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Sonntag, 28. November 2010

Advent ist ein Weg hin zur Geburt der Liebe.




Von treuen Lesern meiner Ethikpost aus dem Taubertal erhielt ich heute eine Spruchkarte von Zitante (um dem Urheberrechtlichen Genüge zu tun) mit obigem wunderschönen Spruch von Herbert Wesely, einem österreichischen Autor.
Manchmal, glaube ich, führen Engel Menschen Gedanken und Hände, so dass sie zu einem Werkzeug dieser göttlichen Ebene werden dürfen. 
Denn ohne dass es die beiden lieben Menschen gewusst hätten, war mir diese Postkarte gerade heute wie ein Licht, wie es oben in diesem Bild auch scheint.
Sie hat mir so gut getan.
Manchmal blicken wir in die Tiefen unseres Seins und müssen Dinge erkennen, die wir so nicht sehen wollten und wollen. 
Solche Erkenntnisse gemahnen uns, wie sehr wir auf dem Weg sind ... zur Liebe.
Auf dem Weg.
In diesen Worten erkennen wir in Demut das Wesen unseres Da-Seins an.
Weil wir auf dem  Weg sind, ist Weihnachten so wichtig und diese Zeit der Wehen, die wir Adventszeit nennen.
Damit in unserem Bewusstsein wieder geboren werden kann, was wir eigentlich immer sind: ein Kind Gottes.

Ich wünsche allen meinen Lesern eine gesegnete Adventszeit.
Und besonders liebe und dankbare Grüße ins Taubertal!

Dienstag, 23. November 2010

Für Ethikkollegen und alle, die sich zum Thema Altern und Tod befragen wollen ...

Dieser Fragebogen geht zurück auf Max Frischs Fragebogen zum Thema Tod in seinem Tagebuch II. Dort hat ja der 1991 verstorbene Schweizer Autor u.a. Fragebögen zum Thema Geld, Ehe, Humor und Heimat veröffentlicht und sie auf seine Weise köstlich gestaltet; bei manchen Fragen muss man zum Teil lächeln - oder man schaut ziemlich konsterniert.
Ich habe einige Fragen verändert, einige weggelassen, andere hinzugefügt, herausgekommen sind folgende 24 Fragen; im Unterricht mit älteren Schülern waren und sind sie oft Anlass zu einem sehr tief gehenden Gedankenaustausch:

1.  Wenn Du Dir beiläufig vorstellst, Du wärest nie geboren: Beunruhigt Dich diese Vorstellung?
2.  Wen, der tot ist, möchtest Du wiedersehen?
3.  Wen hingegen nicht?
4.  Wie alt möchtest Du werden?
5.  Hast Du Angst vor dem Tod?
6.  Könntest Du Dir vorstellen, dass sich Deine Meinung kurz vor dem Tod ändert?
7.  Wenn es den Tod als Wesenheit gäbe - welche Frage(n) würdest Du an ihn stellen?
8.  Hast Du keine Angst vor dem Tod, aber Angst vor dem Sterben?
9.  Wenn Du an Deinen möglichen Tod denkst, was fällt Dir am ehesten ein:
  • was Du hinterlässt
  • etwas in Deinem Schrank, das niemand sehen sollte
  • eine Landschaft
  • Feuerbestattung ohne Schmerzen
  • die Weltlage
  • die Zurückbleibenden
  • wer oder was Dich wohl erwartet
  • dass alles eitel war
  • was ohne Dich nie zustande kommen wird
  • die Unordnung in den Schubladen
  • dass es schon Sisyphos geschafft hat, dem Hades zu entkommen
  • wer um Dich trauert
  • ? .................................................

