Seiten

Freitag, 28. März 2008

Menschliche Giftpilze

Kennst Du das auch: Du hast Besuch bzw. bist mit jemand zusammen und wenn er/sie geht, atmest Du richtig auf?
Du hast das Bedürfnis, die Wohnung zu lüften, wenn sie oder er gegangen sind?
Du fühlst Dich danach schwer und müde?
Leer oder einfach indifferent?
Oder der Schwung, der vorher da war, ist einfach weg?
Es gibt sie in jedes Menschen Leben, diese toxischen Typen, die vergiften, denn toxisch, das bedeutet, etwas ist giftig, manchmal hoch giftig.
Und das Schlimmste, was sein kann, ist, dass man es dann auf sich bezieht, dass man sich selbst für schlapp hält, für schlecht drauf, für elend. Dabei ist das Elend gerade gegangen und hat uns sein Elend da gelassen.

Eine Analyse zu den toxischen Terror-Typen gibt die Beantwortung folgender Fragen - und zwar hier für den emotionalen Bereich:

Fühlst Du Dich, nachdem Du mit dieser Person gesprochen hast, wie betäubt, wie benebelt?
Bist Du, nachdem Du mit ihm/ihr zusammen warst, in schlechter Stimmung?
Hast Du das Gefühl, dass dieser Mensch Dich »im Grunde sei­nes Herzens« nicht mag, obwohl er oder sie niemals etwas Bö­ses zu Dir sagt?
Fühlst Du Dich, nachdem Du mit diesem Menschen zusam­men warst, klein und mickerig?
Fühlst Du Dich, nachdem Du mit diesem Menschen zusam­men warst, irgendwie »schmutzig« ?
Fühlst Du Dich, wenn Du mit diesem Menschen zusammen bist, emotional leer?
Fühlst Du Dich, nachdem Du mit diesem Menschen gespro­chen hast, weniger intelligent oder weniger qualifiziert?
Fühlst Du Dich plötzlich unattraktiv, nachdem Du mit der betreffenden Person zusammen warst?
Fühlst Du Dich wie ausgebrannt, nachdem Du mit ihm/ihr zusammen warst?
Fühlst Du Dich durch jene Person verletzt oder verärgert, weil sie Dich zur Zielscheibe von Witzen macht und dann sagt: »Das war doch nur ein Scherz« ?
Hast Du das Gefühl, dass er Dich fortwährend kritisiert - dass Du einfach nichts richtig machen kannst?
Hast Du das Gefühl, dass er Dich fortwährend zurechtstutzt oder kleinmacht, vor allem in Gegenwart anderer?
Fällt es Dir schwer, jenen Menschen zu respektieren - oder mangelt es ihm an Respekt Dir gegenüber ?
Fühlst Du Dich von dem/der Betreffenden emotional missbraucht?
Fühlst Du Dich erleichtert, wenn Du nicht mit ihm oder ihr zusammenzusein brauchst?
Würdest Du dich freuen, wenn Du den/die Betreffende/n nie wiedersehen müsstest ?

Vorsicht! Wenn Du nur wenige Fragen in Bezug auf eine Person mit JA beantwortest, dann hast Du es mit einer Person zu tun, die Dir nicht gut tut, die für Dich toxisch ist.
Manchmal reicht auch ein einziges JA!

Die Fragen sind gestaltet nach
Lilian Glass: Mit Dir nie wieder! 10 Methoden, mit Menschen umzugehen, die Ihnen das Leben schwer machen. Oesch-Verlag

Bei Gelegenheit mehr ...

Dienstag, 25. März 2008

Wenn Augen sich schämen

Vor vielen Jahren sitze ich mit meiner Tochter auf einer auf dem Boden ausgebreiteten Decke und wir spielen und balgen; meine Tochter kräht vor Freude, Bälle und Gegenstände fliegen durch die Luft und plötzlich höre ich mich sagen: >Komm, wir hören auf, sonst passiert noch was<.
 

Dieser Satz verblüffte mich total, denn es war ein Satz aus dem Repertoire meiner Mutter: Immer, wenn ich mit meiner eineinhalb Jahre älteren Schwester als Kind richtig herumtollte, kam dieser Satz oder ein vergleichbarer wie: >Hört auf, gleich gibt es ein Unglück!<
Heute wundert es mich nicht mehr, dass dann meistens auch etwas passierte, was unser Spiel abrupt unterbrach und meine Mutter entsprechend zetern ließ.

Wie es auch immer ausging: Dieser Satz bedeutete das Ende der Freude.

