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Sonntag, 30. August 2009

Gotteswirklichkeit und Wertebewusstsein



Unter dem Thema Religionsfreiheit findet sich in dem Ethikheft eines renommierten Schulbuchverlags eine längere Passage des ebenso renommierten Philosophen Karl Jaspers, zitiert aus dessen Einführung in die Philosophie; sie beginnt:

Es zeigt sich immer wieder: Gott ist kein Gegenstand des Wissens, er ist nicht zwingend erschließbar. Gott ist auch kein Gegenstand der sinnlichen Erfahrung. (...)

Die 22 Schülerinnen und Schüler vor mir nicken diese Worte einverständig ab.

Gott ist kein Gegenstand der sinnlichen Erfahrung.

In dieser Aussage liegt die vielleicht größte Kreuzigung der Wahrheit mit entsprechenden Folgen für das Ende einer lebensvollen Religiosität und ein Grund für den Niedergang des christlichen Abendlandes.

Mit diesem Virus laufen diese Jugendlichen gegebenenfalls ein Leben lang durch ihr Leben ... und andere auch, denn es ist die Meinung zahlreicher Menschen, doch die Wahrheit ist:

Gerade Gott findet sich immer und immer wieder als
sinnliche Erfahrung.

Deshalb ist für viele Menschen Religiosität so leblos geworden, weil ohne diese sinnliche Erfahrung Gott eine Hülse und leblos bleibt und verborgen ist, wie wertvoll, hilfreich, weil wegweisend, ja im Grunde heilig unsere Sinne sind; so wird Gott verbannt in die Sinnenlosigkeit, in die Sinnlosigkeit.

Stehen wir nicht manchmal in der blühenden Natur und denken: Einfach himmlisch!

Und nehmen wir nicht über die Sinne wahr und sagen deshalb zu jemandem, der mit viel Liebe und toll kocht: Das schmeckt göttlich!

Genau das aber ist es und unsere Worte wissen es:

Wenn jemand etwas in Liebe tut: Das ist der Himmel auf Erden, da verwirklicht sich das Göttliche, verwirklicht sich die Liebe - wo sonst!

Und das tut sie in der Natur ständig, nur sind unsere Augen nicht immer geöffnet.

Heute dichtet niemand mehr aus vollem Herzen wie Paul Gerhardt in seinem früher oft auswendig gelernten Sommerlied Geh aus mein Herz und suche Freud (...)

Im weiteren Verlauf dieses Liedes sind alle Sinne einbezogen, hier findet sich Sinn, denn vor allem über die Sinne finden wir Sinn, nicht durch linkshirniges Denken.

Immer wieder gibt es Dichter, denen sich diese Wirklichkeit erschloss, Goethe z.B. in seinem berühmten Werther-Brief vom 10. Mai 1771 oder Max Frisch in seinem Credo für das zweite Gebot. Dort schreibt er:

Man höre bloß die Dichter, wenn sie lieben; sie tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken, sie greifen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken, nach Sternen und Meeren.

Man nennt das Synästhesie, wenn mehrere Sinne angesprochen werden, und tatsächlich finden wir, dass einem, der liebt, die Sinne in einem Maße angeschaltet sind, dass wir ihn bisweilen kaum wiedererkennen.

Über die Sinne erfahren wir die Liebe, die liebende Natur, die Wirklichkeit des Lebens. Zur Natur gehören auch Tod und Vergehen, aber auch dort, auch wenn jemand stirbt, mag das ein Prozess in Liebe sein, denn er wiederaufersteht hinter dem Vorhang, der für so viele eisern ist und den viele Tod nennen.


Vielleicht wäre der Verlust der Sinne und des Sinns nicht so gravierend, wenn es nicht solch gewaltige Auswirkungen auf unsere Erziehungswirklichkeit hätte.

Viele fordern mittlerweile eine bewusstere Werteerziehung, aber diese Forderung kommt nicht an bei denen, die es betrifft, bei den Kindern. Denn viele werden ohne Sinne erzogen bzw. mit fremden Sinnen, sinn-entfremdet

Manche sitzen mit drei oder vier Jahren schon vor dem Video und konsumieren Ware, die von Menschen produziert wurde, die selbst kein Verhältnis zu ihren Sinnen haben; und diese Ware findet Eingang in die Sinne der Kinder. Das ist das eigentlich Fatale an dem ganzen medialen Konsum, dass die Kinder vorgefertigte Ware übernehmen; dabei entwickeln sich aber nicht ihre ureigenen Sinne, sondern sie werden sofort sinnfremd gesteuert.

Kinder werden zudem viel zu früh heute in abstraktes Denken getrieben, das geschieht von Kultusministern und Bildungspolitikern, denen man auf Kilometer ansieht, dass sie ihren Verstand gebrauchen können, aber nicht ihre Sinne; ihre Gesichter sind Masken, ihre Körpersprache atmet kein Leben, keinen Sinn. In unserer Gesellschaft gilt doch vor allem, dass man nicht den Kopf verlieren darf; dass viele ihr Herz verloren haben, interessiert nicht.