10. Warst Du schon einmal in Todesnähe und wie hast Du sie erlebt?
11. Möchtest Du wissen, wie Sterben ist?
12. Was stört Dich an Begräbnissen?
13. Möchtest Du lieber mit Bewusstsein sterben oder von einem Dachziegel erschlagen werden?
14. Wem gönnst Du Deinen Tod nicht?
15. Beruhigt es Dich, dass es ein Reich der Toten geben könnte und wir uns alle wiedersehen?
16. Warum möchten Menschen, die ein Nahtoderlebnis haben, so oft so ungern wieder ins Leben zurück?
17. Glaubst Du, dass die Weise, wie jemand stirbt, Bedeutung hat für sein Leben nach dem Leben?
18. Gilt das auch für Selbstmord?
19. Was assoziierst Du beim Stichwort Altern:
  • körperlicher Verfall
  • Kostbarkeit der Zeit
  • tägliche Arztbesuche
  • mit 70 noch auf den Himalaya
  • Altersweisheit
  • Alte, die sich nicht alt werden lassen dürfen
  • Zahnprothese
  • tägliche Zeitungslektüre
  • viele liebe Enkel
  • regelmäßig die 5 Tibeter
  • Zeit zu reisen
  • ? .................................................
20.  Möchtest Du unsterblich sein?
21. Man sagt, es sei wichtig, ohne Hass aus dem Leben zu gehen. Glaubst Du das auch?
22. Wenn der Atem aussetzt und der Arzt es bestätigt: Bist Du sicher, dass man in diesem Moment keine Träume mehr hat?
23. Ist Einschlafen ein Sterben im Kleinen?
24. Wieso weinen Sterbende nie?


Dienstag, 16. November 2010

auf dem wehenden Banner Phantasiens gesehen

                   
                 
Wenn im Dunkel die Dohle schreit
und die Eule wissend ihre Schwingen breitet
gleitet der Falter der Nacht auf der Suche
nach den Schätzen verlorener Seligkeit
von Strauch zu Strauch
von Busch zu Busch 
Fröstelnd rascheln die Blätter des Holunders
der Himbeergeist tanzt beschwörend in der Nacht 
und bittet alle die warmen Herzens
vorüberkommen 
ein gutes Wort einzulegen
bei den Wächtern der Mondstrahlen
dass sie der Nacht Macht gäben
damit sich befreie alles
was verstrickt ist
in den Netzen der großen Spinne
                   ♨

Samstag, 13. November 2010

Wenn Sterne Wellen der Liebe lenken: Über Friedrich Hebbels "Das Heiligste"

Als Gott in der biblischen Schöpfungsgeschichte die Frau aus dem Wesen Adam, dem Menschen also, nicht dem Mann, heraus erschafft, aus Luthers Rippe - man kann das hebräische Wort auch mit Seite übersetzen - bekennt er sich zur körperlichen Liebe; er möchte, dass sich Mann und Frau erkennen, ein Wort, das in der Bibel für die körperliche Vereinigung steht. Und es gibt auch kaum ein schöneres Liebeslied als das Hohelied Salomos inmitten des Alten Testamentes, das die Liebe zwischen Sulamith und dem König Israels besingt; seine Worte lassen keinen Zweifel: es ist eine lustvolle körperliche Liebe, welche die beiden in ihrem Wechselgesang beseelt.

Auch Friedrich Hebbel, der es in seinem Leben nicht leicht gehabt hat, stürzte doch der frühe Tod des Vaters die Familie in tiefe Armut und saß er doch, obwohl er eine Gönnerin fand, oft mit knurrendem Magen in den Vorlesungen, bezieht sich auf eine solche Liebe. Als er zweiunddreißgjährig nach Wien kommt, abgerissen und mittellos wie ein Landstreicher, findet er Liebe und Frieden in der Ehe mit der Burgschauspielerin Christine Enghaus. Die Kämpfe und Demütigungen seines Lebens schlagen sich in seinem Werk zwar immer wieder nieder; in dem folgenden Gedicht jedoch, einem Sonett, besingt er auf einmalig schöne Weise die Heiligkeit der Liebe:


DAS HEILIGSTE

Wenn sich zwei ineinander still versenken,
Nicht durch ein schnödes Feuer aufgewiegelt,
Nein, keusch in Liebe, die die Unschuld spiegelt,
Und schamhaft zitternd, während sie sich tränken;

Dann müssen beide Welten sich verschränken,
Dann wird die Tiefe der Natur entriegelt,
Und aus dem Schöpfungsborn, im Ich entsiegelt,
Springt eine Welle, die die Sterne lenken.