An anderer Stelle habe ich schon kurz über das Elternhaus meiner Mutter geschrieben; dort gab es keine Ausgelassenheit, keine Freude, die auch einmal überborden durfte …

Warum sollte Freude nicht auch überborden dürfen …
Wie oft schlägt die Gicht des Meeres über die Balustraden und an den Gesteinen der Ufer hoch: auch ein Meer freut sich … so freut sich auch die Seele …

Meiner Mutter war es nicht möglich, die ausgelassene Freude ihrer Kinder zu ertragen; zu groß war der Schmerz, dass diese Freude für sie immer ein Tabu gewesen war; wer sich in ihrem Elternhaus getraut hätte, sie zu zeigen, hätte sich - in übertragenem Sinne oder real - in die Ecke stellen müssen; doch die familiäre Atmosphäre sorgte schon immer dafür, dass in diese Verlegenheit keines der 10 Familienmitglieder kam.

Diesen Schmerz, keine Freude leben zu dürfen, muss die Seele wegsperren - nur gebremste Freude leben zu dürfen ist unerträglich; so wird dieses Bewusstsein weggesperrt, wird zu einer dunklen Seite des inneren Kindes, die sich in den unterschiedlichsten Formen beim Erwachsenen aktivieren kann, wenn sie ausgelöst wird; bei meiner Mutter wurde sie durch die eigenen KInder ausgelöst.

Sie konnte nicht anders, als deren überbordende Freude zu stornieren.

Alles andere war für ihr verletztes inneres Kind unerträglich.

Eigentlich unfassbar, dass die Freude der eigenen Kinder unerträglich ist; aber der familiäre Hintergrund meiner Mutter macht es verständlich.

In aller Regel lösen Kinder dunkle Seiten unseres inneren Kindes aus; deshalb ist dieses Wissen gerade für Lehrer so wichtig.

Da in dem Elternhaus meiner Mutter und entsprechend auch in meinem eigenen eine sehr traditionelle Religiosität gepflegt wurde, hatte Ausgelassenheit auch etwas Verruchtes an sich.

Damals wurde mir schlagartig bewusst, dass ich im Moment dabei war, dieses Scham-Muster an meine Tochter weiterzugeben: Freude, die an Scham gekoppelt und damit aussätzig war.
Wie die Pest!

Als ich mich mit dem Buch Bradshaws über die Scham auseinandersetzte, wurde mir bewusst, dass diese Thematik viel umfassender ist, als ich geahnt hatte, denn Freude gibt es ja nicht nur im Spiel, sondern: es gibt die Spielfreude, es gibt aber auch die Lebensfreude …

Auch Lebensfreude kann storniert werden - durch die Eltern!
Spätestens da wird das Thema existentiell …
 

Noch ein Nachtrag:

Jede Familie hat ihre eigenen Schamregularien und –gesetze.
Wenn zwei Menschen nun zusammenfinden, treffen auch die Regelsysteme zweier Familien zusammen. Das kann im Bereich der Scham bedeuten, dass sich recht einverständig geschämt wird, weil die Regeln relativ deckungsgleich sind … es muss aber nicht sein … dann gibt´s Probleme.
Nicht selten mag es so sein, dass nicht die Liebe scheitert, sondern dass sich die Scham-Systeme als nicht kompatibel erweisen … aber das ist ein anderes Thema … wie sagte Herr von Briest in Theodor Fontanes Roman Effi Briest, dessen Tochter u.a. an diesem Problem zugrundeging: "Ein weites Feld".
Deshalb lebte diese Familie auch das "kleine Glück", die kleine Freude.
Für die Tochter hatte dieses "kleine Glück" zu wenig Lebensenergie; sie starb zu früh.
Sie trug die Scham auch ihrer Eltern mit.

Und noch eine Anmerkung:

Ich glaube, dass Mütter unbewusst (oder manchmal sogar bewusst) tatsächlich einen Wohnzimmer-Unfall energetisch inszenieren können.

Für den ein oder anderen mag das übertrieben sein, esoterisch (gemeint in einem abfälligen Sinn).
Aber man frage sich mal, warum jemand - ggf. immer wieder - "zufällig" das Messer mit offener Schneide zum Partner hinlegt oder warum manche Menschen ihre Brille immer auf die Gläser legen.

Menschen sind leider manchmal viel machtvoller, als wir glauben. Jeder kennt Beispiele, wie sehr sich jemand im Beisein eines Anderen oder durch das Zusammensein mit ihm verändert ...

Zugleich aber gilt das Gegenteil: Eine Mutter kann ein wahrer Schutzmantel für ihr Kind sein.