Herz ohne Sinne aber, das ist nicht möglich. Nur offenen Herzens erschließen sich uns die Sinne und umgekehrt: Durch unsere Sinne finden wir Zugang zu unserem Herzen.

Man möge mir gestatten, dass ich etwas verallgemeinere, mir bleibt hier kein Platz, differenzierender die Dinge auszuleuchten; wer will, versteht, glaube ich, was ich sagen möchte.

Wenn in der Stadt, in der ich lebe, ein großer Wohnmarkt sonntags seine Pforten zur Wohnschau öffnet, dann ist er gerammelt voll; die halbe Stadt ist hier versammelt.

Die Natur ist immer offen, aber wie viele dieser Menschen gehen mit ihren Kindern in die Natur, die beste Schule für Kinder?

Das ist das Dilemma unserer Erziehung und dieses Dilemma nehmen die Seelen der Kinder genau wahr und reagieren entsprechend: Unsere Erziehung ist weitgehend sinnen-los und deshalb - seelisch gesehen - in einem erschütternden Ausmaß sinnlos.

Sinn kehrt mit den Sinnen ein.

Diesen Zusammenhang haben wir als Gesellschaft vergessen, verloren.

Wer mit Sinnen ein liebevoll hingezaubertes Essen isst, ist der nicht wie von selbst dankbar? Wie von selbst stellt sich diese Tugend ein. Und so ist es mit allen anderen Tugenden auch.

Wenn wir abends in den Sternenhimmel schauen, ergreift uns da nicht ein Staunen, eine Dankbarkeit, eine Wertschätzung für diese gewaltige Ordnung, die sich im Makrokosmos spiegelt! Und übrigens auch in uns, im Mikrokosmos! Welches Wunder ist z.B. der menschliche Körper!

Traurig und bezeichnend, dass viele jene Demut und Dankbarkeit und jenes Staunenkönnen nicht haben, das die größten Denker unserer Zeit auszeichnet, z.B. Albert Einstein:

(...) wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, der ist seelisch bereits tot. Das Wissen darum, dass das Unerforschliche wirklich existiert und dass es sich als höchste Wahrheit und strahlendste Schönheit offenbart, von denen wir nur eine dumpfe Ahnung haben können — dieses Wissen und diese Ahnung sind der Kern aller wahren Religiosität. (...)

Der Himmel, das Göttliche kann immer wieder in uns und inmitten von uns Menschen sein. Wenn wir mit allen oder auch einigen Sinnen leben, dann ist das Göttliche unter uns und in uns.

Jaspers Aussage, so sehr ich übrigens diesen Philosophen für einiges, was er geschrieben hat, schätze, ist schrecklich, doch es entspricht der Wirklichkeit unserer Gesellschaft.

Wir sind Gott los, weil wir sinnenlos sind; im Grunde wird damit alles sinnlos, wertlos, Werte los.

Das griechische Wort Metanoia übersetzt Luther mit Buße; es bedeutet eigentlich Sinn-Wendung.

Tun wir das doch:

Wenden wir unseren Sinn zu den Sinnen hin.

Dann wird unser Leben und das unserer Kinder sinnen-voll, werte-voll, sinnvoll, wertvoll.


PS Wer nachlesen mag:
Werther-Brief vom 10. Mai 1771
Max Frischs Credo Du sollst Dir kein Bildnis machen!
Paul Gerhardts Sommer-Herzens-Lied

PPS: Post zuerst veröffentlicht auf FreieWelt.net

Mittwoch, 26. August 2009

"Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort" und "Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein" - Worte von Rilke und Jesus



Gerade in Wahlkampfzeiten erinnert man sich solcher Aussagen, wie Rilke und Jesus sie formuliert haben.

Was werden tagtäglich Worte gerade auch momentan in den Medien produziert, die, würden wir sie sehen können, sich krümmen unter der Last der Halbwahrheiten und Lügen.
Schade, dass wir nicht die Fähigkeiten manches Blinden haben.

Ich glaube mich an eine Stelle in Jacques Lusseyrans Buch Das wiedergefundene Licht zu erinnern, wo dieser Blinde die Stimme eines Politikers hört und sagt: Hört ihr denn nicht, dass er lügt?
Ich unterstelle das keineswegs jedem Politiker, es ist mir wichtig, das zu betonen, doch wenn ich eine Fernsehrunde von Politikern sehe, empfinde ich es als schrecklich, wie verbogen die meisten für mich sind; manchmal glaube ich zu spüren, dass sie selbst nicht glauben, was sie sagen.

Könnten wir nicht einfach Wahlkämpfe bleiben lassen, damit weniger gelogen und geheuchelt wird?