Was in dem Geist des Mannes ungestaltet
Und in der Brust des Weibes kaum empfunden
Als Schönstes dämmerte, das muss sich mischen;

Gott aber tut, die eben sich entfaltet,
Die lichten Bilder seiner jüngsten Stunden
Hinzu, die unverkörperten und frischen.

Da ist nichts zu spüren von der Sexsüchtigkeit unserer Tage, von der geschäftsmäßig aufgeregten und aufgekratzten Sexualisierung, wie wir sie in den meisten Medien finden.

Vielmehr lenken Sterne jene Welle, die durch die Vereinigung zweier Menschen sich aus dem Mittelpunkt des Seins als Leuchtspur dieser Liebe ihren Weg durch den Kosmos bahnt.

Wenn wir Hebbels Zeilen lesen, spüren wir die Heiligkeit der Sexualität, der körperlichen Liebe, die zutiefst sinnlich und lustvoll ist; Hebbel bringt das in dem Bild des gegenseitigen Sich-Tränkens zum Ausdruck, des Sich-Verschränkens von Männlichem und Weiblichem.

In jedem Akt vollzieht sich, wenn er in Liebe geschieht, die Vereinigung von Himmel und Erde, von Uranos und Gaia, von Yin und Yang.

Dies geschieht tatsächlich in jedem Liebesakt, wenn er in Liebe vollzogen wird.

Dann, nur dann geschieht auch etwas, was die Liebe krönt: Gott gibt seine Gabe hinzu.

Diese lichten Bilder mögen Seelen sein, es mögen zugleich Bilder sein, die den Kosmos, die Wohnstatt von uns Menschen bereichern. Durchaus denkbar, dass Hebbel an das Bild eines neuen Wesens denkt.


Wie weit ist der Begriff von Liebe, wie wir ihn heute vorfinden, von Hebbels Wertschätzung entfernt.

Schnödes Feuer nennt ihn Hebbel; und er weiß, dieses Feuer wärmt nicht, es fackelt Energie nutzlos ab.

Doch es gibt diese andere, seine Sicht.

Und alle jene, die tief verunsichert sind, mögen im Hohelied Salomos und in diesem Gedicht die Bestätigung finden: Es gibt nichts Heiligeres als die körperlich-seelische Vereinigung von Mann und Frau, ja: Es ist DAS HELIGSTE.

Möge die oben angesprochene Welle ihren Weg auch mitten durch den Vatikan nehmen.

Und durch unser Herz!

Freitag, 12. November 2010

Nachtrag zur Petition

Gegenüber der Petition gab es einige Einwände, die ich durchaus ernst nehme, aber leider keine Zeit habe, auf ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen.

und

allerdings ist z.B. der geistige Horizont von spiegel online in bestimmten Bereichen schnell überschritten.
Für mich wäre es interessant, Ärzte zu fragen, warum sie die Petition unterzeichnet haben, von einem weiß ich es, er dürfte bei dieser großen Zahl nicht der Einzige gewesen sein.

Überraschend jedenfalls war für mich;

121 819 Bürger haben die Petition unterzeichnet.

Wichtig ist für mich Folgendes, wobei ich vorausschicken möchte, dass ich die Leistungsfähigkeit und das Vermögen unserer Medizin, sei es in der Notfallmedizin oder in anderen Bereichen, absolut bewundere und sie für mich auch in Zukunft einen hohen Stellenwert behalten soll. Ich bin dankbar, dass es sie gibt. Nur kann ich beide medizinischen Felder - im Gegensatz zu anderen - nebeneinander bestehen lassen, wobei ich eben einer Medizin auf Naturbasis den Vorzug gebe und: 
Ich lebe noch, obwohl ich mich ihrer zeitlebens bediene; darüber allerdings wird nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen - und der Umstand ist weiß Gott bekannt -, dass eine überraschend hohe Anzahl von Menschen aufgrund zu vieler und/oder falsch verordneter Tabletten oder ihrer Nebenwirkungen jährlich sterben. Wie auf diesem Hintergrund die Gefahren der Naturmedizin so gern heraufbeschworen werden, ist für mich sehr aufschlussreich.

