichst mit Quelle . . . oder selbst geschrieben . . .

Samstag, 23. Januar 2010

Als Teenager ist uns unser sich entwickelnder Körper ein Rätsel. Wir stellen fest, dass es nur eine Schönheitsnorm gibt - eine kommerzielle Norm, eine Hollywood-Norm. Das Fernsehen verkauft uns die verschiedensten Produkte, während wir verzweifelt mit unseren Brüsten, unserem Haar, unseren Beinen und unserer Haut ringen, die den Ansprüchen niemals gerecht werden. Wir verlieren den Respekt vor unserer Einzigartikeit, den uns eigenen Gerüchen und Formen und unserer Art, etwas zu tun.
The Boston Woman´s Health, Book Collective, 1971

Ja, ich glaube, das gilt heute mehr denn je.
Das Neue 2010 ist, dass es immer mehr auch für Männer gilt. Auch sie sehen die Normvorgaben und richten sich danach, lassen sich mittlerweile Fett absaugen und trainieren sich Waschbrett-Bäuche an; dabei sollten sie mal lesen, was z.B. Alexander Lowen über diese Art von Bauchmuskeln schreibt und wie sehr diese zwanghaften Bauchmuskeln darauf hinweisen, dass hier auch Gefühle in die Presse genommen werden . . .
Angst lässt Kinder den Tonus der Bauchmuskulatur erhöhen. Es kann auch mittlerweile die Angst sein, nicht den Normen eines überzogenen Schönheitskults zu genügen.
Leider schreit die Eitelkeit, auch in den Männern, lauter als die Gefühle, die auf diese Weise gepresst, weggepresst werden, zum Beispiel die, die man für sich selbst entwickeln sollte.
Am jämmerlichsten schreit dabei die Selbstliebe.
Und dann hüllt man sich gern ein in ein Meer von Düften. – Was soll man auch tun, wenn man sich selbst immer weniger riechen kann . . .

Sonntag, 17. Januar 2010

Ingeborg Bachmanns himmelwärt´ge Schau: Ich frage


Ich frage mich alle Stunden tausendmal,
Woher mir dieses Lastbewusstsein kam,
Dies dumpfe immer tiefe Schmerzen.
Ich habe alle Freude längst verloren,
Mich zu empfinden in den Mattigkeiten,
Ich bin gequält in meinem Weiterschreiten
Und bitter, dass ich mich nicht wehren kann.

Ich schüttel mich in himmelwärt´ger Schau,
Versuch mich in Genuss und Raserei.
Ich bin mit Gott und seiner Welt zerfallen
Und habe selbst im Knieen nie gefühlt,
Dass es den Demutfrieden gibt,
Den alle andern sich so leicht erdienen.

Ich muss doch Gottes sein in allem Widerspruch.
Ihn so zu glauben, wie ich glauben muss,
Muss er notwendig sich aus seinem Strahle geben.
Wie bist du müde, Welt, die mich geboren,
Einzig bereit, mir Ketten aufzudrücken
Und, wo ich lodern kann und mich entzücken,
Mir Deine Schatten fester einzugraben.


Samstag, 16. Januar 2010

Miteinander wachsen!

Es hat kaum eine unseligere Diskussion gegeben als die über Betreuungsgeld und Krippenplätze.

Solch eine verrückte Diskussion geht beispielsweise einher damit, ob unsere Kinder nicht doch hochschulstudierte Kinderbetreuerinnen und Kinderbetreuer in den Leistungsbereitschaftslerngärten (ehemals Kindergärten) brauchen.

Als ob jemals Akademiker aufgrund ihres Studiums, selbst wenn es das der Pädagogik ist, zwangsläufig dadurch bessere Erzieher wären.

Die arme unstudierte Amsel, die ihr Nest baut und ihre Jungen großzieht ... nicht mal in der Schule war sie, geschweige denn hat sie studiert ... gut, dass es keinen Vogelstaat gibt, der ihr das Sorgerecht entzieht.

Wenn Kontrolle Vertrauen in die Flucht schlägt

Es gibt in der Tat eine Entwicklung, die einem Sorge bereiten kann, und das ist die Tatsache, dass der Staat meint, immer regulierender, kontrollierender in das gesellschaftliche Geschehen eingreifen zu müssen. Das hängt mit vielfältigen gesellschaftlichen Erfahrungen zusammen, z.B., dass manche Jugendämter zu spät auf Fälle reagiert haben, in denen Kinder in Familien misshandelt wurden. In solchen Fällen geht ein Schrei des Entsetzens durch die Gesellschaft: Wie konnte nur der „Sach“-Bearbeiter, die Tante vom Jugendamt also, das übersehen?