Leider ist es nicht so wie in jener Geschichte, wo jeder, der lügt, an die Decke fliegt.
"Die Renten sind sicher." - "Mit uns keine Steuererhöhung." - Welch Deckenbelustigung wäre das.

Rilke fürchtet sich deshalb zu recht, weil jede Lüge die Macht der Unwahrheit auf der Erde verstärkt und die Wahrheit einen immer schwereren Stand hat.
Er meint seine Aussage aber in noch einem ganz anderen Sinn, einem Sinn, den viele schon lange nicht mehr wahrnehmen:
Dieser sensible Dichter weiß um Wert und Wirkung jedes Wortes. Jedes klingt für sich, jedes hat Bedeutung. Und nur, wenn wir in der Lage sind, Worte klingen zu lassen, finden sie ihr Recht in uns und wir finden die in ihnen innewohnende Bedeutung, Wirkung, Energie.
Über die Worte dringen wir zu der Bedeutung der Dinge an sich vor; das ist ein möglicher Weg, zu ihnen zu gelangen.

In der letzten Strophe des angesprochenen Gedichtes trägt Rainer Maria Rilke dieser Tatsache Rechung, indem er schreibt:

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an, sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

In der griechischen Mythologie entspricht die Seele des Menschen einem Schmetterling; so zart, möchte diese Kultur zum Ausdruck bringen, ist die Seele; geht vorsichtig mit ihr um!
Im Grunde ist es mit den Worten dasselbe.
Rilke weiß um diese Gefahr, gerade auch in der Liebe, wenn er in seinem Lied, von Liebe beseligt, fragt:

Wie, wenn wir diese Pracht
ohne zu stillen
in uns ertrügen?

Weiß er doch um jene Gefahr der Worte, die er gleich im Anschluss so formuliert:

Sieh dir die Liebenden an,
wenn erst das Bekennen begann,
wie bald sie lügen.

All das darf uns eine Mahnung sein, Worte nicht zu verschleudern, sondern bewusst mit ihnen umzugehen, damit wir beitragen zum Wert des Wortes, zum wahren Wort.

Dienstag, 18. August 2009

Paracelsus´ Vermächtnis: Ordnung ist Natur - der Gang der Natur ist Glück.



Wer anders ist der Feind der Natur, als der sich klüger dünkt denn sie, obwohl sie unser aller Schule ist.



Wollen wir die Natur in ihrem Wesen betrachten, so müssen alle Dinge in ihrer Ordnung stehen, nach Zahl, Gewicht, Maß und Kreislauf; nichts darf hier oder dort überwiegen (...) Zwei ungleiche Gewichte auf der Waage der Natur brechen ihr Gleichgewicht; entweder ist das eine zu schwer oder das andere zu leicht, oder es taugt die ganze Waage nichts. Die ganze Woche über sich den Bauch füllen, am Freitag und Samstag aber bei Wasser und Brot fasten, oder sich das ganze Jahr an Fleisch satt essen und in der Fastenzeit nichts mehr anrühren, das ist eine ungleiche Belastung der Waage der Natur. Und das gilt nicht allein hierfür, sondern auch für Arbeit und Müßiggang und für alles andere auch ...


Was ist denn Glück anderes, als Ordnung zu halten aus dem Wissen von der Natur?
Was ist das Unglück anderes, als sich der Ordnung der Natur zu widersetzen?
Geht die Natur ihren rechten Gang, so ist das ein Glück.



Das Höchste, was wir Ärzte an uns haben, ist die Kunst; nachfolgend, das dem gleich ist, ist die Liebe (...)
Der höchste Grund der Arznei ist die Liebe. -
Helfen aber, nutz sein, erschließlich, ist des Herzens Amt.
Im Herzen wächst der Arzt, aus Gott geht er, des natürlichen Lichts ist er, der Erfahrenheit.

* mehr von und zu Paracelsus hier und hier :-)

Donnerstag, 13. August 2009

Rilke, Novalis, Goethe und A. Weber: "Alles fühlt" - Eine neue alte Sicht auf die Biologie als schöpferische Ökologie.





Für die kleinste Zelle wie für den Menschen gilt: Es gibt kein Leben ohne Gefühle.
Dass Gefühle so in den Mittelpunkt rücken, das ist neu und genauso mutig wie der Titel des 2007 erschienenen Buches von Andreas Weber: Alles fühlt.
 
Wer nur rationalistisch-wissenschaftliche Aussagen erwartet und keinen Sinn haben mag für persönliche Ausführungen und Landschaftsbeschreibungen sollte die Finger von dem Buch lassen.
 
Dieses Buch ist nichts für nur linkshirnige Leser.
 