Was also mir als Ergebnis dieser Petition wichtig und absolut erfreulich ist, ist dieses machtvolle Bekenntnis einer in diesem Ausmaß nicht erwarteten Anzahl von Bürgern zu natürlicher Medizin. Auf Dauer wird sie sich durchsetzen, nicht allein der wesentlich geringeren Kosten wegen, sondern weil sich das Bewusstsein der Menschen deutlich zu verändern beginnt und die Natur und ihre uns naturgemäßen Kräfte den ihnen angemessenen Rang wieder einnehmen werden.
Ich glaube, dass auch genau dieses machtvolle Bekenntnis ein maßgeblicher Umstand dafür ist, dass manche Medien und Mitbürger enerviert reagieren.

Dienstag, 9. November 2010

Achtung, nur noch bis Donnerstag: Petition an den Bundestag in Sachen Natur- und Kräuterprodukten

Link zur Petition beim Bundestag - mit vorheriger Registrierung (drei Minuten)
... läuft leider nur noch bis morgen (11.11.)

Ich möchte auch diejenigen, die der Allopathie zuneigen, bitten, eine Petition beim Deutschen Bundestag zu unterstützen, die sich dagegen wendet, dass mittels einer Richtlinie der EU zur Vereinheitlichung des Zulassungsverfahrens für tradtitionelle Kräuterzubereitungen, die medizinisch eingesetzt werden, Folgendes in Kraft tritt: Naturprodukte werden zu medizinischen Produkten umdeklariert und müssen deshalb zugelassen werden. In allen EU-Ländern wird es dann verboten sein, Heilkräuter oder Pflanzen zu verkaufen, die keine Lizenz haben.
Ein Bubenstück der EU-Bürokratie
Unsere Gesundheit wird durch diese Reglementierung nicht geschützt - im Gegenteil; dagegen werden (ist das eine mögliche Absicht?) Krankenkassen entlastet, weil immer mehr Menschen sich Naturheilmittel verschreiben lassen; zudem wird den meist mittelständischen Betrieben, die sich der Herstellung von Naturprodukten zugewendet haben, hoher Schaden zugefügt und das zugunsten einer Pharmaindustrie, die den Steuerzahler u.a. mittels der Schweinegrippenhysterie Millionen gekostet hat (Erinnern Sie sich noch, dass bis dieser Tage 35 000 Tote befürchtet worden waren - schlussendlich wurde dann um einen oder zwei gefeilscht ...)
Gerade der Wille von Eltern, die für ihre Kinder eine medizinische Betreuung auf pflanzlicher und homöopathischer Basis vorziehen, wird dadurch grob missachtet.
Saat der Zerstörung
Es kann nicht Sinn einer Organisation wie der EU sein, gegen den Willen eines größer werdenden Teils ihrer Bevölkerung zu agieren. Würde sie sich lieber um überhöhte Benzin- und Strompreise kümmern und um die dunkle Seite der Gen-Maipulation, wie sie F.William Engdahl in seinem Buch Saat der Zerstörung aufzeigt. Allein die redaktionelle Kurzbeschreibung bei Amazon offenbart Erschreckendes, und eine Frau schreibt zurecht in ihrer Kundenzrezension: "Dieses Buch ist nicht für Grüne gedacht, sondern für alle. Mich jedenfalls hat es als Mutter von drei Kindern erschüttert."
Codex alimentarius
Wie sehr gefährdet unsere Ernährung und deren freie Gestaltung ist, mag eine Sendung des ALPENPARLAMENT.TV  verdeutlichen, in welche über den codex alimentarius informiert wird.
Dieser Kodex unter Schirmherrschaft der World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO - nomen ist nicht immer omen) und der Food and Agriculture Organization (Welternährungsorganisation, kurz FAO) beinhaltet die Entwicklung eines Regelwerks zur Ernährung der Zukunft. 27 Komitees arbeiten international und erfolgreich unübersichtlich, dieses Regelmonster herzustellen, das mittlerweile immerhin 5000 Seiten umfasst, in Auszügen wohl auch auf Englisch und Französisch im Rahmen der EU veröffentlicht, nicht auf Deutsch, obwohl der größte Teil der EU-Bevölkerung deutschsprachig ist (zu was bezahlen wir eigentlich mit Millionen Euro pro Jahr unsere Politiker, wenn sie nicht in der Lage sind, unsere Sprache zu vertreten?)