John Bradshaws "Wenn Scham krank macht"


Welche Auswirkungen hat es, wenn Gefühle an Scham gebunden werden?
Welche Folgen hat es, wenn z. B. ein Kind in seiner Ursprungsfamilie nicht zornig sein darf? Nicht seine Betroffenheit zeigen darf?
Nicht seine wahren Gefühle!
Immer, wenn dieser Mensch im Verlauf seines Lebens zornig sein möchte, schämt er sich.

Alle möglichen Gefühle können an Scham gebunden sein; so werden sie nicht gefühlt, nicht gelebt.

"Man kann nur heilen, was man fühlt", schreibt Bradshaw.

Ein unglaublicher Satz, wie ich finde. Unglaublich wahr, weil er darauf verweist, dass wir nur wirklich gesund sein können, wenn wir fühlen. Und wie Menschen immer wieder schläfrig und tranig sein können und irgendwann zur personifizierten Schlafmütze werden, so kann auch jemand, der sich von Kindesbeinen an viel schämen muss, zur Schampersönlichkeit werden.
Irgendwann ist es dann auch mit der körperlichen Gesundheit aus.
Das Schlimme ist: Die Schlafmützenperson ist vielleicht eine Schlafmütze, weil sie sich schämt, topfit und hellwach zu sein. Ihre Eltern hatten diesen hellwachen Geisteszustand "vorlaut" genannt und ihr verboten, so zu sein. Irgendwann hat die Schlafmützenpersönlichkeit es aufgegeben, "vorlaut" (= hellwach) zu sein. Nun halten alle sie für eine Schlafmütze. Sie selbst sich auch; sie schämt sich, "vorlaut" zu sein. 


Natürlich geht Bradshaw auf den sexuellen Missbrauch ein, auf den Zusammenhang zwischen religiösen Systemen und Scham, er geht auf das Schulsystem ein und vieles mehr. Es gibt Passagen in diesem Buch, die finde ich langatmig, und es gibt Passagen, die habe ich mehrfach gelesen und immer Neues, Wichtiges entdeckt. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob nicht auch die langatmigen Passagen, wenn ich mal wieder drin stöbere, mir wichtig werden. Man spürt, der Mann weiß, wovon er schreibt, man spürt, er kennt das Leben; nichts wirkt intellektualisiert; es wirkt alles wie selbsterfahren.

Echt empfehlenswert, dieses Buch: Scham ist im Leben jedes Menschen ein Thema!


Montag, 24. März 2008

Brannte nicht unser Herz, da er mit uns redete auf dem Wege!


Worte von einem der beiden Jünger, denen sich Jesus auf dem Weg nach
Emmaus zugesellte und mit ihnen sprach, ohne dass sie es merkten.



Rembrandt-Werkstatt
Jesus in Emmaus


* * * * * * * * * * * *


In dieser Zeit, wo Gewalttätigkeit in Lüge gekleidet so unheimlich wie noch nie auf dem Thron der Welt sitzt, bleibe ich dennoch überzeugt, dass Wahrheit, Liebe, Friedfertigkeit, Sanftmut und Gütigkeit die Gewalt sind, die über alle Gewalt ist. Ihnen wird die Welt gehören, wenn nur genug Menschen die Gedanken der Liebe, der Wahrheit, der Friedfertigkeit und der Sanftmut rein und stark und stetig genug denken und leben.
Albert Schweitzer (1875-1965)

Sonntag, 23. März 2008

Ostern war schon immer ein Fest des Lichtes und der Morgenröte


Ostern
, unser Name für das Fest der Auferstehung, war bereits vor der Christianisierung ein Frühlingsfest, ein Fest des zunehmenden Lichtes, wohl benannt nach einer germanischen Göttin namens Eostrae.
Indogermanisch sprachverwandt finden wir im Griechischen Eos, die Göttin der Morgenröte; sie ist die Schwester des Sonnengottes Helios und der Mondgöttin Selene.
Im Lateinischen lautet ihr Name Aurora, eben die Morgenröte.



Ostern offenbart den Mut und die Kraft des Weiblichen


... ich möchte hingehen und ihn holen ...


Das sagt Maria aus Magdala zu dem Gärtner, dem sie in der Morgendämmerung in dem Garten, in dem Jesu Grab sich befindet, begegnet und von dem sie glaubt, dass er den Leichnam Jesu aus dem offenen Grab entfernt habe.
Welchen Mut hat diese Frau! Ihre Worte klingen nicht danach, als ob sie dem Gärtner groß eine Wahl lasse.
Was sie nicht weiß, ist, dass sie dem "Toten" gegenübersteht. Der Gärtner ist Jesus.
Wie wird er sich in diesem Moment über Maria Magdalena gefreut haben! - Noch im Tod will sie ihn geehrt sehen.