Für mich jedoch ist es ein absoluter Gewinn, weil es Zusammenhänge zu Aussagen herstellt, die mir schon immer viel bedeutet haben. Das gilt zum Beispiel für die Aussage von Novalis:

Der Sitz der Seele ist da, wo sich Innenwelt und Außenwelt berühren. Wo sich sich durchdringen, ist er in jedem Punkte der Durchdringung.
Für Andreas Weber ist die Natur keine stumme Kulisse, sondern durchflutet von Ausdruckskraft. Immer ist das Empfinden der Wesen in deren körperlicher Gegenwart zugänglich. Der Wunsch nach Leben, der für Weber in allem Sein ist, durchtränkt die Materie, durchtränkt den Stoff mit dem einem Wesen innewohnenden Interesse am Leben; und dieses Interesse drängt immer in die Sichtbarkeit; das gilt für die Kröte genauso wie für den Fliegenpilz oder den Menschen. Und es gilt gerade auch für die Pflanzen.

Im Pflanzenreich ist besonders gut zu erkennen, wie sehr die Körperlichkeit der Pflanze, also ihre Gestalt, ihr Aussehen die Sehnsucht des Lebendigen zum Ausdruck bringt; in diesem Zusammenhang ist es für den Autor erstaunlich, wie sehr die Biologie in der Vergangenheit den ausdrucksvollen Charakter der Lebewesen aus den Augen verloren habe.

Jedes Lebewesen fühlt und in der Leiblichkeit jedes Wesens zeigt sich sein Fühlen. Webers Gedanke, dass Materie ohne Gefühl nicht möglich sei, wird vielen Wissenschaftlern in den Ohren dröhnen; schließlich gewinnt der körperliche, der materielle Ausdruck ein Recht und eine Bedeutung, wie wir sie aus anderen Bereichen, z.B. der Bioenergetik kennen, doch aber nicht aus der Biologie, nicht für Zellen und ganz einfaches Leben.


Fühlen und Liebe zur Natur und Natur, die fühlt und liebt: Klar werden noch lange Zeit viele Forscher diese Liebe und dieses Fühlen als eine nostalgische und romantische Denkklamotte ansehen - und schließlich kann man ja auch solches Denken als esoterisch brandmarken.

Vergessen wir, wenn wir das lesen, nicht: Webers Denken setzt auch ein einigermaßen intaktes Verhältnis zu Fühlen und Liebe voraus! Bei nicht wenigen Menschen ist das aufgrund ihrer familiären Sozialisation - denken wir an die Ergebnisse der Spiegelzellenforschung eines Joachim Bauer - gar nicht vorhanden. Wie wollen sie sich dann Webers Positionen öffnen?!

Alle Natur fühlt! - Über diesen Zusammenhang schreibt Weber anschaulich, in Kenntnis aktueller Forschungsergebnisse, persönlich und lebendig.

Auf Dauer, so meine ich, werden die traditionellen Biologen nicht verheimlichen können, dass ihre Ablehnung solcher Gedanken damit zusammenhängt, dass dieses neue Bild vom autonomen, sich selbst organisierenden Leben ihnen Angst machen könnte. Es setzt eine Offenheit und ein Sich-Öffnen dem Leben gegenüber voraus, ein Ja-Sagen zum Leben, das vielen - nicht nur Biologen - nicht möglich ist. Die Einstellung zum Leben beginnt schließlich schon beim eigenen Gezeugtwerden und was dabei an Gefühlen einfloss, was sich an Fühlen in der Schwangerschaft abspielt und es hängt auch mit der Übernahme traditioneller, veralteter Denkmuster in der Schule zusammen, die womöglich noch lange gelehrt werden; ich habe z.B. noch keinen Schüler in der Oberstufe getroffen, der über die Spiegelzellenforschung eines Joachim Bauer informiert war, obwohl sie für unser Wirklichkeitsverständnis fundamental ist, gerade auch für die 17- und 18-Jährigen als zukünftige Mütter und Väter.


Kehren wir zu den Aussagen von Novalis zurück, denn sie bekommen auf dem Hintergrund von oben Gesagtem eine ganz neue Dimension; Inneres hat immer den Wunsch, sich zu äußern, und das Äußere erzählt uns vom Inneren. Und an der Schnittstelle von beidem, wo sich beides sozusagen vereint, dort ist der Sitz der Seele.

Jedes Leben, ob in der Zelle oder im Menschen, ist, so betont Andreas Weber, subjektiv, hat seine Subjektivität und organisiert sich selbst, denn jede Lebensform ist eigenständig und individuell und hat das Bestreben eine eigenständige Identität aufzubauen. Leben ist keine Abfolge von Ursache-und-Wirkungsmechanismen, die zwangsläufig ablaufen, sondern jedes Leben lebt sein Leben autonom. Jede Zelle betreibt Selbstschöpfung; sie investiert den größten Teil ihrer Zeit dahinein, die Ordnung in ihrem Inneren zu erhalten, zu stabilisieren, neu aufzubauen.

Eine einzige Körperzelle repariert in jeder Sekunde bis zu einem Dutzend von zerstörten DNA-Verbindungen. Andernfalls wäre ihr Leben bald zu Ende.