* ABSTIMMEN nicht vergessen :-) *

Sonntag, 7. November 2010

LIEBE IST . . .

. . .  ein aus tiefem inneren Wissen um das EinsSein mit dem Anderen geborenes Gefühl.


Liebe ist nicht Sentimentalität.


Liebe quillt allein aus dem Herzen Gottes und insofern unser Herz ein reiner Tempel ist, fließt die Liebe auch aus uns


Es ist unsere Demut, die diese Liebe schützt.


Ihr größter Feind ist unsere Hybris, unsere Anmaßung, selbst Ursache und Grund der Liebe zu sein.


Ihr Grund gründet in Gott allein.


Hier, in der Erdenschwere, sind wir Seele, die Geist werden will; denn unsere Heimat ist der Geist, der Geist der Liebe.


Immer sind wir dieser Geist gewesen und sind es jetzt, Seele und Geist zugleich; wir sind es hier, wenn wir das Vergessen überwinden.



auf dem wehenden Banner Phantasiens gesehen

              

         ♨ 

Wenn sein Bruder
der blaue Hahn der Nacht
die Schalen der aus Einsamkeit geborenen 
Bilder der Vergangenheit 
wegpickt
und sein Krähen in Wellen 
durch das Geäst des Kosmos dringt
wachen alle Schneewittchen in uns auf                               
die Eule räkelt sich 
Yggdrasil lächelt
mein Reh nimmt einen tiefen Schluck
aus seinen Brunnen und 
tritt in die Lichtung
sacht 
und sicher
denn das Einhorn wacht

             

Samstag, 6. November 2010

"Sah ein Knab ein Röslein stehn ..." – Warum ein Mann - damals hieß er Goethe - solche Zeilen schrieb ...



Ich hatte gerade an anderer Stelle über Volkslieder geschrieben, und dabei muss mir Goethes Lied über den Weg gelaufen sein, denn als ich den Artikel beendet hatte, kam es mir immer wieder in den Sinn. Es strahlt auch etwas Eigenartiges aus:

Sah ein Knab' ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
war so jung und morgenschön,
lief er schnell, es nah zu sehn,
sah's mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

Knabe sprach: „Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!“

Röslein sprach: „Ich steche dich,
dass du ewig denkst an mich,

und ich will's nicht leiden.“
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
half ihm doch kein Weh und Ach,
musst' es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

Natürlich liegt diese Ausstrahlung an den Diminutiven, den volksliedhaften Koseformen, eben Röslein.
Auch an dem vielfachen Wiederholen dieser Koseform - achtzehnmal im ganzen Lied.
An den Inversionen, den Wortumstellungen, wodurch die Sätze bewusster, erwartungsvoller vorwärtsdrängen; es heißt eben nicht: Er lief schnell, sondern lief er schnell ....
An dem Wunsch des Knaben, dem Röslein nahe zu sein.
Und an dem liebevollen Ausdruck, dies Röslein mit vielen Freuden zu sehn.


Alles steht knapp und schlicht da, aber in seiner Form unglaublich verdichtet.

