Mich hat ungeheuer beeindruckt, wie sehr eine Frau in der Lage ist, ohne Wenn und Aber zu ihrer Weiblichkeit zu stehen, spürbar ohne Angst, jemand könne diese untergraben, weil sie zutiefst von dem Wert wahrer Weiblichkeit überzeugt ist, wie sie in ihr selbst ist. Solche Weiblichkeit muss nicht kämpfen. Das ist ja auch der Grund, der fast immer hinter oft aggressiven Emanzipationsbemühungen steht: dass Frauen, die um die Stellung der Frau in der Gesellschaft kämpfen, eigentlich den Kampf um Weiblichkeit in sich noch nicht zu Ende gekämpft haben, ja manchmal erst am Anfang dieses Kampfes im eigenen Inneren stehen. Daher rührt für mich auch jene Verbissenheit, die vielfach im Rahmen entsprechender Auseinandersetzungen zu finden ist.
Maria Magdalena, die große Liebe und Frau von Jesus - sie ist die oben angesprochene Frau - äußert aus ihrem Herzen heraus:
(..) in jenen vielen Nächten, wenn Jeshua und ich allein waren, kam er zu meinem Brunnen, um aus mir die Kräfte der Isis zu schöpfen, um sich aufzubauen und zu stärken.
Es ist noch nicht so lange her, dass mir Das Manuskript der Magdalena. Die Alchemie des Horus und die Sexualmagie der Isis zu-fiel, in dessen erstem Drittel der Autor Tom Kenyon Worte - oder sagen wir: eine Botschaft - jener Maria Magdalena channelt, die auf rabbinische Weise mit Jesus, der hier Jeshua genannt wird, verheiratet war und mit dem sie eine gemeinsame Tochter, Sar´h hatte, die allerdings erst nach seinem Kreuzestod auf die Welt kam und mit der sie vorsichtshalber dann in Südfrankreich an Land ging.
Mit Tom Kenyon teile ich eine gewisse Abneigung gegen das Channeln, weil zu oft unklar ist, wer da wirklich auf der anderen Seite steht und Worte eingibt; zu oft werden auch Channelings, wie ich glaube, beobachtet haben zu können, frei erfunden. Das von Tom Kenyon gechannelte Manuskript der Magdalena kommt bei mir allerdings absolut authentisch an. Für mich ist kein Zufall, dass mir während meiner Lektüre einige Brunnengedichte, die zu meinen Lieblingsgedichten überhaupt gehören, in den Sinn kamen und auf eine neue Weise bewusst wurden, was natürlich damit zusammenhängt, dass Maria Magdalena wiederholt vom Brunnen spricht.
Das Manuskript der Magdalena ist deshalb so wertvoll, weil es den Blick öffnet für eine Heilige Sexualität auf eine Weise, wie ich sie so noch nie an anderer Stelle auch nur annähernd so überzeugend dargestellt fand. Vor allem dann kann man den Wert dieses Manuskriptes ermessen, wenn man zum Vorhandensein der Kundalinikraft Ja sagt und nachvollziehen kann, was die beiden Schlangen, die solare und die lunare, rechts und links von der Wirbelsäule in ihrem Aufsteigen bewirken können. Damit einher geht eine seelisch-geistige Wertschätzung des Liebesgefährten bzw. der Liebesgefährtin, die eine Wahrhaftigkeit dem Anderen gegenüber und eine Ehrlichkeit voraussetzt, wie sie in ihrer Herausforderung und Bedeutung im dritten Teil von Das Manuskript der Magdalena eindrucksvoll vermittelt wird.
Dieses Buch gibt auf seinen 250 Seiten neben der Sexualmagie der Isis, in der Magdalena ausgebildet war, Übungen und Möglichkeiten weiter, so dass wir uns auch in unserer Zeit dieser Magie bedienen können, und es gibt ebenfalls einen Einblick in die Liebesbeziehung zwischen Magdalena und Jeshua. Sie begann an einem Brunnen (hier der Textauszug dazu). Diese Liebesbeziehung war geprägt von einer Sexualität, die heute dem Bewusstsein der Menschen verloren gegangen ist, vor allem die Tatsache, dass eine heilige Sexualität die spirituelle Entwicklung der Liebenden fördert. Die Kirche hat ja nicht nur das Weibliche diskreditiert, sondern auch diese wertvolle Sexualität.