Da jedes Leben angefüllt ist mit Sinn und Gefühl, gewinnt Rilkes Weltinnenraum, über den ich an anderer Stelle geschrieben habe, eine neue Dimension, denn genau das ist der Raum, in dem alle Lebewesen miteinander kommunizieren. Der Weltinnenraum ist sozusagen die Heimat der Gefühle aller Lebewesen.

Für mich ist das ein gigantischer Gedanke, und für mich ist er wahr.

Und auch Goethes Wort in seinem Faust - Gefühl ist alles - gewinnt eine neue Dimension.

Es sind solche Bücher wie das von Andreas Weber, wie Arthur Zajoncs Die gemeinsame Geschichte von Licht und Bewusstsein oder Morris Bermans Wiederverzauberung der Welt, immerhin schon 17 Jahre alt, die Hoffnung geben, dass ein neues Bewusstsein sich erfolgreich Bahn bricht.

Als Lehrer sage ich: Schade, dass es oft Jahrzehnte dauert, bis solche Gedanken in die Lehrpläne Einzug halten, man denke nur an das Schicksal quantenphysikalischen Denkens im Zusammenhang mit Schule.

Na ja, bis das heliozentrische Weltbild sich durchgesetzt hat, hat es auch mehrere Jahrhunderte gedauert und schließlich sagen wir noch heute, die Sonne geht auf, obwohl sie ruhig am Firmament steht und wir uns drehen ...


PS. Eine leider notwendige Nachbemerkung findet sich hier.


Cover und Zitate sind entnommen
Andreas Weber: Alles fühlt. Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaft.
Berliner Taschenbuch Verlags GmbH, Hamburg 2008.
Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler, Hamburg