Eigentlich möchte man doch, dass das Lied, das 44 Jahre, nachdem es Goethe geschrieben hatte, von Franz Schubert vertont wurde, mit der ersten Strophe endet. Was für eine Friede. Frieden im Gärtlein.

Warum noch Strophe zwei und drei? – Muss das sein?

In Wikipedia ist zu lesen


Das Gedicht basiert auf einem Lied aus dem 16. Jahrhundert und wurde von Goethe während seines Studienaufenthaltes in Straßburg verfasst. Zu dieser Zeit hatte Goethe eine kurze, aber heftige Liebschaft mit der elsässischen Pfarrerstochter Friederike Brion, an die auch das Gedicht gerichtet war. Gemeinsam mit anderen an Brion gerichtete Gedichte und Lieder wird das „Heidenröslein“ zu den „Sesenheimer Liedern“ gezählt.
Genauer gesagt ist es wohl so, dass Goethe diese Liebe und sein eigenes Verhalten in diesem Lied, das zu einem Volkslied wurde, verarbeitet hat. Denn das siebzehnjährige Sesenheimer Pfarrerstöchtern muss ihn sehr geliebt haben. Es waren wohl seit dem Kennenlernen im Oktober 1770 Wochen und Monate eines beiderseitigen großen Zuneigens. Darüber ist viel geschrieben worden, aber Genaues weiß eigentlich niemand außer den beiden. Fest steht, dass Friederike später alle Heiratsanträge ausschlug und ihre Schwester weiß zu berichten, sie, Friederike, habe einmal gesagt: "Wer von Goethe geliebt worden ist, kann keinen anderen lieben."

Goethe hat Friederike 1779, Jahre später also, noch einmal aufgesucht. Doch nicht aus Liebe.

Ein Briefanfang, den Goethe 1770 allerdings so nicht abgeschickt hat, sondern eine zurückhaltendere Version schrieb, lautet - hier also in der freimütigen Version:


Liebe neue Freundinn,

Ich zweifle nicht Sie so zu nennen; denn wenn ich mich andes nur ein klein wenig auf die Augen verstehe; so fand mein Aug, im ersten Blick, die Hoffnung zu dieser Freundschafft in Ihrem, und für unsre Herzen wollt ich schwören; Sie, zärtlich und gut wie ich sie kenne, sollten Sie mir, da ich Sie so lieb habe, nicht wieder ein Bissgen günstig seyn?
Keine Frage, der junge Goethe lief schnell, ihr nahe zu sein.

Und man hat viel hineininterpretiert, was Strophe 2 und 3 meinen könnten, bis hin, dass Goethe dem Röslein gewaltsam die Jungfräulichkeit geraubt habe.

Ich glaube das nicht.

Ich glaube vielmehr, dass Goethe, als er die Zeilen schrieb, sich dessen bewusst war, dass er mit seinem Verhalten das Röslein gebrochen hat, denn am 6. August 1771 besucht Goethe Friederike als Geliebter das letzte Mal, allerdings ohne ihr zu sagen, dass er nicht zurückkommen werde. Erst in Frankfurt angekommen vollzieht er die Trennung, die er selbst auf seine eigene Unsicherheit zurückführt. In seiner Lebensdarstellung Dichtung und Wahrheit wird er schreiben:

"Die Antwort Friedrikens auf einem schriftlichen Abschied zerriß mir das Herz ... Ich fühlte nun erst den Verlust, den sie erlitt ..."

Wohlgemerkt: den sie erlitt, nicht: den er erlitt!

Es ist, als ob die zweite und dritte Strophe des Liedes die Tragik dieser jungen Frau aufgenommen hätten und auf eine Weise wiedergeben, die der Lesende oder Hörende wahrnimmt, auch wenn er um das Herzeleid Friederikes nicht weiß. Nur ist leider eines sicher: Goethe hat - zumindest gilt dies für dieses Leben - nicht ewig an sie gedacht, das Röslein, also Friedrike, an ihn aber schon.