Meine Güte, jeder solcher Fälle ist entsetzlich, aber er ist eben auch menschlich und die Belastung der Mitarbeiter der Jugendämter ist riesig, gerade unter seelischen Gesichtspunkten. Die Menschen, die dort arbeiten, haben es nur mit schwierigsten Fällen zu tun. Mit Sicherheit arbeiten manche dort auch in ihrem seelischen Grenzbereich. Vielleicht sehen sie aber auch manche Nöte nicht; und das hängt immer zusammen mit einer eigenen inneren Not.

Daraus aber ein Kontrollsystem der Erziehung perfektionieren zu wollen, entspricht im Moment der gelebten Realität unserer noch angeblichen Demokratie.

Heraus kommt, dass niemand mehr einen Fehler machen möchte und die Angst vor Fehlentwicklungen unser Denken und Tun bestimmt. Die Folge ist, dass keine Zeit und Energie mehr besteht, Ziele bestimmen zu wollen und Potentiale zu leben!

Möglichkeiten ermöglichen

Die Aufgabe des Staates ist es, einen Raum für Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen und Auswüchse einzudämmen.

In diesem Bereich ist vieles möglich:

dass jemand seine Kinder zu Hause erzieht und das gern und gut tut;

dass jemand sein Kind mit drei in eine Krippe gibt und das mit gutem Gewissen tut.

Hören wir doch auf, die beiden Möglichkeiten gegeneinander auszuspielen!

Das ist doch von jenen Menschen eine gewollte Diskussion, die in alles Zweifel säen und Misstrauen und denen es in Wirklichkeit um Macht geht. Das scheint das neue Fundament unserer Gesellschaft werden zu sollen.

Eine ganz und gar faschistoide Tendenz.

Es ist eine so unselige Debatte, dass Eltern, die ihre Kinder in Krippen geben, Rabeneltern sind und Geld kassieren wollen.

Es ist unsäglich zu behaupten, Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen, können nicht loslassen und wollen ihre Kinder möglichst ein Leben lang beglucken.

Natürlich sind in beiden Wahlbereichen Fehlentwicklungen möglich. Natürlich ist es wichtig, dass wir als Gesellschaft uns austauschen über Möglichkeiten und Gefahren. Aber was im Moment geschieht, ist fern jedes Miteinander und es hängt mit der momentanen Form unserer Demokratie zusammen, dass in den Parteien und Fraktionen Menschen nicht parteiübergreifend reden, sondern den Anderen und inhaltliche Positionen parteiübergreifend diskriminieren. Auf dem politischen Feld findet in vielen Bereichen schon lange keine sinnvolle Diskussion mehr statt, sondern man haut sich Worthülsen um die Ohren, und wenn Politiker im Fernsehen miteinander diskutieren, dann geht es eher darum, wie sich jemand inszeniert und wie geschickt er argumentiert als darum, was er z.B. zum Wohle der Kinder sagt.

Das ist in der Afghanistan-Diskussion genauso wie in der Wirtschaftspolitik.

Gemeinsam Ziele finden

Welches Ziel verfolgen wir als Bürger, als Deutsche, als Menschen?

Nur wenn wir dieses Ziel definieren, erst dann ist es möglich, darüber zu sprechen, ob ein Einsatz in Afghanistan sinnvoll ist oder nicht.

Im Moment scheint das Kriterium zu sein, welcher Partei ich angehöre und ob ich evangelisch, katholisch oder ohne Bekenntnis bin.

Diese eben angesprochenen Ziele fehlen unserer Gesellschaft und es gibt keine Politiker mehr, die solche Ziele benennen können. Solche Menschen in verantwortlichen Positionen wie Richard von Weizsäcker oder Erhard Eppler - sie fehlen unserem Staat.

Stehen Kinder noch im Mittelpunkt der Diskussion um Betreuungsgeld und Krippenplätze?

NEIN!

Welche Ziele verfolgen wir mit dem Erziehen unserer Kinder?

So platt es klingt: Das Ziel ist der Weg.

Voneinander lernen - miteinander wachsen

Dieser Weg ist ein Weg der Erfahrung. Auf diesem Weg, wenn es gut geht, wachsen alle miteinander, die Kinder körperlich und seelisch, die Eltern seelisch - deshalb sind sie Er-Wachsene.

Auf diesem gemeinsamen Weg lernen alle Beteiligten voneinander. Kinder lernen von ihren Eltern und Eltern lernen von ihren Kindern.