Samstag, 8. August 2009

Über das Ende des christlichen Abendlandes



Berührt Dich das auch so sehr, wenn Du einen mächtigen Baum entwurzelt und dahingestreckt liegen siehst? Als ich nach dem Sturm Lothar durch unseren Wald ging, lag ein Baum auf der Erde, von dem ich niemals angenommen hätte, er könne fallen; sein Stamm konnten nur vier Menschen umfassen - und er sah so gesund aus ...
Es gibt nur wenige Hochkulturen, die als so mächtige und bewundernswerte Bäume dastanden wie die unsere im einstmals christlichen Abendland.
Was C.G. Jung vor mehr als 50 Jahren geschrieben hat, dass nämlich die christliche Kultur sich als hohl erwiesen habe, zeigt sich heute überdeutlich, und es gibt viele Gründe, dass sie am Boden liegt.
Zwei Wurzeln unserer Kultur: Palästina und Griechenland
Kaum eine Kultur hat in so kurzer Zeit so klag- und fast widerstandslos ihr ethisches Tiefenverständnis aufgegeben wie die christliche. Man muss im religiösen Sinne kein Christ sein, dennoch kann man es im ethischen Sinne sein:
Wir können noch heute die vorsokratischen Philosophen wegen ihrer im Grunde modernen Aussagen bewundern;
wir bewundern Sokrates, weil er seiner Überzeugung treu war, und wahrscheinlich kennen wir ihn deshalb noch, weil er für sie starb;
Platon hat mit seinem Höhlengleichnis ein unvergängliches Mahnmal in Bezug auf die Tatsache gegeben, wie viele in einer Schattenwelt leben und glaubten, es wäre die Welt des Bewusstseins;
ohne das geistige Volumen der griechischen Sprache hätte es kein Neues Testament geben können, das den Menschen ein Ziel vor Augen und ins Herz geben wollte, das nicht zu überbieten ist: ein Leben in Liebe.
Doch ist das Christentum an seinen eigenen Ansprüchen gescheitert, weil die Kirche nie verstanden hat zu vermitteln, dass niemand auf der Erde Liebe ständig besitzt, kein Papst, kein Nonne, keine Bürgerin, kein Bürger und dass der Weg zur Liebe nach dem Vorbild Jesu ein Weg ist, der nicht am Kreuz endet, sondern in der Auferstehung eines neuen Bewusstseins.
Anmut und Würde
Vielleicht hat der ein oder andere Auszüge in der Schule gelesen, ich spreche von einer von Friedrich Schillers ästhetischen Schriften, betitelt: Über Anmut und Würde.
Anmut und Würde?
Wende diese Begriffe mal auf das öffentlich rechtliche Fernsehen oder auf den Umgangston von Politikern an.
Wahrscheinlich peinlich, das Ergebnis.
Dabei gibt es sie, Menschen, die Anmut und Würde ausstrahlen, aber es sind aussterbende Exemplare und sie müssen vorsichtig sein, dass sie nicht ins Museum weggefangen werden.
Das Wertvollste am nachmittäglichen Schulunterricht ist, dass Jugendliche nicht jene Fernsehsendungen sehen können, in denen Zuschauer entweder durch das Ansprechen niederer bis niederster Instinkte angezogen werden oder es wird ihnen eine Welt voll Seife und Schaum angeboten, die mit gelebter Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat.
Ich schreibe hier auch von Stefan Raab, Mario Barth, Oliver Pochert und wie die Ikonen des postkomischen Zeitalters heißen, die ihre Sendungen insbesondere darauf aufbauen, dass sie den Nächsten auf widerliche Art durch den Schmutz ziehen oder ihn für blöd verkaufen, ein Unterfangen, dass in den letzten Jahren von Millionen Menschen öffentlich begrölt wurde und das immer noch den zahlreichen Kochsendungen den Rang abzulaufen vermag.
Ja, wenn einem dieser Unter-Halter gar nichts mehr einfiel, dann doch noch ein Witzchen über Rudolf Scharping oder das Aussehen der Angela Merkel. Wie hing doch eine halbe Nation über Jahre am Munde eines Harald Schmidt, der nicht ganz so trivial auch die akademischen Grade unserer Nation mit Sottisen über Mitmenschen bedienen konnte. Zuletzt öffentlich subventioniert. - Ehrlich gesagt fand und finde ich das ekelhaft.
Von unseren Kindern aber erwarten wir Respekt vor dem Mitmenschen.
Respekt auch vor dem anderen Geschlecht.
Es wird nicht mehr lange dauern, dass die televisionären Liebes-Sequenzen kollateraler Gymnastik ähneln. So schrecklich weit sind wir davon nicht mehr entfernt. Das Herz dient dabei nur noch der Sicherstellung von Pulsfrequenzen.
So arg tief können wir nicht mehr sinken.
Schade, dass es keine Zeitzeugen aus Sodom und Gomorrha gibt. Das ist - nur zur Information - kein Gesangsduo.
Das Wort Gethsemane - ich übertreibe leider kaum - kennen Schüler übrigens nicht mehr.
Das goldene Kalb ist aktueller denn je
Wir haben zugesehen, wie sich Macht und Geld Elfenbein-Türme bauen, an die wir nicht mehr herankommen. Schon lange gilt nicht mehr, dass derjenige viel verdienen darf, der viel Verantwortung trägt. Die Verantwortung von Managern und Politikern trägt in der Realität schon lange der arbeitslose Familienvater und das Kind, das noch nichts von dem weiß, was es morgen zu schultern hat, weil sich seit geraumer Zeit unsere Gegenwart aus der Zukunft finanziert.
Dennoch setzen wir - wider bessere Anschauung(!) - weiterhin auf obige Twin-Towers statt auf Yachin und Boas, die Säulen salomonischer Weisheit und Stärke.
Globaler Ethik-Mix
Jede Familie hat ihr Ethos, und wenn Menschen in eine Familie aufgenommen werden - sagt dann ein Familienvater: Unser ursprüngliches Familienethos gilt nicht mehr, es gilt der Mix aller?
Vor allem, wenn die Familie ein so wertvolles hat, wie es das christliche beinhaltet?
Ein Ethos voller Menschlichkeit und Liebe?!
Wenn ein Bundesland, das noch die Hauptstadt einer Republik ist, den Religionsunterricht als Regelunterricht abschafft, der die Wurzeln unserer einstmals christlichen Kultur vermittelt, dann ist das ein symbolisches Geschehen, für das man durchaus drei Tage die Flaggen auf Halbmast hätte setzen dürfen.
Gandhi war aus ganzer Seele Hinduist und zugleich ein Christ im Geiste, denn er schätzte die Bergpredigt wie es kaum Menschen mehr in Deutschland tun, dennoch hätte er nie seine Wurzel verleugnet.
Bei dieser Berliner Art kultureller Selbstlosigkeit ist eine Kultur auch sich selbst los.
Warum müssen wir die Vermittlung christlichen Bewusstseins aufgeben? Um zu zeigen, wie aufgeschlossen wir sind?
Dass in einer globalen Welt nur der mitspielen kann, der seine Dämme flutet?
Welch ein grenzenloser Irrtum.
Voraussetzung für Nächstenliebe ist die Liebe, die ich mir selbst schenke. Ohne dieses Geschenk an mich weiß ich nur sehr bedingt, was ich einem anderen schenken will.
Nur wer seine eigenen religiös-ethischen Werte schätzt und liebt, wird anderen Kulturen und Religionen Wertschätzung, ja Liebe entgegenbringen können.
Christsein ist für mich mehr als Ethik, mehr als Religion; auch wenn ihn bei uns die christlichen Kirchen vermitteln: Es ist für mich ein überkonfessioneller Bewusstseinszustand, ein Bewusstsein der Liebe, zugänglich für alle Menschen; warum sollte ich diese Basis verleugnen? Ich erlaube mir zu sagen: Ich sehe keine wertvollere.
Man kann nicht die Schönheit eines Blattes bewundern und schätzen, ohne den Ast zu bewundern und zu schätzen, den Ast nicht ohne den Stamm, den Stamm nicht ohne die Wurzeln.
Man kann aber durchaus den Ast, auf dem man sitzt, absägen. - So viel zum freien Fall.
Wenn ich meine Ansicht ganz klar formuliere: Eine solche Entscheidung wie die in Berlin können nur Menschen ohne kulturelle Wurzeln treffen.
Und ich füge hinzu: nur mit dem Verstand, nicht mit dem Herzen.
Hoffnung und Kraft aus Visionen für unsere Gegenwart und Zukunft
Unsere Gesellschaft schätzt ihre Wurzeln nicht, von Liebe ganz zu schweigen.
Selbst wenn es schwerfällt, angesichts unserer gesellschaftlichen Realität nicht hoffnungslos zu sein, halte ich es nicht mit Helmut Schmidt, der sich über Visionen mokierte, sondern weiterhin mit Albert Schweitzer, auch, weil es immer wieder Frauen und Männer wie ihn gibt, die Visionen haben und sie verwirklichen und ihr Wort als Aufruf zur Tat verstehen:

„Finden sich Menschen, die sich gegen den Geist der Gedankenlosigkeit auflehnen und als Persönlichkeiten lauter und tief genug sind, dass die Ideale ethischen Fortschritts als Kraft von ihnen ausgehen können, so hebt ein Wirken des Geistes an, das vermögend ist, eine neue Gesinnung in der Menschheit hervorzubringen.“

Das gilt - ich erlaube mir von Herzen zu sagen: Gott sei Dank - noch heute.
zuerst veröffentlicht in DIE FREIE WELT

Sonntag, 2. August 2009

Dem Ewig-Weiblichen auf der Spur: Marc Levys "Sieben Tage für die Ewigkeit"


Es ist die Reinheit Margaretes, die den Erdenbürger und Wissenschaftler Faust so anzieht, dass er alles dransetzt, um Gretchen in sein Bett zu bekommen. Und Mephistopheles, der Gesandte der Hölle, muss auf Fausts Geheiß in der Tat seine ganze Kunst aufbieten, um dessen Ziel Wirklichkeit werden zu lassen. Schließlich ist es so weit:
Faust schwängert Gretchen - und lässt sie schmählich sitzen. Sie weiß sich nicht anders zu helfen, als ihr Kind umzubringen. Im Kerker auf ihren Tod wartend, versucht Faust, sie zu befreien, doch Gretchen graut vor diesem Mann. Als Mephistopheles abgehend sarkastisch bemerkt: "Sie ist gerichtet!", tönt eine Stimme von oben:"Ist gerettet."
Gretchen hatte noch im Tod ihre seelische Reinheit bewahrt.
Auch im zweiten Teil des Faust ist jener nicht wesentlich geläutert. Noch am Ende müssen ein altes Ehepaar, Philemon und Baucis, sterben, weil Faust seine Machtgelüste ausleben muss.
Dennoch: Als er stirbt, holen die Engel in Begleitung des Dr. Marianus und im Beisein Margaretes den unsterblichen Teil von Faust und es fallen die berühmten Worte:
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.


Tatsächlich bewahrheitet sich diese Weisheit auch in Marc Levys Werk.
Ist es im Faust Gott selbst, der Mephistopheles auf den Dr. Faust aufmerksam macht und ihn dessen Versuchung anheim gibt, sich sicher seiend, dass es dem Versucher nicht gelinge, Faust von seinem guten Wege abzubringen, so treten auch in Marc Levys Buch Gott, alias Sir oder Houston, und Luzifer, alias Satan oder President, in den Wettstreit um die Herrschaft auf der Erde. Der CIA, das Haus Gottes, der CENTRAL INtELLIGENCE OF THE ANGELS hatte erkannt, dass die Erde ausgangs des 20. Jahrhunderts in höllischer Gefahr war und dass die dauernde Rivalität zwischen den großen Antipoden Gott und Luzifer maßgeblich daran beteiligt war. Deshalb ließ ER sich auf eine Wette mit Luzifer ein, deren Ausgang darüber entscheiden sollte, wer im 21. Jahrhundert das Sagen auf der Erde habe.
Beide schicken ihre besten Agenten ins Feld, auf Gottes Seite ist es Zofia, sein schönster Engel, von Beruf verantwortlich für Sicherheit des Dock 80 im Hafen von San Francisco, und immer bereit, anderen zu helfen; auf Satans Seite ist es dessen bester Mitarbeiter Lukas, stets bereit, Menschen umzubringen, ab und zu eine Frau zu vernaschen, Autos zu klauen und diese nach Gebrauch über die Kaimauer ins Wasser zu kippen.
Beide haben 7 Tage Zeit, den Kampf für sich zu entscheiden.
Verblüfft und entsetzt müssen Gott und Satan jedoch feststellen, dass Z/Sofia und Lukas aus dem Ruder laufen, als sie aufeinander treffen, weil sie sich ineinander verlieben. Ja, Lukas ist schlussendlich am Tag 6 sogar bereit, seine Mission zu kippen zu Gunsten seiner großen Liebe, er schreibt Abschied nehmend - und sein Schreiben bringt zum Ausdruck, was die Liebe vermag, dass nämlich sogar die Hölle auf ihre Rechte verzichtet:

Indem ich mich opfere, ermöglichen wir den Sieg der Deinen, und sie werden dir vergeben, was auch immer du getan haben magst. Kehre heim, meine Liebste zurück in dieses Haus, welches das Deine ist und so gut zu Dir passt ... Dort, wo du nicht existierst, existiere auch ich nicht mehr ... Zu wissen, dass du da bist, irgendwo auf dieser Erde, wird in der Hölle mein kleines Eckchen vom Paradies sein.
Du bist mein Bachert.
Ich liebe dich.
Lukas.

Nicht zu fassen: die Liebe bringt es zustande, dass der beste Agent der Hölle sogar den Himmel in die Hölle Einzug halten lässt! Bachert ist im Übrigen ein Synonym Levys für Seelenpartner.

Die Meinungen über diesen Roman gehen in den einschlägigen Rezensionen weit auseinander. Sie reichen von Kitsch bis: "Ich habe bei der Lektüre geweint".

Womöglich hat Marc Levy DAS Thema des 21. Jahrhunderts vorweggenommen. Steigt die Erde die Jakobsleiter hinauf oder geht sie den Bach runter?

Und im Rahmen dieser Fragestellung geht es darum, warum es Liebe gibt und ob es den Bachert gibt, wie es Marc Levy nennt, unsere andere Hälfte.
In einen Gespräch zwischen Gott und Sofia hört sich das so an:


»Du wolltest mich sprechen?«

»Ich wollte Sie nicht stören, Sir.«
»Du störst mich nie. Hast du ein Problem?«
»Nein, eine Frage.«
Sirs Augen wurden noch heller.
»Ich höre, meine Tochter.«
»Wir verbringen unsere Zeit damit, Liebe zu predigen, aber wir Engel verfügen nur über Theorien. Also, Sir, was ist die Liebe auf Erden wirklich?«
Er betrachtete den Himmel und legte den Arm um Zofias Schulter.
»Es ist die schönste Sache, die ich erfunden habe! Die Liebe ist ein Stückchen Hoffnung, die ständige Erneuerung der Welt, der Weg ins Gelobte Land. Ich habe den Unterschied geschaffen, damit die Menschheit ihre Intelligenz entwickelt: Eine homogene Welt wäre zum Sterben traurig! Und für denjenigen, der es verstanden hat, zu lieben und geliebt zu werden, ist der Tod nur ein Augenblick des Lebens.«
Fieberhaft zeichnete Zofia einen Kreis mit der Fußspitze in den Kies.
»Aber die Geschichte mit dem Bachert, ist die wahr?«
Gott lächelte und ergriff ihre Hand.
»Derjenige, der seine zweite Hälfte findet, bringt es weiter als die ganze Menschheit. Eine schöne Geschichte, nicht wahr? Nicht der Mensch als solcher ist einmalig - wenn ich ihn so gewollt hätte, hätte ich ihn so erschaffen -, sondern er wird es erst dann, wenn er anfängt zu lieben. Die Schöpfung ist vielleicht nicht vollkommen, aber es gibt nichts Vollkommeneres auf der Welt als zwei Menschen, die sich lieben.«
»Jetzt verstehe ich es besser«, sagte Zofia und zog eine gerade Linie durch die Mitte des Kreises.
Er erhob sich, schob die Hände wieder in die Taschen und schickte sich zum Gehen an, doch plötzlich legte Er eine Hand auf Zofias Kopf und sagte mit sanfter, verschwörerischer Stimme:
»Ich will dir ein großes Geheimnis anvertrauen, die einzige und große Frage, die ich mir vom ersten Tag an stelle: Habe ich wirklich die Liebe erfunden, oder hat die Liebe mich erfunden?«
Gott entfernte sich mit leichtem Schritt und betrachtete seinen Schatten im Wasser. Zofia hörte ihn brummen:
»Sir hier, Sir da, es wird wirklich Zeit, dass ich in diesem Haus einen Vornamen finde, mit dem Bart haben sie mich schon alt genug gemacht.«
Er wandte sich zu Zofia um und fragte: »Was hältst du von Houston als Vorname?«
Verblüfft sah Zofia ihn davongehen, die wundervollen Hände im Rücken verschränkt und weiter vor sich hinmurmelnd:
»Sir Houston, vielleicht ... Nein, Houston, das ist ideal!«
Schließlich verklang die Stimme hinter einem großen Baum.

Ein weiterer Post zu Marc Levys Buch: hier