Damals mögen schon die ersten Spuren der Leiden des jungen Werther in Goethes Seele heraufgedämmert sein, in dem es auch um einen jungen Mann geht, der sich in seinem Selbstmitleid und der Unfähigkeit zu handeln, suhlt. Auch Goethe war in der Beziehung zu Friederike nicht Manns genug, ihr von Angesicht zu Angesicht zu sagen, dass er sie nicht mehr sehen wolle; ihr hätte das geholfen. – Ein Brief kann viel eher ein Messer sein.
Von daher wäre es möglicherweise ehrlicher gewesen und es hätte die Rolle Friederikens genauer erfasst, ihr vergebliches Weh und Ach, hätte Goethe geschrieben:


Und der feige Knabe brach
's Röslein auf der Heiden; (...)
Doch Vorsicht, es mag wie in den Leiden des jungen Werther sein: Dort hat die Liebe Werthers - sie heißt Lotte - einen großen Anteil an seinem Schicksal, auch wenn sie so hehr erscheint; sie ist es nicht; ihr Egoismus ist nur bestens versteckt, ja, Werther wollte ihn selbst nicht sehen.
So wissen wir nicht, welchen Anteil Friedrike an dem Verhalten des wilden Knaben Johann Wolfgang hat!

Deshalb nehmen wir die 3. Strophe so, wie sie ist:

Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
half ihm doch kein Weh und Ach,
musst' es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden
.

PS: Im Folgenden - ich bin zu Gast bei Art d´Hommage - führe ich in einem Gespräch mit Rainer Dahlhaus aus, warum Volkslieder so wertvoll sind - noch heute:

 



Wer noch ein Beispiel von Sesenheimer Lyrik mag: hier

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Buchveröffentlichung Gedichtinterpretationen gestalten lernen
Für Oberstufenschüler und alle, die verstehen möchten, auf
welche Weise Inhalt und Form von Gedichten in unsere
Tiefenstruktur hineinwirken. - Mehr unter diesem LINK

Montag, 1. November 2010

Was ist die Welt? Ein Aller-Seelen-Raum. Und mit den Worten Hugo von Hofmannsthals: ein ewiges Gedicht ...