Einer der wichtigsten Lernprozesse für mich als Lehrer war, zu erkennen, dass ich in die Schule gehe, um zu lernen. Jede Lehrerin und jeder Lehrer, jeder Vater, jede Mutter übernimmt diese Aufgabe, manchmal auch scheinbar ungewollt, um zu lernen, im Miteinander zu wachsen.

Wie oft habe ich als Lehrer erkennen müssen, dass ich ein Kind nicht verstehe und zu lernen habe. Wie oft habe ich das Lernen von Kindern blockiert, weil ich das weitergegeben habe, was mir in meiner Kindheit begegnet ist.

Und wenn ich heute manche Eltern und Lehrer über die ihnen anvertrauten Kinder reden höre, mit welcher Selbstherrlichkeit, Selbstgefälligkeit und scheinbarem Wissen, was ihr Kind braucht, dann sehe ich dahinter auch die Not der Kinder, ihr Unglück, z.B. so tun zu müssen, als fühlten sie sich verstanden und geliebt.

Der Staat hat einen Raum der Entwicklung zur Verfügung zu stellen, in dem vieles möglich ist. Was wir im politischen Bereich erleben, ist die Rückkehr zu Gängelei und Kontrolle. Und dabei haben wir noch eine Instanz wie die EU geschaffen - eigentlich vom Prinzip her eine gute Idee - die die Supergängelei praktiziert und der die einzelnen Staaten so beikommen, dass sie Politiker zu Kommissaren machen, die als Persönlichkeit und von ihrer Ausstrahlung her schwach sind. Das haben wir schon im Mittelalter so praktiziert, indem die Territorialfürsten sich einen schwachen König bzw. Kaiser gewählt haben und weiterhin gemacht haben, was sie wollten. Nur: Das kann ins Auge gehen ... es kann blutig enden.

Dankbar für Kinder

Warum es in Deutschland immer weniger Kinder gibt, hängt auch damit zusammen, dass den Menschen das Bewusstsein geschwunden ist, welch ungeheure Möglichkeit der eigenen Entwicklung Kinder bieten. Wir müssen dankbar sein, wenn wir mit Kindern zu tun haben dürfen.

Wer Kinder ablehnt, lehnt Entwicklung ab. Ein Staat, der durch sein ständiges regulierendes Eingreifen den Menschen die Freude an Kindern nimmt, verhindert Entwicklung.

Wenn wir so weitermachen, können wir auch Geld in die Weihnachtskrippe legen.

Menschliches Leben zeichnet sich aus durch eine unendliche Vielfalt. Gewiss bedarf es eines Ordnungsgefüges. Deshalb hießen Polizisten ehemals sehr zu Recht Ordnungshüter. Die gesetzgebende und die exekutive Kraft hat die Gesellschaft als Raum der Möglichkeiten zu sichern. Stattdessen sehen wir ständig traurige Auswüchse des diskriminierenden Umgangs miteinander. Aber das Miteinanderwachsen kann nur die Oberhand behalten, wenn wir mehr Energie in das Entwickeln von Potentialen stecken als da hinein, den anderen zu bekämpfen, auch Auswüchse zu bekämpfen. Letzteres ist wichtig, doch überlebt ein Staat nur, wenn er Möglichkeiten ermöglicht. wenn er da hinein mehr Energie gibt.

Es ist kein Zufall, dass die Energie unseres Staates in einem unselig hohen Ausmaß damit beschäftigt ist, Schulden zu tilgen. Das vernunmöglicht das Ausschöpfen von Potentialen.

Ein verantwortungsvolles Elternhaus gibt, wenn möglich, seinen Kindern Potentiale mit auf den Weg, auch im ökonomischen Bereich. Akzeptabel wäre es, wenn wir unseren Kindern wenigstens eine Null-auf-Null-Bilanz hinterlassen.

Was aber tun wir? Auf diesem Hintergrund muss man die Staatschulden sehen.

Herodes ist unter uns

Wir quälen uns mit dieser unseligen Diskussion um Betreuungsgeld und Krippenplätze.

Wer hat ein Interesse, dass diese Diskussion so überhand nimmt und unsere Gesellschaft die Freude an Kindern ganz und gar verliert?

Herodes ist unter uns. Es kann eine Person sein, es können Personen sein, es können Einstellungen sein.

Es scheint so, als ob immer mehr Kinder nach Ägypten fliehen müssen. Auch immer mehr Eltern.

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...

Besinnen wir uns auf das große Wort: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...

