Martha werden manche aus der Bibel kennen, aus dem Lukas-Evangelium (Kap. 10, 38-42) und/oder dem Johannes-Evangelium (Kap. 11, 1-45). Mit Maria ist sie - nach den Töchtern Lots und Rachel und Lea einer der drei Schwesternpaare der Bibel. Das pure Gegenstück zu Maria und Sophia setzt sie sich nicht zu Füßen des Herrn und lauscht seinen Worten - wie Maria - bzw. strebt nicht nach dem höchsten Licht - wie Sophia -, sondern, so lesen wir im Lukas-Evangelium, hält den Haushalt am Laufen. Ziemlich genervt in Bezug auf das Verhalten ihrer Schwester, die Jesus zu Füßen diesem zuhört, macht sie auch aus ihrem Herzen keine Mördergrube, ja winkt Jesus - durchaus mit vorwurfsvollem Einschlag - mit dem Zaunpfahl, indem sie sagt: „Herr, macht es dir nichts, dass meine Schwester die Bedienung mir allein überlässt? Sag ihr doch, dass sie mir helfen soll!“
Im Johannes-Evangelium lernen wir anläßlich des Todes ihres Bruders Lazarus eine andere, empfindsame Seite von ihr kennen und dennoch hätte kaum jemand erwartet, dass sie es ist, die anlässlich der dritten Reue der Sophia vortritt, so demütig und Jesus offensichtlich von Herzen wertschätzend, eine gewandelte, geläuterte Martha.Wie sehr mag ihr die Reaktion Jesu gutgetan haben!
Martha verkörpert das erdhafte Element innerhalb der inneren Jüngerschaft von Jesus. J. J. Hurtak bezeichnet sie als Erdenmutter. Doch ist es notwendig - und das tut sie auch und darauf weist er hin - das Erdhafte mit dem Göttlichen, dem himmlisch Mutterhaften wieder zu verbinden, eine Wiederausrichtung auf ihr und unser aller ursprüngliches Sein.
Wenn Weiblichkeit auf der Erde beide Elemente miteinander verbindet, ist das sicherlich eine wunderbare Ganzheitlichkeit.
An dieser Stelle wird im Übrigen auch deutlich, worauf ich bereits hinwies, welche Bedeutung den Frauen in der Umgebung Jesu zukam und welches Lernprogramm durch sie auch den Jüngern auferlegt wurde, lässt Petrus doch angesichts der zweiten Reue erkennen, welche Schwierigkeiten er und die Jünger überhaupt mit einer Maria Magdalena haben, einer Frau, aus der Jesus sieben Teufel austrieb und keine Probleme hatte, ihre mögliche Vergangenheit als Prostituierte vorbehaltlos anzunehmen - im Gegensatz zu den Jüngern.
Erkennbar wird ebenfalls, gerade in dem kurzen Gespräch zwischen Martha und Jesus anlässlich der dritten Reue Sophias (s. vorausgehenden Beitrag), wie feinfühlig beide miteinander umgehen in dem Bewusstsein, dass die sich entwickelnde Seele einem Schmetterling gleicht, den ein Hauch schon erschüttern und zu Tränen rühren, aber eben auch rohe Energie tief verletzen kann.
Wir wenden uns der vierten Reue Sophias zu. Was schon für die Psalmen Davids galt, wenn er von seinen Feinden sprach, gilt auch, für jene, von denen Sophia spricht, die sie angreifen: es sind seelisch-geistige Kräfte, deren Attacken sie wahrnimmt und spürbar ist, wie sehr sie der Mangel an Licht betroffen macht und es ihr da sicherlich nicht anders geht als uns, die wir uns immer wieder auch abgeschnitten vom Licht wahrnehmen; auch da sind Widersacherkräfte am Werk und Sophias Reuegesänge und Davids Psalmen können eine Hilfe sein für den Umgang mit diesen Kräften - u.a. ist es diese bereits erwähnte löwengesichtige Kraft, von Selbst-Wille in das Chaos, wo sich Sophia befindet, geschickt, um ihr das Licht, das ihr noch übrig ist, zu rauben.
Jesus nun gibt Sophias vierten Reuegesang wieder:
1 Oh Licht, an das ich geglaubt habe, höre meine Reue, und möge meine Stimme deinen Aufenthaltsort erreichen.Und nachdem Jesus diese Worte zu seinen Jüngern gesprochen hatte, sagte er zu ihnen, „Dies ist die vierte Reue, die Pistis Sophia sprach. Nun denn, wer sie versteht, der verstehe.“
2 Wende deine Lichtkraft nicht von mir ab, sondern beschütze mich, wenn sie mich angreifen. Wenn ich zu dir aufschreie, bitte erlöse mich geschwind.
3 Denn meine Zeit vergeht wie ein Hauch, ich bin zu Materie geworden.
4 Mein Licht haben sie von mir ergriffen, und meine Kraft ist verwelkt. Mein Mysterium, das ich stets pflegte zu bewahren, habe ich nun vergessen.
5 Durch die Schwingung der Angst und durch die Kraft von Selbst-Willen ist meine eigene Kraft verringert.
6 Ich werde wie ein abgetrennte Dämon, der in Materie lebt, ohne Licht in ihm, und ich werde wie ein nachahmender Geist, der sich in einem materiellen Körper befindet, ohne Lichtkraft in ihm.
7 Und ich werde wie ein Dekan [Stern], der sich allein in der Luft befindet.
8 Die Emanationen von Selbst-Willen haben mich dauernd belästigt, und mein Gepaarter [Pistis, der Glaube] sagte bei sich:
9 „Anstelle des Lichtes, das in ihr war, haben sie sie mit Materie gefüllt.“
Ich habe den Schweiß meiner eigenen Materie gegessen und den Schmerz der Tränen aus der Materie meiner Augen, so dass jene, die mich belagern, nicht nehmen können, was übrig ist.