Magdalena formuliert hierzu:
Aus meiner jetzigen Sicht finde ich es äußerst tragisch, dass die Geheimnisse und die Heiligkeit unserer Sexualität von der Kirche, von den Kirchenvätern, als Böse verteufelt wurden. Fast 2000 Jahre lang wurde einer der kraftvollsten und schnellsten Wege zu Gottes Erkenntnis als falsch hingestellt (…) Die Wahrheit und die Kraft von Jeshuas Lehren wurden von der Kirche verdreht. Die Geheimnisse der Erhöhung des Bewusstseins durch heilige Sexualität, so wie Jeshua und ich sie praktizierten, wurden von der Kirche unterschlagen. Mir ist klar, dass nur eine Handvoll Menschen meine Geschichte verstehen wird, doch das genügt.
Und an anderer Stelle heißt es:
Die Kirche behauptet, dass ich eine Hure war, doch ich sage euch jetzt, dass die Kirche die Hure ist, denn sie will euch weismachen, dass Frauen verdorben sind und dass die sexuelle Leidenschaft zwischen einem Mann und einer Frau böse ist. Doch genau hier, in der magischen Anziehungskraft der Leidenschaft, entsteht die Grundlage für die Himmelfahrt.
Die Sexualmagie, von der Magdalena spricht, ist ein Synonym für lebendiges Leben. Leben ist nicht selbstverständlich lebendig. Viele Menschen sind tot im Leben, zumindest halbtot. Und ein Gradmesser ist ihre gelebte Sexualität bzw. - gerade im Bezug auf Alleinstehende oder solche, die in einer Beziehung in Wirklichkeit alleine sind - wie lebendig ihre sexuelle Energie sein kann, d.h., ob ihre beiden Schlangen am unteren Ende der Wirbelsäule dahindösen (man muss das leider bei viel zu vielen Menschen wahrnehmen) oder ob sie im Aufstieg begriffen sind. Da ich hier nicht näher auf die Sexualmagie der Isis und die Alchemie des Horus eingehen kann, möchte ich einen kleinen Auszug auf meinen Blog Wortbrunnen stellen. Er mag auch verdeutlichen, dass alles, was mit gelebter heiliger Sexualität zusammenhängt, alles, was der Normalbürger gern auch als phallisch, sexistisch oder pornographisch katalogisiert, im Rahmen der Sexualmagie der Isis und der Alchemie des Horus Zeichen des Lebens, des lebendigen Lebens sind.
Wenn zwei Körper zueinander finden, finden eben auch zwei Seelen zueinander und das ist etwas ganz Besonderes und zugleich ist es so natürlich, aber nicht mit der tierischen Ebene vergleichbar, die ja auch natürlich ist. Jeder ist sich dessen bewusst und muss ja auch regelmäßig davon Kenntnis nehmen, dass es auch unter Menschen eine Sexualität gibt, die der der Tiere vergleichbar und auf diese Ebene gesunken ist. Oft schnüffeln Menschen wie Hunde aneinander, um sich dann wie Tiere zu paaren. Die Menschheit ist in Teilen soweit abgeglitten, dass sie an solchem Verhalten gar keinen Anstoß mehr nimmt. Auf Theaterbühnen, in Filmen, in Social-Media-Videos kommt ja man kaum mehr umhin, damit konfrontiert zu werden.
Die Not kann nur wenden und notwendig ist, dass wieder Menschen sehr bewusst sich zu einer Sexualität bekennen, wie sie Jesus und Maria Magdalena lebten, gewiss auch Maria und Joseph oder auch die beiden Liebenden des Hoheliedes in der Mitte der Bibel.
Menschen haben diesen ein- und zartfühlenden Umgang von liebenden Menschen miteinander in der Lyrik, der Musik oder auch Architektur, der Brunnen-Architektur, immer wieder gestaltet. Wenn wir auf solche Beispiele treffen, dann haben aufsteigende Gedanken und Bilder nichts auch nur entfernt Anstößiges, weil solch ein Umgang miteinander zum Heiligsten gehört, was es unter Menschen gibt. Friedrich Hebbel hat es in Das Heiligste gestaltet oder auch ein Conrad Ferdinand Meyer in Der römische Brunnen, angeregt durch den Anblick der Fontana dei Cavalli Marini in der Villa Borghese, einer Parkanlage inmitten von Rom.
Wir lesen:
Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
Ich kenne kaum einen Gedichtanfang, der genialer gestaltet ist.
Die acht Verse sind eigentlich im jambischen Versmaß verfasst, d.h., einer unbetonten folgt immer eine betonte Silbe. Eigentlich müsste also zu Beginn des Gedichtes „-steigt“ betont sein. Es gibt allerdings Fälle, wo eine Wortakzentuierung den Anforderungen des Versmaßes zuwiderläuft. Hier ist das der Fall: das „Auf-„ will betont sein; man spricht dann von Tonbeugung. Es schließen sich zum Ausgleich zwei unbetonte Silben an.
