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Sonntag, 26. Januar 2025

Warum Frauen und Männer nicht so unterschiedlich sind, wie oftmals angenommen wird ...

Die folgenden Sätze sind 1894 geschrieben und dafür, dass sie vor ca. 130 Jahren geschrieben sind, sind sie unglaublich aufgeschlossen und fortschrittlich.
Sie finden sich in Rudolf Steiners "Philosophie der Freiheit":
Am hartnäckigsten im Beurteilen nach der Gattung ist man da, wo es sich um das Geschlecht des Menschen handelt. Der Mann sieht im Weibe, das Weib in dem Manne fast immer zuviel von dem allgemeinen Charakter des anderen Geschlechtes und zu wenig von dem Individuellen. Im praktischen Leben schadet das den Männern weniger als den Frauen. Die soziale Stellung der Frau ist zumeist deshalb eine so unwürdige, weil sie in vielen Punkten, wo sie es sein sollte, nicht bedingt ist durch die individuellen Eigentümlichkeiten der einzelnen Frau, sondern durch die allgemeinen Vorstellungen, die man sich von der natürlichen Aufgabe und den Bedürfnissen des Weibes macht. (...) Das Weib soll der Sklave des Gattungsmäßigen, des Allgemein-Weiblichen sein. Solange von Männern darüber debattiert wird, ob die Frau «ihrer Naturanlage nach» zu diesem oder jenem Beruf tauge, solange kann die sogenannte Frauenfrage aus ihrem elementarsten Stadium nicht herauskommen. Was die Frau ihrer Natur nach wollen kann, das überlasse man der Frau zu beurteilen. Wenn es wahr ist, daß die Frauen nur zu dem Berufe taugen,der ihnen jetzt zukommt, dann werden sie aus sich selbst heraus kaum einen anderen erreichen. Sie müssen es aber selbst entscheiden können, was ihrer Natur gemäß ist. Wer eine Erschütterung unserer sozialen Zustände davon befürchtet, daß die Frauen nicht als Gattungsmenschen, sondern als Individuen genommen werden, dem muß entgegnet werden, daß soziale Zustände, innerhalb welcher die Hälfte der Menschheit ein menschenunwürdiges Dasein hat, eben der Verbesserung gar sehr bedürftig sind.
Es kommt hinzu, dass Steiner als Erster auf seine Weise darauf verwies, dass Männer und Frauen in ihrem Inneren - er spricht von dem Ätherleib - das jeweils andere Geschlecht in sich tragen.

Heute weist die Forschung darauf hin, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau in Sachen Verhalten und beispielsweise auch der Beschaffenheit des Gehirns weit geringer ist, als es viele vermuten. Steiner hätte erklären können, wie es zu dieser Annahme kommt, wenn auch der Körperbau deutlich unterschiedlich ist. 

C.G Jung hat beispielsweise das Innere der Frau als ihren Animus bezeichnet und beim Mann sprach er von der Anima. Letztendlich ist alles bei ihm ein seelisches Konstrukt, das sich allerdings zum Beispiel für die Traumdeutung als hilfreich erwiesen hat.

Die eigentliche seelische Grundlage hat Steiner gelegt, aus geisteswissenschaftlicher Sicht sind die inneren Gegebenheiten nicht nur ein Konstrukt, sondern eine Realität. 
Bis heute lässt die Wissenschaft seine Erkenntnis außen vor; dabei könnte sie auf der Grundlage Steinerscher Erkenntnis besser verstehen, warum der Mut einer Frau eine so hohe Qualität haben kann und warum Frauen so standhaft sein können ...

PS:
Die Ansicht der Wissenschaft, dass Verhalten und Einstellungen von Frauen und Männern gar nicht so unterschiedlich sind, wie viele annehmen, erweist sich auf geisteswissenschaftlichem Hintergrund womöglich als oberflächlich. Beispielsweise könnte der Mut eines Mannes eine ganz andere Qualität und Tiefenstruktur haben als der einer Frau, der aus ihrem Ätherleib kommt und damit eine tiefergehende seelische Qualität besitzt. Der Mut eines Mannes könnte sich dagegen mehr aus gesellschaftlichen Erwartungshaltungen und Erziehungseinflüssen generieren und welche Bedeutung er seiner körperlichen Kraft zuweist ... wer weiß ... (auf diesem Gebiet hat meines Wissens noch niemand wirklich geforscht).

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