10 Es ist auf deinen Befehl hin und wegen deiner Ordnung, oh Licht, dass mir diese Dinge geschehen sind, und es ist nach deiner Bestimmung, dass ich hier bin.
11 Dein Befehl hat mich erniedrigt, und wie eine Kraft des Chaos bin ich niedergesunken, und meine eigene Kraft in mir ist gelähmt.
12 Du aber, oh Licht, bist Ewiges Licht und widmest dich allen, die je bedrückt sind.
13 Und nun, oh Licht, bewege dich, um meine Kraft und die Seele in mir wiederzubringen. Deine Bestimmung für meine Prüfung ist erfüllt worden, jetzt ist die Zeit, dass du nach meiner Kraft und meiner Seele suchest; dies ist nun die Zeit, die du bestimmt hast, mich zu erlösen.
14 Denn deine Erlöser haben nach der Kraft in meiner Seele gesucht, die Zahl nämlich ist erfüllt, und so wird auch ihre Materie gerettet werden können.
15 Dann werden alle Archonten der materiellen Äonen dein Licht fürchten, und alle Emanationen des dreizehnten materiellen Äons werden das Mysterium deines Lichtes fürchten, und andere werden sich dann in ihrem gereinigten Lichte kleiden.
16 Denn der Herr wird die Kraft deiner Seele wiederbringen. Sein Mysterium hat er offenbart,
17 so dass er der Reue jener entgegenkommen kann, die in den unteren Regionen sind, denn er ist ihrer Reue gegenüber nicht taub gewesen.
18 Dies ist das Mysterium, welches das Vorbild der Generationen ist, die noch geboren werden, und die Generationen, die noch geboren werden, singen Loblieder in die Höhe.
19 Denn das Licht hat aus der Höhe seines Lichtes herabgeschaut, und es wird der ganzen Materie erscheinen,
20 um die Schreie derer zu erhören, die in Fesseln sind, um die Kraft der Seele zu befreien, deren Kraft gebunden wurde,
21 so dass er seinen Namen in der Seele pflanzen möge, und sein Mysterium in der Kraft.
Und als Jesus diese Worte gesprochen hatte, trat Johannes vor, ehrte die Brust Jesu und sagte zu ihm, „Mein Herr, befiehl mir ebenso und autorisiere mich, die Lösung der vierten Reue, die Pistis Sophia sprach, zu erklären.“
Jesus sagte zu Johannes, „Ich befehle dir und autorisiere dich, die Lösung der Reue, die Pistis Sophia sprach, zu erklären.“ Johannes antwortete und sprach, „Mein Herr und Erlöser, inbetreff dieser Reue, die Pistis Sophia sprach, hat deine Lichtkraft früher schon durch David im 102. Psalm prophezeit:
1 YHWH, höre mein Gebet, lass meinen Schrei nach Hilfe zu dir hinaufreichen.Dies ist, mein Herr - so spricht Johannes -, die Lösung des Mysteriums der Reue, die Pistis Sophia sprach.
2 Verbirg nicht dein Gesicht vor mir in den Tagen meiner Not, öffne mir dein Ohr am Tag, an dem ich rufe, antworte mir bald.
3 Denn meine Tage sind verdunstet wie Rauch, und meine Gebeine sind versengt wie eine Feuerstelle.
4 So dürr wie Gras ist mein Herz, denn ich habe vergessen, mein Brot zu essen.
5 Vom Geräusch meines Seufzens kleben meine Gebeine am Fleisch.
6 Ich bin wie ein Sumpfvogel in der Wildnis; ich bin wie eine Eule im Haus.
7 Ich habe die Nacht wachend verbracht, und ich werde wie ein einsamer Spatz auf dem Hausdach.
8 Den ganzen Tag verspotten mich meine Feinde, und die mich berauben wollen, sind wütend auf mich.
9 Anstelle von Brot habe ich Asche gegessen und mein Trunk ist mit Tränen vermischt,
10 wegen deines Zorns und deines Unmuts, denn du hast mich erhoben und niedergeworfen.
11 Meine Tage sind wie ein Schatten am Abend, und ich selbst bin verwelkt wie das Gras.
12 Du aber, oh Herr, wirst ewig sein, und dein Gedächtnis wird von Generation zu Generation währen.
13 Du wirst dich erheben und Mitleid mit Zion haben, denn es ist Zeit, ihr Gunst zu zeigen; die festgesetzte Zeit ist da.
14 Denn deine Diener erfreuen sich an ihren Steinen und werden selbst ihrem Staub wohlwollend sein.
15 Und Nationen werden in Ehrfurcht vor dem Namen YHWH sein, und alle Könige der Erde vor deiner Herrlichkeit.
16 Denn YHWH wird Zion wieder aufrichten, und er wird in seiner Herrlichkeit sichtbar werden.
17 Er hat das Gebet der Bedürftigen gehört; er wird ihre Gebete nicht außer Acht lassen.
18 Dies soll für die kommende Generation geschrieben sein, und ein Volk, das erst erschaffen wird, wird Yah lobpreisen,
19 denn er hat aus seiner heiligen Höhe herabgeschaut; YHWH hat aus den Himmeln auf die Erde herabgeschaut,
20 um das Stöhnen der Gefangenen zu hören, um die zum Tod Gekennzeichneten zu befreien,
21 um in Zion den Namen YHWH zu verkünden und sein Lob in Jerusalem.
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