Es ist nicht der bisweilen großspurige Petrus, der das zentrale Ostergeschehen entdeckt, nicht Andreas, nicht der Lieblingsjünger Johannes, nein, es ist nach dem Johannes-Evangelium diese wunderbare Frau aus Magdala, die in der Frühe des Tages das Grab besucht; sie ist es, welche die Jünger auf der Stelle informiert: Das Grab ist leer.
Diese spurten sofort zum offenen Grab, doch nicht ihnen offenbart der Gärtner, wer er wirklich ist, er zeigt sich anschließend Maria, als die Jünger wieder weg sind. Nach dem Evangelisten Matthäus sind es die beiden Marias, nach den anderen Evangelien sind es mehrere Frauen, die das Grab aufsuchen.
Die Jünger sitzen derweil beisammen und blasen Trübsinn.

Hatten die Jünger die Hosen voll, weil sie wussten, dass das Grab bewacht wurde, hatten sich doch die Pharisäer erinnert, dass Jesus gesagt hatte, er werde nach drei Tagen auferstehen; deshalb hatten sie Pilatus um Wachen gebeten. Ausgerechnet die Pharisäer hatten Jesus offensichtlich ernst genommen, die Jünger wohl nicht, wo sonst hätten sie sich von Jesu Auferstehung überzeugen können als an seinem Grab! Warum waren sie nicht dort?

Die Wachen waren da, die Frauen kamen zum Grab, ausgerechnet aber die Jünger blieben weg! Seltsam ...

So bleibt es Frauen vorbehalten, die Wahrheit dieses Tages zu erkennen.

Gewiss, ein Mann hatte Jesus das Kreuz getragen, Simon von Kyrene; gewiss, ein Mann hatte Jesus sein Grab zur Verfügung gestellt, damals eine äußerst mutige Tag, es war Joseph von Arimathia.

Doch ein Mann, Thomas, hatte an Jesus gezweifelt, ein Mann, Judas, hatte ihn verraten, ein Mann, Petrus, hatte ihn verleugnet.
Es waren Johannes und mehrere Frauen, die unter dem Kreuz standen, es waren Frauen, die sein Grab aufsuchten, es war eine Frau, der sich Jesus als Auferstandener zuerst zeigt - das kann kein Zufall sein!
Mit welchem Recht gibt es nur Kardinäle, mit welchem Recht gibt es nur Päpste? Es waren die männerdominierten monotheistischen Religionen, die die meisten Kriege anzettelten.

Wann darf in den Herzen der Menschen, vor allem in denen ihrer geistigen Führer, Gott wieder eine Frau sein, besser: männlich-weiblich, yin und yang?

Es macht natürlich keinen Sinn, Männer und Frauen gegeneinander auszuspielen. Warum aber tut es vor allem die katholische Kirche? Auch im Islam sehe ich keine Frauen ...
Goethe wusste, warum er am Ende von Faust II schrieb:

Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.

Ich glaube, es ist Teil der Osterbotschaft, dass in uns Männliches und Weibliches Frieden schließen möge, damit Frieden auch auf Erden werden kann.
Nur wer versöhnt ist in und mit sich, kann Frieden leben.

Samstag, 22. März 2008

Ostersamstag: Neu-Ausrichtung als Jüngstes Gericht




"Niedergefahren zur Hölle" - so heißt es im Apostolischen Glaubensbekenntnis.
Gibt es also eine ewige Verdammnis?

Gibt es eine Hölle? - Gibt es ein Jüngstes Gericht?Eine ewige Verdammnis gibt es nicht. Für mich nicht: Ein Gott der Liebe verdammt nicht auf ewig.
Das hätten einige Theologen gern, damit sie besser drohen und mehr Macht über ihre Mitmenschen haben können.Aber was hat es mit dem Jüngsten Gericht auf sich?
Gegenfrage: Kennt jemand ein Ältestes Gericht?
Noch nie gehört? - Ich auch nicht.
Warum nur wird ein Gericht so dezidiert als Jüngstes Gericht bezeichnet?Für mich ist das Jüngste Gericht etwas, was immer im Augenblick stattfindet.
Es ist so jung, jünger geht´s nicht. - Kein Wunder, dass die Jünger Jesu wohl darum wussten.
Immer in der Gegenwart entscheidet sich, wohin wir uns richten, nach was wir uns ausrichten.Gerichtet-Sein bedeutet, eine Ausrichtung haben - das ist die Bedeutung, die hinter dem Wort Gericht steht.
In erster Linie hat es gar nichts mit Strafe und Urteil zu tun.
Das Wort Gericht ist der Bedeutung des Wortes (aus)richten angeschlossen.
Derselben indogermanischen Sprachwurzel zugehörig ist das Wort recht, was u.a. gerade bedeutet. Weitere Wörter aus dieser Wurzel sind das Wort (sich) recken, lenken, Regent und andere mehr.