Vielen ist der Gedanke nicht mehr fremd, dass in unserem Universum alles mit allem in Verbindung steht, dass also das Universum eine große Einhheit ist.
Dass sich dieses Denken mehr und mehr durchsetzt, hängt natürlich auch mit der Entwicklung des menschlischen Bewusstseins zusammen. Und manchmal bedarf es der Materie, um ein Verständnis für geistige Prozesse zu bekommen:
Für manche war und ist unvorstellbar, dass im menschlichen Körper über Botenstoffe jede Zelle informiert ist, was ingesamt geschieht. Die Annahme, eine Verletzung des Fußes lasse eine Zelle im Auge unberührt, gehört der Vergangenheit an. So wie der Körper ein Netzwerk unbewusster und bewusster Vorgänge ist, so ist und gilt dies auch für den - wie es Rilke nennen würde - den Weltinnenraum des Lebens, das Universum: alles ist auf eines hin gewendet, auf den Geist, auf dem alles basiert. Das bedeutet ja auch Uni-versum: in eins gewendet oder, wenn man will, aus einem heraus geschaffen.
Von daher gewinnt der morgige zweite November, eine neue Bedeutung, denn:
das Universum ist ein Aller-Seelen-Raum.
Im Grunde ist es die Botschaft aller Religionen, dass alle Dinge im Geist und aus diesem heraus geschehen.
Wer diesen Zusammenhang leugnet, bleibt zwangsläufig in Abhängigkeit von den Kräften, die den Menschen in seine niedere Natur zwingen wollen.
Ich möchte das am Symbol der Schlange verdeutlichen: Sie kann ein Symbol höchster Weisheit sein, sie kann uns aber auch, wie es in der Bibel heißt, in die Ferse stechen.
Aus dem Kundalini-Yoga wissen wir, dass es im Menschen eine Schlangenkraft gibt, deren Sitz und Ausgangspunkt in der Region des untersten Wirbels ist. Entwickelt der Mensch sein Bewusstsein und steigt dies und damit die Schlangenkraft durch die 33 Wirbel auf bis zum höchsten Punkt, dann findet Erleuchtung statt. Bis dahin ist es ein langer Weg und wird dieser Weg künstlich forciert, z.B. durch Drogen, werden also seelische Ebenen geöffnet, denen der Mensch nicht gewachsen ist, dann kann die Seele höchsten Schaden nehmen. Das ist auch ein Grund, warum Drogenabhängigen so schwer zu helfen ist; oft haben sie durch ihren Drogenkonsum Türen zu Ebenen geöffnet, deren Kräften ihre Seelen nicht gewachsen sind und mit denen auch viele sie psychisch Betreuenden nicht umzugehen wissen.
Jene Geschichte in der Bibel - von der wir in 4. Mose 21 lesen, sei sie real geschehen oder nur auf einer symbolischen Ebene zu betrachten - spricht diesen Punkt an: das Volk Israel, aus der ägyptischen Gefangenschaft geführt, nörgelt und zweifelt an seinem Schicksal herum, denn es befindet sich in der Wüste.
Was geschieht: die Israeliten werden von feurigen Schlangen heimgesucht. Diese feurigen Schlangen, die die Menschen beißen und sterben lassen, sind genau diese Kräfte, die unter den Menschen wüten, die sich falsch orientieren, die mit ihrem Schicksal hadern, an dem Sinn ihres Lebens zweifeln, im Grunde lieber in Gefangenschaft - und damit auch in der Gefangenschaft eines falschen, aufgezwungenen Bewussteins bleiben -, als den Weg ins gelobte Land wagen.
Die Lösung in der Bibel: Mose muss auf Geheiß Gottes eine eherne Schlange gestalten, die für jene Kraft steht, die als aufsteigende Schlangenkraft den Menschen zum höchsten Punkt der Erkenntnis, zu Gott führen will.
Sie allein kann dem Menschen den Weg weisen. – Das mag mancher orthodoxe Theologe oder Christ nicht wahrhaben wollen, dass im Alten Testament so deutlich von der Kundalini die Rede ist ... 
Jene Israeliten, die in der Folge gebissen wurden und diese eherne Schlange ansahen, mussten nicht sterben. 
Kann man das glauben? 
Ja, man kann, aber man muss es nicht. Viele ziehen die Sicherheit des Todes dem Wagnis des Glauben vor.
Zurück zu dem Aller-Seelen-Raum unseres Lebens, in dem wir sterben müssen und in dem doch die Verstorbenen auch mit uns in Kontakt sind - und das kann auf negative oder auch auf positive Weise der Fall sein: Um in diesem Aller-Seelen-Raum nicht die Orientierung zu verlieren, um die wertvollen Kräfte dieses Weltinnenraums anzuziehen und die gefahrvollen, ja todbringenden zu überwinden, müssen wir auf die eherne Schlange schauen, an den Geist glauben, einen Geist, den wir nicht beweisen können, nicht beweisen müssen, nicht beweisen dürfen: Er ist und bleibt eine Sache des Glaubens.
Und wenn wir glauben, dann wissen wir im Grunde, was dieser Aller-Seelen-Raum auch ist ... in den Worten Hugo von Hofmannsthals:


Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht,
 Daraus der Laut der Liebe  zu uns spricht
Und jedes Menschen wechselndes Gemüt,
Ein Strahl ists, der aus dieser Sonne bricht,
 Ein Vers, der sich an tausend andre flicht,
Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein,
Voll süß-geheimer, nie vernommner Töne,
Begabt mit eigner, unentweihter Schöne,
Und keines Andern Nachhall, Widerschein.
Und wenn du gar zu lesen drin verstündest,
Ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.