Und fangen wir nicht schon wieder ein Gezänk an, weil es Jesus sagte, sondern sehen wir darin eine überzeitliche Wahrheit.

Kinder gehen intuitiv ihren Weg.

Finden wir den Zugang zu unserer Intuition, zu unserem inneren Kind. Wir brauchen es so notwendig wie den liebevollen inneren Erwachsenen.

Damit wir gern mit Kindern leben, uns an Kindern freuen.

Uns mit Kindern freuen.

Diese Freude, die aus dem Herzen kommt, braucht unsere Gesellschaft so dringend.

geschrieben für und veröffentlicht in FreieWelt.net

Dienstag, 5. Januar 2010

Friede zieht in die Kindheit ein ... mit Näglein besteckt / Schlupf unter die Deck.


Vielleicht habe ich nur deshalb zu Weihnachten Axel Hackes und Michael Sowas Buch DER WEISSE NEGER WUMBABA geschenkt bekommen, damit ein weiteres Rätsel meiner Kindheit gelöst wird. So sehr ich nämlich das Lied auch liebte, unschwer ist der Vers zu finden, der mir immer arg zu schaffen machte, oder wer will schon gern von Näglein besteckt sein?

Guten Abend, gute Nacht,
Mit Rosen bedacht,
Mit Näglein besteckt,
Schlupf unter die Deck´.
Morgen früh, wenn Gott will,
Wirst Du wieder geweckt.

Die beiden Autoren von DER WEISSE NEGER WUMBABA haben in akribischer Kleinarbeit köstliche Verhörer gesammelt, die manche Menschen ein ganzes oder auch nur ein halbes Leben lang verfolgten.
So geht die Titelzeile des Buches z.B. zurück auf jene Strophe aus Der Mond ist aufgegangen, dem Abendlied von Matthias Claudius, in der es am Schluss heißt:

Und aus den Wiesen steiget,
Der weiße Nebel wunderbar.

Da nun verstand jemand die vollkommen einleuchtende Zeile:

Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Neger Wumbaba.

Das ist doch schön, noch kurz vor dem Einschlafen einem weißen Neger zu begegnen, zumal er noch direkt aus 1001 Nacht entsprungen zu sein scheint (Wum–baba ist sicherlich der Bruder von Ali-baba).

Nicht immer allerdings tönen Verhörer so harmlos. Die Verfasser berichten von gleich zwei Menschen, welche die vorletzte Strophe des Paul-Gerhardt-Liedes Nun ruhen alle Wälder an jener Stelle gründlich missverstanden, als es heißt:

Breit aus die Flügel beide
Oh Jesu, meine Freude
Und nimm dein Küchlein ein!
Will Satan mich verschlingen
So lass die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein.

Gehören diese Sätze ohnehin auch wegen des der Charybde gleichenden Satans zu den lyrischen Problemzonen meiner Kindheit, so verstanden die beiden Herrschaften in ihrer Kindheit gar:


Will Satan mich verschlingen
So lass die Englein singen
Dies Kind soll unser letztes sein.

Oder eine andere Frau berichtet, wie sie Allein Gott in der Höh sei Ehr, jenes berühmte Kirchenlied missverstand, dessen Schluss ja eigentlich lautet:

All Fehd´ hat nun ein Ende.

Jene Frau aber sang als kleines Mädchen, so lesen wir in oben erwähntem Buch:

Alfred hat nun ein Ende.

Jedenfalls las ich bei A. Hacke und M. Sowa, was es mit den Näglein auf sich hat. Braunnägelein, so nannte man zu Brahm´s Zeiten Flieder.

Diese Vorstellung versöhnt mich vollkommen mit meiner Kindheit: statt Nägeln Flieder ...

Selbst auf dem Hintergrund, dass unter Experten ein heftiger Streit tobt, ob nicht mit den Nägelein Nelken gemeint seien, was etymologisch wohl näher liegt.

Niemand wird es mir verübeln: Ich nehme Flieder, bevorzugt den lila-krokusfarbenen.
Und fortan bin ich beim Einschlafen von Flieder besteckt ...

Und diesen Flieder riecht Satan gar nicht gern; da schlägt er einen großen Bogen. Also ist auch an dieser Front Ruhe und die sanft ausgebreiteten Flügel sind für das Küchlein, also das Küken, das schlafen will, wirklich ein Segen ...