Das Jüngste Gericht ist etwas, was uns in der Gegenwart unmittelbar ausrichtet, wenn wir diese Instanz wahrnehmen.
Diese Ausrichtung lässt den Menschen zu jeder Zeit sich entscheiden zwischen einer Hinwendung zu dem niederen Teil seiner Seele und all dem Unrat, der im kollektiven Unbewussten gespeichert ist, oder er richtet sich aus in Richtung auf sein wahres Selbst: Friedrich Schiller spricht in Über Anmut und Würde vom "höhern Selbst".
Diese Ausrichtung ist sicherlich ganz entscheidend in dem Leben nach dem Leben. Wohin sich die Seele hier ausrichtet, dort verbringt sie ihre Zeit, bis sie in ein neues Leben eintritt. Daher mag die Bedeutung des Jüngsten Gerichtes, wie es weite Teile der Christenheit auffassen, kommen.
Ein Mensch, der hier in seinem Leben sich immer wieder neu auf seine wahre Bestimmung als Mensch ausrichtet, wird in seinem Leben im Jenseits nie absinken.

Wer aber hier immer unbewusst dahingelebt hat, läuft große Gefahr, sich jenen Ebenen anzuschließen, die wir als Hölle bezeichnen. Es sind Bewusstseinsebenen niederer Natur. Bis hin zu völliger Lichtlosigkeit. Dort verkümmern auch die Augen.
Der eigentliche Trugschluss vieler Menschen liegt darin zu glauben, dass es auf der Erde weder einen Himmel noch eine Hölle gäbe. - Wer hier um das Goldene Kalb tanzt, befindet sich seelisch gesehen in der Hölle, auch wenn die Gier nach Events das eine Weile überdecken kann.
Irgendwann jedoch platzt jede Seifenblase.
Der Überlieferung nach geht Jesus zwischen seiner Kreuzigung und seiner Auferstehung in jene oben angesprochenen lichtlosen Bereiche.
Mancher mag dort sein Licht für eine Fata Morgana gehalten haben, manche mögen die Gunst der Stunde genutzt haben. Auch dies war für sie dann ein Jüngstes Gericht, die Möglichkeit einer Neu-Ausrichtung.

Für mich hat eine Kirche, die mit Pseudo-Wahrheiten wie Schuld und Sünde und Strafe und Ewige Verdammnis operiert, dazu beigetragen, dass die Menschen ihre Wahrheit in sich aus den Augen verloren haben.

Deshalb ruft Angelus Silesius:

Halt an, wo laufst Du hin,
der Himmel ist in Dir.
Suchst Du ihn anderswo,
Du fehlst ihn für und für.

Warum soll ich an Strafe, Schuld und Sünde glauben, wenn der Himmel in mir ist?
Auf was ich mich ausrichte, das ist meine Richtung, mein Jüngstes Gericht.


Ob Himmelreich, ob Hölle - darüber entscheide ich, quasi stündlich.


Osterformel

Die allgemeine Osterformel lautet:

Der erste Sonntag nach dem Frühlingsvollmond ist Ostern und der kann zwischen dem 22. März und dem 25. April am Himmel aufgehen - heuer war das am Karfreitag um exakt 19.41 Uhr. Erst 2160, also in 152 Jahren, wiederholt sich dieses früh gelegene Osterfest.

Bis die Menschheit zu dieser Festlegung nach der Osterformel kam, war es ein langer Weg. Der Mondkalender in der Bibel kollidierte mit dem Sonnenkalender der Christen. Erst eine Entscheidung der westlichen Kirchen auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsmond wurde endgültig im 4. Jahrhundert festgemacht. Und später entwickelte der Mathematiker Carl Friedrich Gauß eine "Osterformel", nach der die Termine Jahrzehnte voraus berechnet werden können.