Hier hat dieser Beginn zur Folge, dass die Aufwärtsbewegung, die ohnehin im „Auf“ liegt, ganz besonders in den Mittelpunkt gerückt wird.
Conrad Ferdinand Meyer ist nicht dafür bekannt, dass er sich - schon gar nicht auf laute Weise - mit erotischen Inhalten befasst oder sie gar in den Mittelpunkt gerückt hat. Eher ist sein Stil, dass er Dinge ganz sanft und verhalten andeutet. Beispielhaft hierfür ist seine wunderbare Ballade Stapfen, in der das Ende einer Beziehung, einer Liebesbeziehung, auf eine Weise mit den Mitteln von Fußabdrücken angedeutet wird, wie man es berührender kaum gestalten kann.
In der höfischen Literatur des Mittelalters und der Lyrik des Barock, bei Martin Opitz und Andreas Gryphius z.B., wurden Quellen- und Brunnenbilder gern erotisch eingesetzt, wenn das Schöpfen aus dem Born beispielsweise eine sexuelle Vereinigung andeutet. In der mittelhochdeutschen Liebesdichtung ist der Brunnen gern auch Ort der Begegnung, aber auch Symbol des erotischen Begehrens. Ja, im derben Fasnachtsspiel und der Schwankliteratur stehen Brunnen auch unverhohlen für die Vagina und Sprudeln steht für sexuelle Lust und den Geschlechtsakt.
In Rilkes Römische Fontäne (Text s. Schluss) oder auch Hofmannsthals Weltgeheimnis finden sich diese Andeutungen auch bzw. die Inhalte können sexualsymbolisch gesehen werden; auch in Meyers Der römische Brunnen vermag man durchaus Bilder zu assoziieren, die auf den weiblichen Schoß verweisen („der Marmorschale Rund") bzw. auf männliche Erektion und Ejakulation („ Aufsteigt der Strahl“) und eine natürliche Weitergabe der Erregung („Die zweite gibt, sie wird zu reich, / Der dritten wallend ihre Flut“).
Liebe zwischen Mann und Frau - oder auch zwischen gleichgeschlechtlich Liebenden; Maria Magdalena bezieht diese Liebe in ihrem Manuskript ausdrücklich mit ein - unterliegt einem beseligenden Wechsel von Strömen und Ruhen, von Geben und Nehmen; nicht von ungefähr widmet diesem kosmischen Prinzip des Lebens C.F. Meyer die letzten beiden Verse seines Gedichtes („Und jede nimmt und gibt zugleich / Und strömt und ruht.“)
Bei ihm, bei Rilke und Hofmannsthal - anders ist es in Baudelaires Le jet d'eau - kann man das Angesprochene auch naturhaft und dinglich sehen, ohne sexuellen Gehalt.
Wenn man die geschlechtliche Ebene aber mit einbeziehen möchte, dann ist sie in keiner Weise derb, platt, obszön, sondern sie nähert sich einer Sicht auf Körperlichkeit und Sexualität, wie sie sich in Das Manuskript der Magdalenafindet: Sexualität ist lebendiges Leben in wunderbarer Natürlichkeit, wie sie sich ganz natürlich in der Natur und da findet, wo Menschen Lebendiges gestalten.
Die Katholische Kirche hat es ja geschafft, Sexualität Konnotationen beizumengen, die im "Erfolgs"fall schlechtes Gewissen und sündige Gefühle hervorrufen. Und wir wissen ja, dass in der ganzen Bandbreite der Pornographie und Prostitution Sexualität sich vollkommen abgespalten hat von einem erfüllten Menschsein. Wer ist sich heute noch dessen bewusst, dass Sexualität ohne Liebe der Seele schadet, ja, sie an die Grenzen ihres Ruins bringt, weil Kanäle - oder sagen wir Verbindungen - zur seelischen Heimat des Menschen womöglich für viele Leben verstopft sind. Einen grauenhaften Beitrag dazu leisten manche Sexologen - ich denke da u.a. an die aus dem Fernsehen bekannte Ann-Marlene Henning; es ist schon fast unglaublich, wie sehr bei ihr Sexualität auf Sex-Technik und Entblockierung bürgerlicher Moralvorstellungen reduziert wird. Ich habe vor mehr als 15 Jahren einige ihrer damals in Mengen veröffentlichten Sextechnik-Videos angeschaut (mittlerweile finde ich sie nicht mehr auf You Tube); ich habe nicht in Erinnerung, dass sie ein einziges Mal von Liebe gesprochen hätte und mein Eindruck ist auch, dass sie keine Ahnung hat, was diese ausmacht; sie wird, vermute ich, in ihrer Berufsgruppe diesbezüglich nicht die oder der Einzige sein … (hier ein Beispiel)
Die Wahrheit aber ist: Sexualität ist spirituell.