Freitag, 1. Januar 2010

Ricarda Huch über Kampf und Leid und Berufensein. - Die alte Schule des Leids und wahres Herzeleid

Die meisten Berufenen scheitern daran, dass sie nicht kämpfen und leiden wollen. Sie möchten wohl Auserwählte sein, aber, wie Papageno, nicht durch Feuer und Wasser gehen und gleichen Frauen, die sich nach Kindern sehnen, aber die Qual, sie zu tragen und hervorzubringen, nicht auf sich nehmen mögen. Es gibt Menschen, die dem Leiden ausweichen und es gibt Menschen, die das Leiden suchen und denen das Leiden ausweicht; wen Gott auserwählt hat, dem zwingt er das Leiden auf. Und zwar zwingt er es ihm auf durch das Mittel, durch welches er überhaupt im Menschen wirkt, nämlich durch das Herz; insofern nun jedem sein Herz selbst angehört, macht jeder sich sein Schicksal selbst.
aus Ricarda Huch, Luthers Glaube.

Jonas muss nicht in den Bauch des Wals, wenn er seiner inneren Stimme, der Stimme Gottes folgt und gleich nach Ninive zieht. Doch er zieht es vor, sich zu weigern, der Einflüsterung der Angst zu folgen und mögliches Leid meiden zu wollen. – Genau deshalb aber gerät er in Dunkel und Leid, in den Bauch des Wals.

Nur nebenbei bemerkt: Selbst hier, in der Höhle seiner Wandlung, während der Nachtmeerfahrt seiner Seele, ist er in sicherer Hut!

Ricarda Huch hat Recht. Der Mensch will - nicht generell, aber oft - dem Leiden ausweichen.
Aber was sie nicht gesagt: Genau deshalb gerät er oft in Leid.

Leid ist nicht per se da, und schon gar nicht zwingt Gott, zwingt in Leid, sondern Leid ist die Folge der Trennung von göttlichem Bewusstsein; das zeigt die Geschichte Noahs.

Deshalb sind auch die martialischen Worte Gottes, als Adam und Eva das Paradies verlassen müssen, die wie ein vorgezogenes Strafgericht Gottes klingen, ja, als Fluch formuliert sind, für mich eine von Menschenhand durchgeführte Fälschung des ursprünglichen göttlichen Wortes, genauer gesagt: von Männerhand - die patriarchalische Diktion ist offensichtlich.
Zum Weibe sagt Gott:

Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn Du schwanger bist; und du sollst mit Schmerzen Kinder gebären, und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein.

Und zu Adam sprach er:

Dieweil Du hast gehorcht der Stimme deines Weibes, und gegessen von dem Baum, da ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, - verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang.
Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen.
Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder Erde werdest, davon du genommen bist.

Warum sie eine Fälschung sein müssen, dazu mehr in einem späteren Post.
Hier haben Menschen die ursprünglichen Worte, die einen ganz anderen Sinn hatten, in einen Topf geworfen und sie so neu zusammengestellt, wie sie es brauchten, um ein Schuld-Sünde-Sühne-Programm zu installieren, das die Kirchen bis heute benutzen und mit Hilfe dessen sie in der Vergangenheit Strafe, ja Fluch als erzieherisches Mittel legalisierten oder sagen wir sogar: selig sprachen. – Heute getrauen sie es sich nicht mehr so lauthals, diesen Un-Sinn zu verbreiten; vereinzelt aber tauchen diese selbst ernannten Gralshüter göttlicher Wahrheit wieder auf, die Religion und Gott so martialisch sein lassen wollen. Doch diese Sichtweise repräsentiert nur die Enge ihres Herzens!
Sie vergöttern ihr Herz, um nicht ihre Lieblosigkeit gegenüber sich selbst, ihren Kindern und vor allem denen, die sich ein größeres Herz gönnen, erkennen zu müssen.
Es sind das diejenigen, die die Liebe ans Kreuz nagelten.
Richtig wäre es gewesen, sie hätten ihre Lieblosigkeit zu Kreuze getragen.
Doch sie hatten Angst vor dem Leid.

Manchmal will die Seele Heilung. Deshalb geht sie einen leidvollen Weg. Denn immer noch ist es so: Leid läutert.
Man mag das als göttlichen Zwang bezeichnen.
Insofern hat Ricarda Huch Recht.
Dahinter verbirgt sich oft, dass unser Verstand nicht erkennt, wofür unser Herz sich entscheidet, dass es also beispielsweise durch eine Krankheit eine Verkrustung unserer eigenen Seele aufbrechen will.
Unser Verstand fragt sich dann: Warum dies mir?
Das Herz antwortet: Allein für Dich!

Leben war nicht als Kampf gedacht (Stuart Wilde)
weitere Posts zu diesem Thema:
hier und hier