(nachzulesen in Steiermarks KLEINE ZEITUNG)

Freitag, 21. März 2008

Gib uns Barabbas! - Karfreitag













Der Präfekt Roms in der Provinz Judäa, Pilatus, durch seine Frau und deren Träume gewarnt, ließ das Volk dennoch entscheiden, wen es haben wolle, Barabbas - den Evangelien nach ein Bandit, Aufrührer, ja womöglich ein Mörder - oder Jesus.

Pilatus war sich im Klaren darüber, dass die Liebe, um zu überleben, seines Schutzes bedurft hätte, denn er wusste genau, wie das Volk sich entscheiden würde:

Gib uns Barabbas!
Die Antwort war eindeutig.

Bewegt hat mich schon immer die Frage, ob Jesu Tod notwendig gewesen sei.

Ein großes Miss-Verstehen gibt es im Hinblick darauf, ob Jesus durch seinen Tod für uns unsere Sünden trage, gleichsam übernehme, uns reinwasche, wie es mir in meiner Kindheit immer wieder erzählt wurde und wie es auch heute noch verbreitet wird.
Wenn Jesus das tat, warum verhalten sich die Menschen dann weiterhin gleich?
Warum hat sich so wenig im christlichen Abendland verändert?
Warum wird die Ferne des Menschen von seinem inneren Wesen, von der Liebe, eher monströser?

Ich mag dieses Wort Sünde nicht. Es ist mir zu moralisierend, zu verurteilend, zu ultimativ. Für mich ist Sünde Bewusstseinstrübung, im Extrem ist es im Bewusstsein finster. Es ist, als ob Menschen in einem finsteren Raum tappen, nicht wissen, wo sie sind.
Dem Verstand, dem Intellekt geben sie seit der Epoche der Aufklärung im 18. Jahrhundert die Rolle des Lichtes, aber es ist kein inneres, kein geistiges Licht. Vor allem ist dieses Licht kalt wie eine Neonröhre.

Dabei kann der Verstand durchaus hilfreich sein und in unserem Leben eine wichtige Funktion erfüllen.
Auf sich allein gestellt aber ist er eine Nebelkerze:Es raucht gewaltig und in Wahrheit sieht man nichts mehr.

Die Seele der Menschen ahnt, manchmal weiß sie auch sehr genau um ihre Bewusstseinstrübungen, deshalb haben so viele Angst vor dem Tod. Im Leben nach dem Leben gibt es keine Taschenlampen, keine Nebelkerzen, kein Spektakel, mit dem man sich ablenken und die Sinne betören kann.
Das goldene Kalb erweist sich als Fata Morgana.
Als Illusion.

Lateinisch illudere bedeutet verpotten.
Wer wurde verspottet? Wer wird verspottet?
Das wahre Wesen des Menschen, die Liebe.

Kann man mehr Hohn und Spott über die Liebe ausgießen, als dass man das Volk zwischen der personifzierten Liebe und einem Verbrecher wählen lässt?

Pilatus wusste, dass das Volk durch die Pharisäer manipuliert war.
Die Pharisäer stehen hier symbolisch für alle Intriganten, alle Vasallen der Lieblosigkeit, alle Nachfahren des Herodes.

In einem Fall möchte ich das Wort "Sünde" als angemessen erachten:
Wenn jemand wider besseres Wissen den Tanz des Goldenen Kalbes tanzt.
Der spottet der Liebe.

Ist es also das, was man als Sünde bezeichnen kann?
Wider besseres Wissen den Weg der Illusion zu gehen?

Aber tun das nicht viele Menschen?

Das Kreuz, das Jesus auf die Schädelstätte trug – er tut es immer wieder -, ist das Ego, das niedere Selbst des Menschen, dessen Hochmut, sein Neid, sein Verrat an der Liebe, seine Gier nach Macht in der Gesellschaft, Macht in der Liebe über den anderen, was man gemeinhin als Sex bezeichnet, sein Tanz um das goldene Kalb.

Deshalb Jesu´ Wort: Ich bin der Weg … Mein Weg ist die Wahrheit … Es ist auch Dein Weg ... Er bedeutet wahres Leben!

Wenn der Mensch bereit ist, obige Dinge zu Ende zu bringen, Hass, Neid, Machtgier und seine Feigheit, sich zur Liebe zu bekennen, wirklich zu kreuzigen, dann tut er, was Jesus damals für ihn Weg bahnend vorausging.
Doch der Mensch muss es selbst wollen, selbst tun!
Das falsche Bewusstsein muss sterben.
Dann steht die Liebe auf! Dann ist Ostern!
Nur:
Ohne dass Jesus diesen Weg gegangen wäre, würde es niemandem gelingen.