Es wird noch eine ganze Zeitlang so sein, dass darüber viele Menschen lächeln oder Witze machen.
Sexualität ist auch nicht damit verbunden, dass auf Lust Leid folgt. Ein Beispiel, wie sich heimlich auch über Lyrik solch ein Denken einschleicht, habe ich anhand von Baudelaires Der Springbrunnen versucht deutlich zu machen. Weil dies den Rahmen dieses Beitrags hier sprengen würde, habe ich meine Gedanken dazu auf meinem Blog Wortbrunnen festgehalten
Maria Magdalena war die Veröffentlichung ihres Manuskriptes mit Hilfe von Tom Kenyon und Judi Sion deshalb so wichtig, weil sie eine Tür öffnen will zu einer Rückkehr dessen, was Sexualität wirklich ist: Zugang zu unserem Inneren, zu unserer ureigenen Spiritualität. Dieser Weg ist gewiss nicht einfach, er ist eine große Herausforderung und mit viel, sehr viel Mut zu Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit sich selbst und dem Liebesgefährten gegenüber verbunden.
Wir können Hofmannsthals Weltgeheimnis als einen großen Verweis auf unsere Herkunft sehen, die für viele zum Geheimnis geworden ist. Wir können aber auch den Brunnen, von dem er spricht, als ein Vagina-Symbol sehen. Und das ist keineswegs an den Haaren herbeigezogen, denn wir nähern uns ja auf diesem Weg einer so wichtigen Frage, warum so viele Männer, meist klammheimlich, Angst vor dem Weiblichen haben (mehr dazu hier) - und nie einen offenen Blick auf die Vagina werfen, was dazu geführt hat, dass letztere oft pornographisch verzerrt und entwürdigend dargestellt wurde und wird und selbst Frauen sich mit einem offenen Umgang schwer tun. Es ist jener unbekannte Gegenstand, von dem Rilke in der Römischen Fontäne spricht. In jener hat alles noch einen Hauch von Hofmannsthals Weltgeheimnis und alles Angesprochene ist zwar sprachlich für den, der es mag, faszinierend ausgedrückt; doch alles entgleitet auch sehr ins Ästhetisierte, ein Phänomen, das wir bei Rilke häufig finden, was seine Eigenart ausmacht, aber ob er mit dem, was das in seinem persönlichen Leben spiegelt, glücklich war, bezweifle ich sehr, zu sehr bestand bei ihm eine Dysbalance zwischen seiner weiblichen und männlichen Seite, zu sehr überwog das Weibliche in ihm zuungunsten klarer Männlichkeit. Zugleich ist natürlich diese seine seelische Konstitution Quell seiner ungeheuren Sensibilität, die ihm zugleich im Persönlichen so viel zu schaffen machte.
Zum Abschluss möchte ich noch auf eine Übersetzung von Charles Baudelaires Brunnengedicht Le jet d’eau (Der Springbrunnen) verweisen. In ihr wird Phoebe, von der Baudelaire spricht, in Phoebus verwandelt.
Das macht deutlich, wie sehr unsere Erde eines Bewusstseins vom Wert des Weiblichen bedarf und wie wichtig Das Manuskript der Magdalena ist und man mag hoffen, dass es immer weniger Menschen gibt, denen es möglich ist, einfach anstelle des Weiblichen das Männliche zu setzen, zumal hier auch ein wertvolles Original kurzerhand im Grunde gefälscht wird.
Ich schließe mit Rilkes Römische Fontäne. Auch wenn ich mich einer kritischen Anmerkung nicht enthalten konnte, finde ich in seiner Symbolik dieses Gedicht eines der bemerkenswertesten Sonette deutscher Sprache:
Römische Fontäne
Borghese
Zwei Becken, eins das andere übersteigend
aus einem alten runden Marmorrand,
und aus dem oberen Wasser leis sich neigend
zum Wasser, welches unten wartend stand,
dem leise redenden entgegenschweigend
und heimlich, gleichsam in der hohlen Hand,
ihm Himmel hinter Grün und Dunkel zeigend
wie einen unbekannten Gegenstand;
sich selber ruhig in der schönen Schale
verbreitend ohne Heimweh, Kreis aus Kreis,
nur manchmal träumerisch und tropfenweis
sich niederlassend an den Moosbehängen
zum letzten Spiegel, der sein Becken leis
von unten lächeln macht mit Übergängen.