Wer denn wüsste um diesen Weg?

Dieser Weg lässt sich nicht beschönigen.
Jedem Ego wird sein Golgatha. - Wenn unser Selbst es will.

Nie wäre ohne Jesu Sterben der Vorhang im Tempel zerrissen.
Eine gewaltige Symbolik.

Trotz Laotse (6. Jh. v.Chr.), Konfuzius (551-479), Sokrates (469-399), trotz Buddha (ca. 450-ca.370), trotz Platon (427-347):
Der Verrat an der Liebe, der Verlust der Liebe auf der Erde war zu groß.

Sieht es so aus, dass die Reise der Menschheit ein gutes Ende nimmt?

Als die vollkommene Liebe auf die Erde kam, wusste sie, dass die Menschen sie opfern und ihr einen Verbrecher vorziehen würden.

Gib uns Barabbas!

Wäre es heute anders?

Sonntag, 16. März 2008

Wess` Geistes Kind

Peter Handke in einer Fernsehsendung:


"Das ewige Licht gibt es eh´ nicht."

Phönix, 16.3. 2008


Handke
, Autor des bekannten, durch Wim Wenders 1971/72 verfilmten Romans Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, schätzt Franz Kafka (1883-1924) und spricht davon, dass dieser eine Instanz in ihm sei.

In Kafkas Türhüterlegende, in der ein Mann ein Großteil seines Lebens vor einer Tür sitzt und nicht hineinkommt, weil sie von einem Türhüter bewacht wird, der ihn nicht hineinlässt, heißt es am Schluss über den Mann:

Schließlich wird sein Augenlicht schwach und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird oder ob ihn nur seine Augen täuschen. Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr aufrichten kann. Der Türhüter muss sich tief zu ihm hinunterneigen, denn die Größenunterschiede haben sich sehr zuungunsten des Mannes verändert. „Was willst du denn jetzt noch wissen“, fragt der Türhüter, „Du bist unersättlich.“ „Alle streben doch nach dem Gesetz“, sagt der Mann, „wieso kommt es, dass in den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat.“ Der Türhüter erkennt, dass der Mann schon am Ende ist und um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: „Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für Dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn."

So viel zum Thema ewiges bzw. unverlöschliches Licht, das es doch laut Peter Handke gar nicht gibt ...
Ob unser zeitgenössischer Schriftsteller seine Instanz Kafka versteht?
Ob er versteht, dass er der Mann vor der Tür und womöglich zugleich der Türhüter ist?
Ob er versteht, dass er sich womöglich selbst vom Licht fernhält?
Mit Licht meinen die Heiligen Schriften der Menschheit immer zugleich Bewusstsein.
"Es werde Licht!" - Immer ist damit auch Bewusstwerdung gemeint!
Zu jeder Zeit kann uns ein Licht aufgehen ...


Sonntag, 9. März 2008

Danke, Miriam,

... für Dein Geschenk,
einfach so mit einem Lächeln überreicht ...
Ich finde sie so goldig, die zwei Delphine.

Einer meiner Seelentiere ist ein Delphin, er heißt Helian.
Jetzt müsste ich nur noch wissen, wer der zweite ist :-))
Ob Helian eine Freundin hat? -
Er hat mir noch gar nichts davon gesagt ... vielleicht tut er´s auf diesem Wege :-))


Donnerstag, 6. März 2008

Krishnamurti: Bedingungen ganzheitlicher Entwicklung


Uns geht es um die ganzheitliche Entwicklung jedes Men­schen, darum, ihm zu helfen, seine eigenen höchsten und voll­sten Fähigkeiten zu verwirklichen - nicht irgendeine eingebil­dete Fähigkeit, die der Erzieher als ein Konzept oder Ideal vor Augen hat. Jeder Geist des Vergleichens verhindert dieses volle Aufblühen des Individuums, sei er nun Wissenschaftler oder Gärtner. Wenn es keinen Vergleich gibt, dann steht die höchste Befähigung des Gärtners auf der gleichen Stufe wie die höchste Befähigung des Wissenschaftlers: aber wenn der Vergleich hin­einkommt, dann kommt es zu den Herabsetzungen und neidi­schen Reaktionen, die zu Konflikten zwischen den Menschen führen. Wie das Leid, so ist auch die Liebe nicht vergleichend; sie kann nicht mit der größeren oder der geringeren verglichen werden. Leid ist Leid und Liebe ist Liebe, bei den Reichen wie bei den Armen.
aus Jiddu Krishnamurti, Vollkommene Freiheit.

Mittwoch, 5. März 2008

Die Wirklichkeit Circes - damals wie heute ...

Es ist, als ob die Gruppe Ärzte mit ihrem Song Männer sind Schweine geradewegs der Insel Circes und deren Schweine-Koben dort entkommen sei, denn eine der Spezialitäten Circes war es - und dies gelang ihr auch: Männer zu Schweinen zu machen.
Der Qualität dieses Songs ist unschwer zu entnehmen, dass ihr dies auch noch heute gelingt; hier ein kleiner Auszug:

Männer sind Schweine
Frage nicht nach Sonnenschein
Ausnahmen gibt's leider keine
In jedem Mann steckt doch immer ein Schwein
Männer sind Säue
Glaube ihnen nicht ein Wort
...
Circe becircte in der Tat alle männlichen Besucher, die auf ihrer Insel Aiaia landeten und verwandelte sie bevorzugt in Schweine.
Odysseus entging diesem Schicksal nur knapp und das nur dank der Hilfe des Gottes Hermes, der ihn vorwarnte und Mittel an die Hand gab, Circes Zauber zu besiegen und seine Kameraden zu befreien.

Circe, die Tochter des Sonnengottes Helios, steht für jenen Typ Frau, auf den Männer gern in Scharen hereinfallen und im Grunde gar nicht merken, dass sie seelisch zu Schweinen degenerieren. - So wirkungsvoll ist der Zauber der Circe. - Circe stand im Übrigen die ganze Palette an Tieren zur Verfügung, wenn es um eine Verwandlung ging.

Zum einen stellt sich die Frage, warum Männer auf diesen Zauber hereinfallen, den Zauber einer Frau, die ja spürbar nicht Liebe sucht, sondern deren Ziel bis zur Degeneration und lächerlichen Preisgabe des Männlichen gehen kann, verbunden mit der Inszenierung ihres Selbst; zum anderen gilt es zu enttarnen, wie und warum sich weltweit nicht wenige Frauen immer wieder diesem Circe-Muster zwanghaft zur Verfügung stellen. Man kann beim Betreten und anschließenden Verhalten von Paaren in Lokalen zum Beispiel die interessantesten Studien treiben; manchesmal inszenieren sich beide (bestens zu studieren im Rahmen dieses Liedes - in einem Liebeslied weniger aufeinander Bezug zu nehmen und mehr auf die Selbstdarstellung zu achten, geht kaum) und suchen am wenigsten den Bezug zu dem Partner, mit dem sie eigentlich gekommen sind.
Wenn eine Circe ein Lokal betritt und das Klappern ihrer Absätze zu hören ist, fahren 80 Prozent aller Männerköpfe herum, auch von denen, die mit Frau oder Partnerin da sind - vielleicht gerade von denen :-(
Zurecht mag man sich da fragen, wie es um die meisten Beziehungen bestellt ist. Ein Mann, der seine Frau wertschätzt, fährt nicht auf eine Circe ab. 

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch der verlorene Sohn im gleichnamigen Gleichnis der Bibel Vergleichbares erleben muss. Denn als er sein Vermögen, so entnehmen wir der Bibel, mit Prassen auf den Kopf gehauen hatte - wer weiß, vielleicht war auch hier eine Circe im Spiel, musste er sich als Schweinehirte verdingen und begehrte zu essen, was die Schweine fraßen. Hier ist der verlorene Sohn ebenso wie die Kameraden des Odysseus zwar nicht auf den Hund, aber aufs Schwein gekommen.
 
Das Schicksal von Odysseus ist das eines Mannes, der zurück möchte in die Heimat und anhand dessen, was ihm widerfährt, will es scheinen, als ob es ein Schicksal gäbe, einzig dazu geschaffen zu verhindern, dass Helden zurück in ihre Heimat finden.


Homers großer Gesang, die Odyssee, zeichnet stationenhaft die möglichen Gefahren beispielhaft nach; sie können, ja sollen eine Warnung sein für all die, welche wirklich ihre Heimat finden möchten.
Odysseus – übrigens der erste Kriegsdienstverweigerer der Geschichte; allerdings wurde er als solcher nicht anerkannt (er spielte nämlich den Verrückten, nur wurde er duchschaut) und musste mit nach Troja –
wäre ja fast schon bei den Lotophagen hängen geblieben und kein Stück weiter gekommen.

Doch das ist eine andere Geschichte, eine echte Sucht-Geschichte.

Bildqquelle: Mit freundlicher Erlaubnis von Martin Boss, dem Leiter des AERIA-Projekts